Zahlreiche Rettungskräfte sind alarmiert worden, um den Verletzten nach dem Unfall in Schwenningen zu helfen. Andere hingegen gafften nur. Foto: Marc Eich

Zwei Autos stoßen in Schwenningen heftig zusammen – Menschen sind verletzt, Kinder weinen. Während ein Ersthelfer versucht, die Lage in den Griff zu bekommen, beobachtet er fassungslos, was um ihn herum passiert: Gaffer filmen, statt zu helfen.

Dienstagabend, 19.15 Uhr an der Kreuzung Villinger Straße/Wasenstraße. Zwei Fahrzeuge krachen mitten in Schwenningen zusammen. Ein junger Mann, der den Unfall beobachtet, schreitet sofort zur Tat.

 

An der Unfallstelle herrscht zu diesem Zeitpunkt noch Chaos, wie er unserer Redaktion berichtet. Eines der betroffenen Fahrzeuge qualmt, Kinder schreien, die verletzten Autofahrer stehen unter Schock. „Ich habe dann sofort den Notruf gewählt“, erzählt er.

Während er der Integrierten Leitstelle schildert, was geschehen ist, bemerkt er: Obwohl viele Autofahrer gesehen haben, dass der Unfall gerade erst passiert ist, hält zunächst kein weiteres Fahrzeug an. Niemand hilft. „Da sind sicher zehn Autos einfach vorbeigefahren“, erzählt er mit einem Kopfschütteln.

Autos fahren rücksichtslos vorbei

Nachdem die Rettungskräfte alarmiert sind, kümmert sich der Ersthelfer um die Betroffenen. Einem 31-jährigen Autofahrer muss er zunächst erklären, dass er gerade in einen Unfall verwickelt wurde. Das Opfer steht völlig unter Schock, ist zudem verletzt.

Zwei Autos sind an der Kreuzung in der Villinger Straße zusammengestoßen. Foto: Marc Eich

Mehr noch: Drei Kinder saßen im zweiten Wagen, den eine 36-Jährige gefahren hat. Auch sie sind verletzt worden. „Die Kinder haben geweint“, erzählt der Ersthelfer. Die ausgelösten Airbags hatten neben dem heftigen Aufprall offenbar für einen zusätzlichen Schrecken gesorgt. Eines der Kinder bringt er dann vom Unfallauto weg – und auch hier: keine Hilfe. Stattdessen muss der junge Mann seinen Erzählungen zufolge gar aufpassen, dass er mit dem Kind nicht von anderen Autos übersehen wird, die weiterhin ohne Rücksicht an der Unfallstelle vorbeifahren.

Gaffer halten mit den Handys drauf

Was ihn besonders entsetzt: Am Straßenrand stehen zahlreiche Gaffer, „die haben einfach gefilmt, statt zu helfen“. Dabei sei in dem Chaos deutlich geworden, dass weitere Helfer benötigt werden. Die Umherstehenden habe dies aber gar nicht interessiert. Auch, als Rettungskräfte ankamen und alle Verletzten versorgt werden konnten, fühlten sich die meist jungen Männer durch das Geschehen bestens unterhalten. „Ich kann sowas einfach nicht verstehen“, macht der Ersthelfer deutlich.

Und wie kam es zu dem Unfall? Wie Polizeisprecher Daniel Brill auf Anfrage unserer Redaktion erklärt, waren sich der 31-jährige Audi-Fahrer und die 36 Jahre alte Fahrerin eines Skoda mit drei Kindern an der Ampelkreuzung begegnet. Beide Ampeln hatten laut Brill „Grün“ gezeigt, beide Fahrer blinkten links – sie wären dann also in entgegengesetzte Richtungen abgebogen.

Betroffene sind nur leicht verletzt

Aber: Der Audi-Fahrer hatte wohl fälschlicherweise geblinkt, fuhr von der Arminstraße kommend nicht links auf die Villinger Straße, sondern stattdessen geradeaus in die Wasenstraße. Der heftige Zusammenstoß war die Folge. Glücklicherweise blieb es laut Brill bei leichten Verletzungen. Die fünf Betroffenen kamen mit mehreren Rettungswagen zur weiteren Untersuchung ins Klinikum. Der Sachschaden wird von der Polizei auf 23 000 Euro geschätzt.