Im Fall der toten 14 Jahre alten Schülerin aus Gottenheim bei Freiburg ist ein Verdächtiger festgenommen worden. (Symbolfoto) Foto: pixabay

Im Fall der toten 14 Jahre alten Schülerin aus Gottenheim bei Freiburg ist ein Verdächtiger festgenommen worden. Wie die Freiburger Polizei am Montag bestätigte, haben Beamte einen Mann festgenommen.

Freiburg - Im Fall der toten Ayleen aus Gottenheim bei Freiburg hat die Polizei zwar seit Freitag einen 29 Jahre alten Verdächtigen in Haft. Doch der Mann macht bisher keine Angaben zu den Tatvorwürfen.

Parallel dazu ist noch immer unklar, wie Ayleen eigentlich zu Tode kam: Das Mädchen lag wohl eine Woche lang im Wasser des Teufelsees in der Wetterau in Hessen. Der See liegt in einem Naturschutzgebiet und ist von außen kaum einsehbar, sagt Oberstaatsanwalt Thomas Hauburger aus Gießen.

Die Leiche des Mädchens wurde am Freitag von einem Hubschrauber aus entdeckt. Erst am Tag darauf konnte Ayleen zweifelsfrei identifiziert werden. Seither dauern die intensiven Ermittlungen zu dem schockierenden Fall an.

Der Verdächtige wurde festgenommen

Der Verdächtige wurde am Freitag in Frankfurt geortet und festgenommen, nachdem er am Donnerstag ins Visier der Ermittler geraten war, sagt der Freiburger Kripochef Arno Englen. Bei dem Mann aus der Nähe von Wetzlar in Hessen handelt es sich um einen 29 Jahre alten Deutschen mit einer schockierenden, erst in Teilen bekannten Vorgeschichte.

Er hat bereits als 14-Jähriger einen sexuell motivierten Überfall auf eine Elfjährige begangen. Dafür wurde er 2007 zur Unterbringung im Maßregelvollzug in der Psychiatrie verurteilt. Dort saß er bis 2017 ein.

Das Integrationsprogramm für Sexualtäter lief im Januar 2022 aus

Dann wurde er unter Führungsaufsicht auf freien Fuß gesetzt und nahm an einem Integrationsprogramm für Sexualtäter teil, das deren Rückfallrisiko senken soll, meint der hessische LKA-Chef Andreas Röhrig. Dieses Programm lief für den Mann im Januar 2022 aus.

Er muss schon bald danach nach einem neuen Opfer gesucht haben, wie Englens Berichte nahelegen: Ayleen und ihr mutmaßlicher Mörder standen vor dem Verschwinden des Mädchens wohl schon wochenlang im Internet in Kontakt.

Klar ist mittlerweile, dass Ayleen nicht am Hauptbahnhof in Freiburg war

Unter anderem über das Online-Spiel "Fortnite", sagt Englen. Man ermittle zu einem großen Teil in der Welt der Anonymität des Netzes und habe nun eine siebenstellige Zahl von "digitalen Spurenfragmenten" und mehrere Handys auszuwerten.

Klar sei mittlerweile, dass Ayleen nicht am Hauptbahnhof in Freiburg war, sagt Englen. "Das passt nicht mit unserer Erkenntnis zusammen, dass sie zu diesem Zeitpunkt im Auto des Verdächtigen auf dem Weg nach Hessen war." Ob sie freiwillig mitfuhr, oder ob sie da bereits tot war, ist offen. "Wir haben noch keinen Tatort in dem Fall identifizieren können", sagt Oberstaatsanwalt Thomas Hauburger.

Man hat alles getan, um das Mädchen zu finden

Der Verdächtige sitze nun in Freiburg in U-Haft und mache keine Angaben, berichtet Staatsanwältin Franziska Scheuble. Gegen ihn werde wegen des Verdachts des Verdeckungsmordes, der Entziehung Jugendlicher und des sexuellen Missbrauchs ermittelt.

Aufgrund der Vorgeschichte des Mannes sei ein Sexualdelikt naheliegend, auch wenn man dies bisher nicht sicher sagen könne. Die Obduktion habe auch dazu kein eindeutiges Ergebnis erbracht, sagt Scheuble.

Ayleens Tod sei nun "eine traurige Gewissheit", sagt der Freiburger Polizeipräsident Franz Semling am Montag. Man habe zwar alles getan, um das Mädchen lebend zu finden. Doch habe weder die Suche der Polizei noch die große Unterstützung durch Medien und Öffentlichkeit die 14-Jährge retten können. Ayleen hatte am 21. Juli gegen 18 Uhr ihr Elternhaus verlassen und wurde seitdem vermisst.

Die Ermittlungen werden wohl noch viele Wochen in Anspruch nehmen

Auch die umfassenden Präventionsmaßnahmen zum Thema Missbrauchsgefahren im Netz seien trotz weit über 300 Aufklärungsveranstaltungen in den Schulen im Raum Freiburg im vergangenen Jahr und rund 30 Elternabenden zu dem Thema nicht immer erfolgreich, sagt Semling weiter.

Das sei "sehr, sehr bitter", meint Kripo-chef Arno Englen: "Viele von uns Ermittlern haben Familien und Kinder. Da nimmt man so einen Fall immer mit nach Hause." Die Ermittlungen in dem Fall werden wohl noch Wochen oder gar Monate in Anspruch nehmen, schätzt Dieter Inhofer, der Chef der Freiburger Ermittlungsbehörden. Ob man am Ende den Täter vor dem Hintergrund des Schweigens des Verdächtigen und der schwierigen Spurenlage überführen könne, müsse die Zukunft zeigen.

Bürgermeister ist schockiert über die Tat

Gottenheims Bürgermeister Christian Riesterer (57, parteilos) zeigte sich bereits am Sonntag im Gespräch mit unserer Redaktion schockiert über die Tat. Mit der Nachricht von ihrem Tod sei es sehr still geworden im Ort. Alle Bürger seien geschockt. "Es ist jetzt sehr wichtig, dass die Umstände von Ayleens Tod so schnell wie möglich geklärt und kommuniziert werden."

Vor allem vor dem Hintergrund der vielen Vermutungen und Gerüchte zu dem Fall sei es bedeutsam, dass die Polizei alle Fakten nenne. "Es gab ja alle möglichen Vermutungen im Ort, die reichten davon, dass Ayleen weggelaufen sein könnte, bis hin zur Entführung durch die Mafia."