517 Raubüberfälle auf Tankstellen gab es bundesweit im Jahr 2021. Foto: © jakobsmeyer – stock.adobe.com

Für die Autohof-Mitarbeiter war es ein Schock: Plötzlich stürmt ein maskierter Mann in die Vöhringer Tankstelle und erbeutet unter vorgehaltener Schusswaffe Geld. Ist der Täter inzwischen gefasst? Und wie kann man sich vor so einem Überfall schützen? Wir haben nachgefragt.

Kreis Rottweil - Auf dem Überwachungsvideo, das wenige Stunden nach der Tat vom 30. Dezember durch die sozialen Netzwerke geisterte, war der Tatablauf deutlich zu sehen. Punkt 6.30 Uhr betrat ein Mann mit schwarzer Sturmhaube, Camouflage-Hose und einer gelb reflektierenden Warnschutzjacke den Autohof Vöhringen, bedrohte die Mitarbeiter dort, wies einen an, Geld in einen blauen Beutel zu packen, und floh dann eine Minute später mit mehreren Hundert Euro im Gepäck.

Die Polizei suchte daraufhin fieberhaft nach dem Täter. Ist die Verbreitung eines Überwachungsvideos in so einem Fall eher hilfreich oder hinderlich? Katrin Rosenthal, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz, sagt dazu nur: "Die Verbreitung des Überwachungsvideos in den sozialen Medien stellt eine Öffentlichkeitsfahndung dar und die ist der Strafprozessordnung zufolge den Ermittlungsbehörden vorbehalten."

Täter noch nicht gefasst

Auf Nachfrage unserer Redaktion bezüglich des Ermittlungsstandes nach vier Tagen wird klar: Der Täter ist noch auf freiem Fuß. "Wir haben keine neuen Hinweise. Der Täter ist nach wie vor unbekannt. Zeugen haben sich bislang ebenfalls keine gemeldet", so Rosenthal.

Raubüberfälle auf Tankstellen, aber auch auf andere Gewerbe, wie Lebensmittelmärkte – jüngst im März und Juli 2022 in Rottweil und Villingendorf geschehen – kommen immer wieder vor. Im Fall von Geldinstituten und Postfilialen sind diese laut Polizei verhältnismäßig selten geworden, was in erster Linie auf moderne Sicherheitssysteme zurückzuführen sei, die einen schnellen Zugriff auf große Bargeldbeträge nicht zulassen.

517 Überfälle auf Tankstellen

Bei Raubüberfällen auf sonstige Zahlstellen und Geschäfte wurden 2021 laut Polizeistatistik bundesweit 1531 Fälle registriert, darunter 517 auf Tankstellen. Der Gesamtschaden beläuft sich auf 6,8 Millionen Euro. Was noch schwerer wiegt: Für die Opfer sei so ein Raubüberfall traumatisierend. Raubdelikte hätten gemeinsam, dass die Täter oft ein unverhältnismäßig hohes Maß an Gewalt einsetzen.

Kann man denn als Gewerbetreibender verhindern, dass solche Überfälle geschehen? Zu 100 Prozent nicht, wie es von der Polizei heißt, aber es gebe Möglichkeiten, Täter abzuschrecken oder es ihnen besonders schwer zu machen. Im Vorfeld sollte ein Sicherheitskonzept mit Experten erstellt werden, so ein Tipp. Geschäftsräume sollten hell und von außen gut einsehbar sein, der Bargeldbestand vor Ort zudem gering gehalten werden. Auch ein so genannter "stiller Alarm" wird an Stellen wie der Kundentheke, empfohlen. Ebenso Einbruchmeldeanlagen- und Videoüberwachung. Sinnvoll aus Sicht der Polizei könnte auch eine "Überfall-Schulung" für die Mitarbeiter sein.

Richtiges Verhalten beim Raubüberfall

Komme es zu einem Raubüberfall, wird geraten, keine Gegenwehr zu leisten und die Hände für den Täter stets gut sichtbar zu halten. Zudem sollen die Anweisungen des Täters ruhig und widerspruchslos umgesetzt werden. Ein "stiller Alarm" sollte erst dann ausgelöst werden, wenn es gefahrlos möglich ist. Die Polizei empfiehlt auch, sich Merkmale des Täters einzuprägen, sich dieses Vorgehen aber möglichst nicht anmerken zu lassen. Keinesfalls sollte man den Täter verfolgen.

Im Fall des Raubüberfalls auf den Vöhringer Autohof waren die Mitarbeiter auch Stunden später noch sichtlich aufgewühlt von dem Vorfall. Die Nachricht, dass der Täter noch nicht gefasst ist, dürfte da nicht für Entspannung sorgen.