Wie schnell ein Rohrbruch zum Chaos führen kann, hat sich jüngst in Schwenningen gezeigt. Verhindern kann man den Schaden am Wasserrohr nicht immer, erklärt Michael Dold, Geschäftsführer der Aquavilla. Umso wichtiger ist es, gut vorbereitet zu sein.
Mehrere Rohrbrüche haben am Wochenende in Schwenningen nicht nur dafür gesorgt, dass etwa die Hälfte des Stadtbezirks auf dem Trockenen saß, sie haben die Doppelstadt auch mehrere Tage in einen regelrechten Ausnahmezustand versetzt. Reparaturtrupps, Feuerwehrleute, die Stadtverwaltung und vor allem die betroffenen Einwohner wurden ab Freitagmorgen ordentlich auf Trapp gehalten. Die Vorkommnisse sorgten überregional für Aufsehen. Mittlerweile ist in Schwenningen wieder größtenteils Normalität eingekehrt.
Es bleiben bange Fragen – nicht nur in Schwenningen. Wie gut ist St. Georgen vor einem solchen Vorfall geschützt? Und wie bereitet sich die Aquavilla, welche die Betriebsführung des Wassernetzes nicht nur in der Bergstadt, sondern auch in Furtwangen, Königsfeld, Schonach, Schönwald, Triberg, Unterkirnach und Vöhrenbach innehat, auf den Fall der Fälle vor? Michael Dold, Geschäftsführer der Aquavilla, gibt auf Anfrage unserer Redaktion einen Einblick. Er macht deutlich: „Jeder Rohrbruch ist eine Herausforderung – manchmal eine kleinere, manchmal aber auch eine größere.“
Kann etwas Ähnliches wie in Schwenningen auch im Gebiet der Aquavilla passieren?
„Wenn ich sagen würde, das kann bei uns nicht passieren, dann wäre das einfach falsch“, sagt Aquavilla-Geschäftsführer Dold auf Anfrage unserer Redaktion. Er schränkt aber ein: Ein Rohrbruch in der Dimension, wie man ihn von Freitag an in Schwenningen erlebt habe, sei die absolute Ausnahme – „zum Glück, muss man deutlich sagen“. Immerhin war der Schaden in Schwenningen an einem großen Rohr aufgetreten, das für die Versorgung entsprechend vieler Haushalte benutzt wird.
Gleichwohl gibt es auch im Gebiet der Aquavilla – das Unternehmen betreut ein immerhin rund 800 Kilometer langes Leitungsnetz – immer wieder kleinere Rohrbrüche. 2021 wurden in St. Georgen beispielsweise 17 kleinere Rohrbrüche und Lecks repariert; 2020 waren es 22. „Erst vergangene Woche hatten wir auch einen Rohrbruch in Schönwald, der aber deutlich kleiner dimensioniert war“, erläutert Dold. Doch auch dort sei Wasser auf die Straße gelaufen, weshalb Anwohner die Feuerwehr alarmiert hatten. Die wiederum zog die Aquavilla hinzu. Ähnliche Szenarien also, wie man sie in Schwenningen hat beobachten können – wenn auch in einer vollkommen anderen Größenordnung.
Kleinere Leitung – kleinerer Schaden. Und damit auch geringere Auswirkungen, wie Dold erklärt. Nach drei bis sechs Stunden seien die Haushalte bei kleineren Rohrbrüchen schon wieder ans Wassernetz angeschlossen.
Doch auch im Leitungsnetz der Aquavilla gibt es größere Leitungen, wie Dold sagt. In St. Georgen und Furtwangen seien stellenweise etwa Rohre des Typs DN 300 verbaut – „das ist nur eine DN-Stufe niedriger als das betroffene Rohr in Schwenningen“, erklärt Aquavilla-Geschäftsführer Dold.
Wie groß ist das Risiko eines Rohrbruchs?
Vorhersagen könne man einen Rohrbruch natürlich nicht, sagt Dold. „Das ist der Blick in die Glaskugel.“ Denn die möglichen auslösenden Faktoren seien schlicht zu vielfältig für eine solche Prognose. Dem Trinkwassernetz können beispielsweise rasante Temperaturschwankungen zusetzen, verdeutlicht Dold. Aber auch Vibrationen – etwa durch schwere Lastwagen, welche die Straßen befahren – stellen eine potenzielle Gefahr dar. „Und dann passiert es auch immer mal wieder, dass Leitungen bei Bauarbeiten beschädigt werden.“
Welche Maßnahmen ergreift die Aquavilla, um Rohrbrüche zu vermeiden und schnell zu erkennen?
Nicht alle potenziellen Auslöser eines Rohrbruchs kann die Aquavilla beeinflussen. Um Wasserverluste zu minimieren, wird allerdings grundsätzlich in die stetige Erneuerung des Rohrnetzes investiert. Zusätzlich verfügt die Aquavilla über ein Leitsystem, mit dem die Wasserversorgung überwacht wird. In immer mehr Kommunen im Gebiet der Aquavilla wird zudem in Geräuschlogger investiert, die 2020 im Rahmen eines Pilotprojekts erstmals im St. Georgener Rohrnetz installiert wurden. Sie helfen bei der schnellen Erkennung und Ortung von Rohrbrüchen und Lecks im Wassernetz.
Wie bereitet sich die Aquavilla auf den Ernstfall vor?
„Das ist unser Tagesgeschäft“, erklärt Michael Dold – und meint damit neben der Instandhaltung des Trinkwassernetzes auch die Überwachung des Betriebs und natürlich die Intervention im Schadensfall. Wichtig sei dabei, dass man die Notfallpläne bereits ausgearbeitet habe und sie nur noch aus der Schublade ziehen müsse. In diesen Plänen sei bereits bedacht, wie man ein betroffenes Gebiet über eine eventuell vorhandene Redundanz im System – beispielsweise in Form einer Ringleitung – auch während des Rohrbruchs weiter versorgen könne. Zugunsten einer schnellen Reparatur hält die Aquavilla Dold zufolge jederzeit passende Reparaturschellen für sämtliche im Netz verbauten Rohre vor. Um jederzeit einsatzbereit zu sein, verfügt die Aquavilla über einen durchgehenden Bereitschaftsdienst.
Was passiert im Ernstfall?
Wie genau man im Einzelfall vorgehe, „hängt immer vom Schaden ab“, sagt Dold. „Jeder Rohrbruch nimmt seinen eigenen Verlauf.“ Oft müsse man aber das Wasser im betroffenen Bereich abdrehen, um den Schaden zu reparieren. Damit das schnell passiert, hat die Aquavilla Rahmenverträge mit Tiefbauunternehmen, die im Schadensfall innerhalb weniger Stunden bereitstehen. Insgesamt ist Michael Dold sich angesichts der Vorbereitung auf den Notfall sicher: „Wir sind so aufgestellt, dass wir die Versorgungssicherheit gewährleisten können.“