Seine Freizeit setzt Julian Walz sinnvoll ein. Mit seinem Mini-Schneepflug hilft er Nachbarn beim Räumen der Gehwege. Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder Bote

Julian Walz hilft seinen Nachbarn. "Damit die Leute laufen können". Leseraktion im Landkreis.

Schulen sind geschlossen, Vereine pausieren, und Freunde treffen ist kaum möglich. Viele Kinder plagt derzeit die Langeweile. Julian Walz weiß sich zu helfen: In Edelweiler räumt er diesen Winter mit seinem Mini-Schneepflug die Gehwege der Nachbarn.

Pfalzgrafenweiler-Edelweiler/Kreis Freudenstadt - Julian Walz hat sich schon immer für Bagger und Traktoren interessiert. Wann immer es das Wetter erlaubt, holt der Neunjährige, der die dritte Klasse der Grundschule in Pfalzgrafenweiler besucht, seinen Mini-Traktor aus der Garage des Elternhauses in den Oberen Gärten.

Damit Julian den Traktor, der einmal seiner Schwester Amelie gehörte, auch im Winter nutzen kann, hat ihm sein Patenonkel einen Pflug gebaut und diesen vorne am Traktor angebracht. Der Pflug besteht aus Metall und ist schwenkbar, ganz so, wie seine großen Vorbilder auch.

Seitlich am Traktor sind Halterungen angebracht – für zwei Fahnen in leuchtendem Orange, die sich Julian übers Internet bestellt hat. Eine davon sei allerdings abgebrochen, sagt er ein wenig traurig. Damit der fleißige Junge auch am frühen Abend, wenn es allmählich dunkel wird, gut zu sehen ist, wurde sein Schneepflug zusätzlich mit einem Blinklicht ausgestattet. Die Schneeketten hat Julian in die Ecke gelegt und hat sich von seinen Eltern Kerstin und Frank Walz mit Luft gefüllte Gummireifen für seinen Traktor gewünscht, die nun die rutschigen Kunststoffreifen ersetzen. Mit den neuen Reifen fahre es sich im Sommer leiser, und im Winter habe sein Fahrzeug mehr "Grip", erklärt Julian fachkundig.

Demnächst mit Sackkarre

Weil er derzeit zu Hause lernen muss und seine Freunde nicht treffen kann, ist es dem bewegungsfreudigen Jungen oft langweilig. Deshalb geht er, so oft es ihm die Schulaufgaben erlauben, raus an die frische Luft, um sich auszutoben. Der erste Schneefall nach Weihnachten kam ihm im Lockdown gerade recht. Julian holte seinen Schneepflug aus der Garage, machte ihn einsatzbereit, und legte los. Mit Muskelkraft steuerte er seinen Schneepflug über die Gehwege in seiner Wohnstraße und schob den Schnee zur Seite – sehr zur Freude seiner Nachbarn. Manchmal zog er gleich zweimal am Tag seine Bahnen und befreite ab und an sogar ganze Garageneinfahrten von Schnee und Eis.

Warum er das macht? "Damit ich Beschäftigung hab’ und die Leute laufen können", sagt Julian. Doch lange wird er mit seinem Mini-Schneepflug nicht mehr bahnen können. Denn schon jetzt ist der für den Neunjährigen eigentlich schon zu klein. Bis Julian ein motorisiertes Gerät fahren darf, wird es noch eine Weile dauern. Die Zeit bis dahin möchte er mit einer mit einem Pflug versehenen Sackkarre überbrücken. Den Pflug hat er schon. Fehlt nur noch die Sackkarre. Und auf die spart Julian fleißig, um seinen Nachbarn auch im kommenden Winter beim Schneeräumen zu helfen.

Info: Leseraktion

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