Bienen- und Wespenstiche können für Allergiker richtig gefährlich werden und sogar tödlich enden. Foto: kozorog - stock.adobe.com

Der aktuelle Fall des wohl aufgrund eines Wespenstichs verstorbenen Daimler Truck-Finanzvorstands zeigt: Für Allergiker besteht höchste Gefahr. Mediziner der Helios-Klinik Rottweil erklären auf unsere Nachfrage, was zu tun ist.

Seit einiger Zeit kommen vermehrt Patienten mit Insektenstichen in die Notaufnahme der Helios Klinik Rottweil. Wer allergisch auf Wespen- oder Bienengift reagiere, sei gut beraten, sich von einem Allergologen untersuchen zu lassen, der gegebenenfalls ein Notfallset verschreibt, rät ein Notfallarzt aus der Klinik.

Wegen Stich auf Intensivstation

Die Betroffenen berichten, dass sie an öffentlichen Plätzen wie Seen, Schwimmbädern, in Biergärten oder zu Hause auf der Terrasse gestochen wurden. Insbesondere dann, wenn sie Speisen oder süße Getränke konsumierten oder Wespen in ihren Nestern stören. Er selbst sei in seinem Leben, aufgrund einer allergischen Reaktion, dreimal auf der Intensivstation gelandet, so der Notfallarzt.

Als erste Maßnahmen bei Stichen empfehlen die Medizinerinnen und Mediziner der Helios Klinik Rottweil, die Einstichstelle mit einem Wunddesinfektionsmittel zu desinfizieren. Anschließen ist eine Kühlung der betroffenen Körperstelle wichtig. Bei Juckreiz kann zusätzlich eine juckreizstillende und kühlende Salbe helfen. Rein lokale Reaktionen rund um die Einstichstelle können vom Hausarzt adäquat versorgt werden.

Allergiker brauchen ein Notfallset

Typische Reaktionen von Allergikern sind starke Schwellungen, plötzlich auftretender Juckreiz, brennende Gefühle unabhängig von der Einstichstelle, Übelkeit. Das Notfallset mit Adrenalin-Fertigspritze, Antihistaminikum und Cortison diene als wichtige Hilfe. Allerdings nur als erste. Treten schnell zunehmende generalisierte Schwellungen oder allergische Reaktionen wie Quaddelbildung (Hautirritationen) oder Atemnot auf, sollte sofort eine Notaufnahme aufgesucht werden. Gegebenenfalls kann auch eine Alarmierung des Rettungsdienstes notwendig sein.

Mit Fotos dokumentieren

Es könne auch durchaus sinnvoll sein, die Entwicklung der Einstichstelle mit Fotos zu dokumentieren. Das könne dem behandelnden Arzt die Beurteilung der Körperreaktionen erleichtern.

Weitere wichtige Fragen und Antworten:

Ist eine Insektengiftallergie angeboren? Einige Menschen sind grundsätzlich anfälliger für Allergien, aber nicht alle entwickeln auch eine Allergie gegen Insektengifte. Etwa zwei Prozent der Bevölkerung sind betroffen. Oft zeigt sich die Allergie erst nach wiederholten Stichen – es ist also möglich, dass die Körperreaktion beim ersten Stich noch normal ausfällt, sich im Laufe des Lebens aber dennoch eine Allergie entwickelt.

Allergisch oder nicht – wie kann man das erkennen? Ein Bienenstich ist kurz und schmerzhaft. Es entsteht eine Hautreaktion, die juckt und bis zu 24 Stunden anhalten kann. Von einer Allergie spricht man nur, wenn nicht nur die Stichstelle anschwillt, sondern auch fern vom Stich Beschwerden auftreten wie Atemnot oder Lippen/Zungenschwellung. Das kann so weit gehen, dass der ganze Körper betroffen ist. Symptome sind beispielsweise Nesselsucht, Übelkeit, Schluckbeschwerden und Atemnot. Im schlimmsten Fall droht ein allergischer Schock mit Bewusstlosigkeit.

Sind Bienen also gefährlich? Zunächst muss man festhalten, dass die meisten Menschen von Wespen, nicht von Bienen gestochen werden. Bienen greifen in der Regel nur an, um sich zu verteidigen. Dafür ist ihr Stich schmerzhafter als der von Wespen, weil der Stachel nach der Attacke in der Haut verbleibt und dadurch mehr Gift in den Körner gelangt.

Generell gilt: Wenn sich eine Biene oder eine Wespe nähert, Ruhe bewahren. Hektische Bewegungen schaden eher, als dass sie nutzen. Wer allergisch ist, sollte sich langsam vom Insekt entfernen, bis es weitergeflogen ist.

Was tun bei einer Allergie gegen Bienen- oder Wespenstiche?Allergiker sollten immer ein Notfallset mit sich führen, um im Fall der Fälle reagieren zu können. Eine Möglichkeit, die Allergie langfristig in den Griff zu bekommen, ist die Hyposensibilisierung, die anders als „Spezifische Immuntherapie“ bezeichnet wird. Dabei wird der Körper unter enger Begleitung des behandelnden Arztes langsam an das Gift gewöhnt. In den meisten Fällen verschwindet die Allergie so nach drei bis fünf Jahren.