Sebastian Kirsch (von links), Bertram Bolz, Erich Hartmann und Anika Hintzenstern freuen sich über den Erfolg der Vesperkirche. Foto: Roland Stöß

Zahlreiche Besucher kommen zur Vesperkirche in der Calwer Stadtkirche. Es gibt die Gelegenheit, mit wildfremden Menschen ins Gespräch zu kommen.

Diakon Bertram Bolz begann seinen geistlichen Impuls vor dem Vesperkirche-Volk mit einer Prise Humor. Zum Abschluss dieses zehntägigen Begegnungsfestes in der Calwer Stadtkirche verglich er diesen Tag mit dem „Faschingsdienstag vor dem Aschermittwoch“. „Alles hat ein Ende – nur die Wurst hat zwei.“

 

Bolz zog das Fazit, „dass in diesen zehn Tagen unsere Gäste in einem großen Restaurant freundlich bedient und wertgeschätzt wurden.“ Man kam hier mit wildfremden Menschen zusammen, kam ins Gespräch und manch einer konnte danach sagen „ich habe einen neuen Bekannten gefunden.“

Ein Organisationsteam sorgte für die reibungslose Bewältigung dieses Mammut- Unternehmens. Da waren neben Diakon Bolz die Gemeindediakonin Anika Hintzenstern, Michael Zöller (Profilstelle diakonische Pastoral), Dekan Erich Hartmann und Sebastian Kirsch (Erlacher Höhe). Das Quintett, evangelisch wie katholisch, zog ein durchweg positives Fazit.

Sitzplätze ständig belegt

Man stellte fest, dass die 220 Sitzplätze nicht nur in Stoßzeiten besetzt waren. Michael Zöller erkannte, dass sich das Gästeaufkommen in diesem Jahr nicht mehr nur auf die klassische Essenszeit zwischen 12 und 13 Uhr beschränkte, sondern sich vielmehr auf die gesamte Öffnungszeit von 11 bis 15 Uhr verteilte.

Anika Hintzenstern berichtete von 270 ehrenamtlichen Helfern aus der Breite der Gesellschaft. Zusätzlich bedienten 240 Schüler. An jedem einzelnen Tag sorgten mehr als 100 Helfer für das Wohl der Gäste. Dass es für die Helfer keine Belastung, vielmehr eine große Freude war, in solch einem Team etwas zu tun, hat sich mittlerweile herumgesprochen. So musste Hintzenstern im Vorfeld sogar Personen bitten, nicht über die gesamte Zeit (also an allen zehn Tagen) zu helfen, sondern anderen auch die Möglichkeit zu geben. Die Helfer kamen sogar aus Nagold, Stuttgart und dem Rems-Murr-Kreis.

„Neudeutsch geflasht“– mit diesem Begriff beschrieb Dekan Erich Hartmann die Gefühle von sich und den Organisatoren. Der Dekan erinnerte sich an die Anfänge der Vesperkirche vor neun Jahren. „Wir konnten es uns nicht vorstellen. Kommen 50 oder 100 Leute? Wir wussten gar nichts.“ Die Gegenwart spricht eine klare Sprache. Die Vesperkirche wird angenommen. 7000 Essen (Metzgerei Blum und Erlacher Höhe) wurden verspeist. 700 Kuchen wurden gespendet.

Sebastian Kirsch von der Erlacher Höhe bedankte sich bei der Evangelischen Kirchengemeinde für die Gastfreundschaft in der Stadtkirche. Denn diese Kirche ist der richtige Ort, um sich zu begegnen. Kirsch dankte insbesondere auch den Firmen Homag und Raiffeisenbank, da diese Personal für diese gute Sache frei stellte. Ein besonderes Dankeschön erhielt Eckart Bauer. Ohne ihn und seine Spedition wäre nie eine Vesperkirche möglich. Seit neun Jahren transportiert er die Kirchenbänke weg und zurück und lagert diese ein. Alles kostenfrei.

Das Angebot verschiedener Friseure, ohne Obolus die Haare zu schneiden, wurde über 100 Mal in Anspruch genommen. Christopher Bhatia gab wertvolle Tipps, wie man sich im digitalen Zeitalter sicher bewegen kann, während Rechtsanwalt Ernst Dietzfelbinger den einen oder anderen Ratschlag gab. Andere Programm- und Hilfeleistungen ergänzten das reichhaltige Rahmenprogramm.

Bitte um weitere Spenden

Ein Thema wollte das Orga-Team dann doch nicht verschweigen: Nach derzeitigem Stand wird die Calwer Vesperkirche mit einem (größeren?) Minus abschließen. Obwohl der Kassensturz noch aussteht, bittet man heute schon um weitere Spenden.

Das Schlussgebet von Bertram Bolz brachte alles auf den Punkt: „Es waren herrliche Tage. Wir sagen Dank für alle Wertschätzung, für manchen liebevollen Blick, für all das, was uns gut getan hat. „Wenn es Gottes Wille ist, dann lass uns 2026 zehn Jahre Vesperkirche feiern.“