Alfred Gislason ist seit einem Jahr Bundestrainer der deutschen Handball-Nationalmannschaft. Foto: dpa/Sascha Klahn

Handball-Bundestrainer Alfred Gislason wurde in einem Drohbrief zum Rücktritt aufgefordert, weil er nicht „deutsch“ genug sei. Zahlreiche Solidaritätsbekundungen folgten – auch von Fußball-Bundestrainer Joachim Löw.

Stuttgart - Alfred Gislason hat im Handball schon viel erlebt und alles gewonnen, was es als Vereinstrainer zu gewinnen gibt. Der 61-Jährige ist siebenfacher deutscher Meister, sechsfacher DHB-Pokalsieger und dreifacher Champions-League-Sieger (mit dem SC Magdeburg und dem THW Kiel). Seit einem Jahr ist er nun deutscher Nationaltrainer und führte die DHB-Auswahl zuletzt zur erfolgreichen Qualifikation für die Olympischen Spiele im Sommer.

Die Woche nach seinem bislang größten Triumph mit der deutschen Nationalmannschaft begann für ihn dann mit einer neuen Erfahrung der unschönen Sorte. „Nach insgesamt knappen 30 Jahren in Deutschland, das erste mal das ich in diesem großartigen Land bedroht wurde“, schrieb Gislason auf Instagram und veröffentlichte kurzerhand einen rassistischen Drohbrief, den er am Morgen in seinem Briefkasten gefunden hatte.

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens erklärten sich solidarisch mit dem Isländer, der bereits in den 80er Jahren als Spieler beim TUSEM Essen am Ball war. Unter anderen äußerte sich sein Pendant bei den deutschen Fußballern, Noch-Bundestrainer Joachim Löw, und bekundete über den Twitter-Account der Fußball-Nationalmannschaft seine Bestürzung über die feige Attacke gegen den – Zitat – „grandiosen Bundestrainer“:

Über den offiziellen Instagram-Account des Deutschen Handballbundes (DHB) stellten sich auch Gislasons Vorgesetzte direkt hinter den Handball-Bundestrainer.

Auch Handball-Nationaltorhüter Johannes Bitter vom TVB Stuttgart bezog klar Stellung und ordnete sich „#TeamAlfred“ zu:

Handball-Legende Stefan Kretzschmar schickte seinem Ex-Trainer ein „Küsschen“ zur Unterstützung:

Handball-Nationalspieler Marcel Schiller von Frisch Auf Göppingen gab zu Protokoll, man fühle sich „sicher“ mit Gislason an der Seitenlinie und veröffentlichte ein gemeinsames Bild mit dem Bundestrainer.

DHB-Kapitän Uwe Gensheimer von den Rhein-Neckar Löwen bezog via Instagram ebenfalls Stellung und zeigte Kante gegen Rassismus.

Eine spezielle Bitte richtete Alfred Gislason darüber hinaus noch an die Öffentlichkeit, verbunden mit der Hoffnung, den Absender des Drohbriefes herausfinden zu können.

Ob die Handschrift letztlich tatsächlich einem Absender zugeordnet werden kann, darf bezweifelt werden. Gislasons offener Umgang mit dem rassistischen Zwischenfall kam dennoch bei vielen gut an und hat dem Isländer weitere Sympathien und viel Solidarität eingebracht.