Der Getriebespezialist ZF will nach einem Rekordjahr 5000 neue Mitarbeiter an Bord holen.

Stuttgart/Friedrichshafen -  Die Japankatastrophe könnte das fulminante Wachstum des Automobilzulieferers ZF Friedrichshafen ausbremsen. "Wir sind besorgt, dass Lieferketten abreißen könnten", sagte ZF-Chef Hans-Georg Härter bei der Vorstellung der Konzernbilanz 2010. Um das Problem in den Griff zu bekommen, habe das Unternehmen eine Task-Force eingerichtet. Sorge macht dem Konzern, der auf der weltweiten Rangliste der Automobilzulieferer auf Platz acht rangiert, vor allem die Versorgung mit Prozessoren für Getriebesteuerungen. Diese werden schwerpunktmäßig in Japan gefertigt. "Im Juni sehen wir bei der Versorgung erste Gefährdungen", sagte Härter. Im Moment deute zwar vieles auf eine Besserung der Lage hin, "wir haben aber keinen Anlass, das Thema als entspannt anzusehen", sagte der ZF-Chef. Bei Mikrochips müsste sich das Unternehmen teilweise schon zu Preisen eindecken, die um den Faktor drei höher seien als normal.

Auch bei anderen Rohstoffen, etwa Stahl, speziellen Legierungen, Aluminium oder Kautschuk sehe man "exorbitant steigende Materialpreise", sagte Härter. Stahlproduzenten akzeptierten nur noch Lieferverträge mit maximal drei Monaten Laufzeit. Lieber wären dem nach Bosch und Continental drittgrößten deutschen Zulieferer längere Verträge, da diese eine höhere Planungssicherheit gewährleisten. Alles in allem hält Härter aber die Einflüsse durch steigende Rohstoffpreise für beherrschbar.

Zumal das Geschäft nach dem Krisenjahr 2009 wieder brummt. "Wir arbeiten in einigen Werken hart an der Kapazitätsgrenze", sagte Härter, der ZF bis Ende 2012 führen soll. Im laufenden Jahr werde ZF die zunächst angepeilte Marke von 14 Milliarden Euro Umsatz deutlich übertreffen. "Das bedeutet deutlich mehr als zehn Prozent Wachstum" über das gesamte Jahr, sagte Härter. Bis 2015 will ZF gar die 20-Milliarden-Euro-Umsatz-Marke knacken.

Bereits 2010 hatte der Automobilzulieferer mit einem Umsatz von 12,9 Milliarden Euro einen Rekord erwirtschaftet und seine Erlöse gegenüber Vorjahr um deutlich mehr als ein Drittel gesteigert. Der Gewinn nach Steuern schoss von einem satten Minus im Vorjahr auf 443 Millionen Euro nach oben. Die Profitabilität sei "zufriedenstellend, aber noch nicht wieder auf dem Niveau vor der Krise", sagte Finanzvorstand Konstantin Sauer.

Punkten mit Schaltboxen für Hybridfahrzeuge

Besonders die Umsätze in der von der Krise hart getroffenen Nutzfahrzeug- und Baubranche legten 2010 überdurchschnittlich zu - um 50 beziehungsweise 100 Prozent, wie Härter erläuterte. Aber auch im Pkw-Bereich - speziell bei Luxusfahrzeugen - liefen die Geschäfte besser als bei der Konkurrenz. ZF punktet hier mit Acht-Gang-Automatikgetrieben oder Schaltboxen für Hybridfahrzeuge, die in Nobelkarossen verbaut werden und Deutschland oft Richtung asiatische Märkte verlassen. Diese sind es auch, die 2010 das rasante Wachstum vorantrieben. Allein in Asien stieg der Umsatz um 43 Prozent. In Nordamerika schlugen gar 67 Prozent zu Buche. ZF profitiert in den USA vom neuen Großkunden Chrysler und von der Produktion von Windradgetrieben für den dänischen Marktführer Vestas. Als Folge will ZF bis Ende 2011 seine Beschäftigtenzahl in Deutschland um 2000 und weltweit um 5000 auf insgesamt 70000 steigern. In Deutschland sollen dann knapp 40000 Mitarbeiter bei ZF arbeiten.