Tausendfaches Gedenken: König Felipe VI. (4.v.r.) und Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy (3.v.r.) gedenken gemeinsam mit der Bevölkerung von Barcelona in einer Schweigeminute der Opfer des Terroranschlags in Barcelona. Foto: AP

Die katalanische Polizei versucht, die Planung des Attentats von Barcelona zu rekonstruieren und jagt den mutmaßlichen Attentäter. Derweil findet sich die Bevölkerung zu einem eindrucksvollen Bild der Solidarität zusammen.

Barcelona - Der Terror kündigte sich mit einer kleinen Meldung an: In Alcanar, einer 10 000-Einwohner-Gemeinde am Mittelmeer in der Provinz Tarragona, hatte sich am späten Mittwochabend eine Gasexplosion ereignet, die kilometerweit zu hören war. Ein Wohnhaus stürzte in sich zusammen, einer der Bewohner starb, der andere wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Eine lokale Tragödie, so schien es.   Wenige Stunden nachdem die Nachricht bekannt geworden war, raste am Donnerstagnachmittag in Barcelona ein Lieferwagen über die Ramblas, den belebtesten Boulevard der Stadt, tötete 13 Menschen und verletzte an die 100 weitere.

Gegen Mitternacht erklärte der Chef der katalanischen Polizei, Josep Lluís Trapero, dass es „klar und mit wenig Zweifeln“ einen Zusammenhang zwischen der Gasexplosion und dem Attentat in Barcelona gebe. Eine erste wichtige Spur, um den Anschlag aufzuklären. Eine beunruhigende Spur.   Beunruhigend ist die Verbindung zwischen dem einen und dem anderen Ereignis deshalb, weil sie auf eine aufwendigere Planung hindeutet. Der Fahrer des Lieferwagens, der sich am Freitagabend noch immer auf der Flucht befand, war kein Einzeltäter. Offenbar gab es eine katalanische Terrorzelle, die ihn unterstützte und deren Mitglieder ebenso zum Schlag bereit waren wie der Attentäter von Barcelona.

Die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich

Am frühen Freitagmorgen bewahrheiteten sich die schlimmsten Befürchtungen: der nächste Anschlag, diesmal in Cambrils, einem Badeort auf halbem Wege zwischen Alcanar und Barcelona.   Wieder war es ein Auto, das nahe der Strandpromenade von Cambrils auf Fußgänger zusteuerte, bis es von einer Polizeistreife gestoppt wurde und umstürzte. Fünf Männer sprangen heraus, offenbar mit Messern und Macheten bewaffnet. Außerdem trugen sie Sprengstoffgürtel, die sich später als Attrappen herausstellten. Ein Polizist erschoss vier der Männer auf der Stelle. Der fünfte Mann konnte fliehen, nach 500 Metern wurde auch er zur Strecke gebracht. Sieben Menschen wurden in dieser Nacht verletzt, eine Frau erlag am Freitagmittag den Verletzungen. Sie ist das 14. Todesopfer dieser Terrortattacke.

Die katalanische Polizei, die beide Attentate und die Gasexplosion miteinander in Zusammenhang bringt, hielt sich am Freitag mit der Bekanntgabe von Einzelheiten zurück. Doch es sieht danach aus, dass die beiden Männer in Alcanar mit Butan- und Propangasflaschen hantierten, die wahrscheinlich als Bomben eingesetzt werden sollten. Die Terroristen in Barcelona und Cambrils zogen ihre Attentatspläne nach der ungeplanten Explosion möglicherweise vor und fuhren mit ihren Autos los, ohne sie mit den Gasflaschen zu bestücken. Alles hätte noch viel schlimmer kommen können. Polizeichef Trapero sagte: „Die Explosion von Alcanar hat Attentate größeren Ausmaßes verhindert.“