„Ich schlachte Dich ab, ich lösche dich aus“ – diese und andere Drohungen soll eine Frau gegen die Nachbarn gerichtet haben. Von ständigem Schreien ist die Rede, von der Angst der Bewohner eines Mehrfamilienhauses und von Polizeieinsätzen.
Die Tränen kann Maria nicht zurückhalten, als sie von nächtlichen Schreien, wildem Gepolter und Beleidigungen im Hausflur berichtet. Eine Frau, erzählt sie, würde sie und die anderen Bewohner des Hauses in einem Balinger Teilort regelrecht terrorisieren. Diese Frau sei hochgradig psychotisch, seit dem Tod der Mutter, die im selben Haus gelebt habe, sei die Situation eskaliert.
Einige Bewohner sind bereits ausgezogen
Maria heißt nicht Maria. Zu ihrem Schutz haben wir ihren Namen geändert. Denn Maria hat Angst. Große Angst sogar. „Ich bezahle Miete für die Hölle“, sagt sie und schluchzt. 32 Parteien würden im Haus leben, es sei eine „tolle Gemeinschaft“. Allerdings: Eine einzelne Frau terrorisiere die Nachbarn. „Das geht seit Jahren so, einige sind deswegen ausgezogen.“
An Ruhe und Schlaf sei nicht zu denken
Auch die Mutter der Frau habe im selben Haus eine Wohnung gehabt. Kurz vor Weihnachten sei diese verstorben – seitdem sei die Situation regelrecht eskaliert. „Sie geht in die Wohnung der Mutter, haut gegen die Heizung und schreit wie wild“, berichtet Maria. „Tag und Nacht.“ An Ruhe und Schlaf sei nicht zu denken.
Die Nachbarn hätten Lärmprotokolle geführt und die Hausverwaltung eingeschaltet. Diese sei machtlos – die Frau lebe in einer Eigentumswohnung. Nun solle die Eigentümerversammlung abgewartet werden.
Polizei wird mehrfach alarmiert
Aus der Not heraus hätten die Bewohner immer wieder die Polizei gerufen. Das bestätigt Martin Raff, Sprecher beim Polizeipräsidium in Reutlingen. Er hat sich die Mühe gemacht und die Einsätze an besagter Adresse für das laufende Jahr händisch ausgewertet. „Dabei ließen sich rund eine Handvoll Einsätze recherchieren, bei denen das Polizeirevier Balingen aufgrund einer vorausgegangenen Ruhestörung informiert worden war,“ erklärt Raff.
„Sobald die Polizei kommt, sind die Psychosen verschwunden“, berichtet Maria. Sie hat sich an unsere Redaktion gewandt, um sich und die Nachbarn zu schützen. Denn die Polizei sei in diesem Fall machtlos.
„Sie ist eine tickende Zeitbombe“
„Wir alle wollen Ruhe im Haus.“ Maria sei am Ende ihrer Kräfte. Viele Mieter seien bereits ausgezogen – aus Angst. Kindergarten und Schule lägen in unmittelbarer Nähe des Hauses, auch das mache Maria Sorge. „Die Frau braucht professionelle Hilfe“, meint sie. „Und zwar, bevor etwas passiert.“ In ihren Augen sei die aggressive Nachbarin „eine tickende Zeitbombe“.
Der selben Ansicht sei auch die Stiefschwester der Frau, die allerdings nicht im selben Haus wohne. Sie habe den Nachbarn von einer Anzeige abgeraten – „aus Angst vor einer kompletten Eskalation“, wie Maria berichtet.
Das können die Nachbarn tun
Was aber können die Nachbarn tun? Dazu sagt Raff: „Bei einer akuten Bedrohung oder Gefährdung sollte über Notruf 110 die Polizei alarmiert werden, die dann mögliche Maßnahmen prüft.“ Dies könne eine sogenannte Gefährderansprache sein, ein Platzverweis oder die Ingewahrsamsnahme sein. „Allerdings sind Platzverweise und Ingewahrsamnahmen aufgrund gesetzlicher Vorgaben zeitlich begrenzt und haben damit nur vorübergehenden Charakter“, führt der Sprecher der Polizei weiter aus.
Das wilde Schreien beschränke sich längst nicht mehr nur auf die Wohnanlage. Auch in der Stadt oder auf dem Friedhof pöbele die Frau herum. Unsere Redaktion hat dies selbst unabhängig von Marias Erzählung beobachtet. Maria wünscht sich für die Nachbarin eine psychiatrische Behandlung. „Bevor Schlimmeres passiert.“