Eine neues Krankenhaus am Lahrer Autobahnzubringer wird realistischer. Foto: Piskadlo

Der Landrat überraschte am Dienstag mit „guten Nachrichten“ für die Lahrer Klinik-Pläne. Der Gesundheitsminister steht einem Krankenhaus im Westen der Stadt offenbar nicht abgeneigt gegenüber.

Es war ein eher dröges Thema, das der Kreistag bei seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause behandelte – der Jahresabschluss des Ortenau-Klinikums 2022. Umso mehr sorgte da die Mitteilung über ein kurz zuvor geführtes Telefonat für Aufsehen: Landrat Frank Scherer berichtete den Kreisräten, dass er just vor ihrer Zusammenkunft mit Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) gesprochen habe. Thema: der Klinik-Neubau in Lahr. Lucha, so Scherer, habe bestätigt, dass ihm „Stand heute nachvollziehbare Planungen“ dafür vorlägen. Der Landrat wertete das als „gute Nachrichten“, auch wenn die Aussage des Ministers noch keine Genehmigung bedeute und „noch viele Stufen zu nehmen“ seien. Indes: „Wir haben jetzt grünes Licht für weitere Planungen und gehen Vollgas in Richtung Neubau an der Bundesstraße.“ Konkret geht es um eine 330-Betten-Klinik.

 

Im Ortenaukreis und ganz speziell in Lahr hat man in den vergangenen Wochen und Monaten sehnsüchtig auf positive Rückmeldung aus Stuttgart gewartet. Mitte April war kreisintern eine neue Richtung in Sachen Gesundheitsversorgung für die südliche Ortenau vorgegeben worden. Damals hatte der Klinik-Verwaltungsrat beschlossen, auf die zuvor lange ausgehandelte Übernahme-Option zweier Mediclin-Häuser – das Herzzentrum in Lahr und die Psychiatrie an der Lindenhöhe in Offenburg – zu verzichten.

Ein vierter Klinik-Standort im Ortenaukreis ist Wolfach

Das ursprünglich mit dem Kauf der beiden Einrichtungen verknüpfte Vorhaben, in Lahr ein neues Krankenhaus zu bauen, solle indes weiterverfolgt werden, so der Tenor damals. Der Kreisverwaltung schrieben die Ratsmitglieder ins Hausaufgabenheft, die Neubauvariante „zeitnah“ auch mit dem Land abzuklären.

Dass es diesbezüglich nun einen ersten Erfolg zu verbuchen gibt, nahm man im Lahrer Rathaus am Dienstag freilich zufrieden auf. „Das positive Signal der Landesregierung, die Planungen für einen Neubau des Ortenau-Klinikums im Lahrer Westen weiter voranzutreiben, begrüße ich außerordentlich“, so die Reaktion von OB Markus Ibert.

Lahr hatte in den vergangenen Jahren immer wieder neidvoll und mit einer Portion Misstrauen nach Offenburg und Achern geschielt. Für diese beiden Standorte, die nach der 2018 beschlossenen Klinikreform ebenfalls neue Krankenhäuser erhalten, lagen schon frühzeitig Förderbescheide vor. Ein vierter Klinik-Standort im Ortenaukreis ist Wolfach.

Das neue Lahrer Krankenhaus soll an der B 415 zwischen Autobahn und Bahnhof entstehen. Die Stadt arbeite „mit Hochdruck daran, die bestmögliche Standortoption schnellstmöglich zur Verfügung zu stellen“, erklärte Ibert nun. Der Ortenaukreis und das Land wiederum müssten „alsbald Verbindlichkeit herstellen, damit konkrete Umsetzungsschritte in Angriff genommen werden können“. Die Stadt sei bereit, „schon in diesem Herbst einen Aufstellungsbeschluss für die verbindliche Bauleitplanung zu fassen“, so der OB.

Bevor das Neubau-Vorhaben in den Lahrer Fokus rückte, war lange Zeit eine Großsanierung des Bestandshauses in der Klostenstraße angedacht. 250 Millionen Euro waren dafür eingeplant. Wie hoch die Kosten für einen Neubau sind und wann dieser Realität werden könnte, ist Gegenstand der laufenden Prüfungen. Insgesamt stehen für die Umsetzung der Ortenauer Klinikreform Kosten von 1,2 Milliarden Euro im Raum, wovon das Land rund 60 Prozent übernehmen könnte.

Vorteile eines Neubaus

Ortenau-Klinikum und Kreisverwaltung hatten sich bereits im April angetan von einem Neubau in Lahr gezeigt. Damit könnte „eine bestmögliche Erreichbarkeit des Klinikums Lahr und ein nachhaltiges und dauerhaftes medizinisches Angebot in der südlichen Ortenau“ gesichert werden, hieß es damals. Für Lahr bestünde die Chance auf eine „zukunftsorientierte“ Klinik ohne langjährige Umbauarbeiten während des Betriebs, betonte Landrat Frank Scherer.