Am Tag nach einem Fußballspiel kam es zu einer heftigen Schlägerei. Drei junge Männer müssen sich jetzt vor Gericht verantworten. (Symbolfoto) Foto: Bits and Splits – stock.adobe

Schwierig gestaltet sich vor dem Amtsgericht Freudenstadt ein Prozess gegen drei junge Männer wegen schwerer Körperverletzung. Alles fing bei einem Fußballspiel an, das aus dem Ruder lief.

Freudenstadt - Auf der Anklagebank sitzen drei junge Männer, sie sind jeweils etwas über 20 Jahre alt und kommen aus Afghanistan. Eigentlich hätten vier Beschuldigte erscheinen sollen. Doch laut einem der Beschuldigten weilt dieser im Kosovo.

Schon der Anfang des Prozesses gestaltet sich etwas schwierig. Mehrere Polizisten führen am Eingang zum Gerichtsgebäude Kontrollen durch, was bislang in Freudenstadt eher ungewöhnlich war. Ein halbes Dutzend junger Leute begehre Einlass, meldet ein Polizist dem Richter. Im eher kleinen Gerichtssaal sind aber nicht genügend Zuschauerplätze. Außerdem fürchtet der Polizist, es könne sich um Störer handeln. Ein einziger Zuschauer erhält schließlich Zutritt – und muss wenig später den Gerichtssaal verlassen, weil er auch als Zeuge geladen ist.

Die Staatsanwältin versucht den Tathergang zu rekonstruieren. Alles fing demnach vor gut einem Jahr mit einem Fußballspiel an, dessen "Verlauf nicht genau festgestellt werden kann", heißt es. Fest steht, dass das Spiel irgendwie aus dem Ruder lief, vor allem einer der Angeklagten wurde, offenbar von einem Somalier der gegnerischen Mannschaft, schwer gefoult. "Erst Fußball, dann Stress", meint einer der jungen Männer. Aber erst einen Tag danach ging es richtig zur Sache, es kam zur Schlägerei. Offenbar verfolgte eine Gruppe von Afghanen mehrere junge Leute, darunter mehrere Somalier, die vor Gericht als Zeugen aussagen. Es soll Faustschläge und Kopfstöße gegeben haben, so die Staatsanwaltschaft, auch mit einer Eisenstange sei zugeschlagen worden. Eine veritable Schlägerei könnte man sagen - oder auch eine Hetzjagd.

"Ich habe nichts getan"

Die drei Angeklagten haben keine Verteidiger – auch das ist ungewöhnlich beim Amtsgericht Freudenstadt. Doch die Beschuldigten streiten die Vorwürfe vehement und wortreich ab. Er sei lediglich zum Bahnhof Freudenstadt gegangen, um sich etwas zu Essen zu kaufen, meint einer, da seien plötzlich mehrere Polizisten erschienen. "Ich habe nichts getan, trotzdem bin ich festgenommen worden."

Ob er denn nichts von den "Schlägen auf die Dunkelhäutigen" mitbekommen habe, fragt Richter Graf-Frank. "Da sind Leute mit Eisenstangen durch die Stadt gezogen", sagt Graf-Frank mit leicht erregter Stimme. Ein Video wird gezeigt, darauf ist einer der Angeklagten mit einer Eisenstange zu sehen. "Ich wollte nicht, dass sie auf der Straße liegt", sagt er zur Begründung. "Warum haben Sie die Stange denn mitgenommen", fragt die Staatsanwältin ironisch, "um Bohnen zu pflanzen?" "Wir sind Flüchtlinge, wir haben kein Aufenthaltsrecht, warum sollten wir streiten?", meint ein anderer Angeklagter. Man sei auf ihn losgegangen.

Schwierige Rekonstruktion 

Die Rekonstruktion des Geschehens gestaltet sich schwierig, auch die Aussagen der Zeugen bringen nicht wirklich Klarheit. "Zuerst hatten wir Fußball gespielt", sagt ein 21-järiger Somalier, dann sei es zum Streit gekommen. Alle seien aufeinander losgegangen, "jeder gegen jeden". Am nächsten Tag hätten die Angeklagten eine Gruppe von Somaliern verfolgt. Mit Fäusten und Eisenstangen sei zugeschlagen worden, meint einer der Zeugen, auch mit Steinen sei geworfen worden, sagt ein anderer. Die Angeklagten streiten das ganz entschieden ab.

Nicht immer sind es lediglich Fragen, die sie an die Zeugen richten, sondern eher verbale Angriffe. "Du bist Muslim, warum lügst Du vor Gott?", sagt einer der drei Beschuldigten. Hier schreitet Richter Graf-Frank entschieden ein. "Das hat hier nichts mit Religion zu tun". In einer Woche sind weitere Zeuge geladen.