Für den HBW Balingen-Weilstetten war das Final Four in Köln das größte Wochenende der Vereinsgeschichte, für die Rhein-Neckar Löwen eine einzige Enttäuschung. In den sozialen Medien hat sich nun Spielmacher Juri Knorr zu Wort gemeldet und den Videobeweis scharf kritisiert. Im Fokus: Eine Szene aus dem Spiel gegen Balingen.
Während das Final-Four-Turnier um den DHB-Pokal in Köln für den HBW Balingen-Weilstetten kaum besser hätte laufen können, war bei den Rhein-Neckar-Löwen Frust angesagt.
Dramatisches Halbfinale zwischen Kiel und den Löwen
Im Halbfinale scheiterten sie dramatisch in der Verlängerung am THW Kiel, im Spiel um Platz drei wirkten sie vor allem in Halbzeit eins überhaupt nicht bei der Sache und verloren am Ende gegen den HBW Balingen-Weilstetten.
In beiden Spielen der Löwen im Mittelpunkt: Regisseur und Nationalspieler Juri Knorr. Gegen Kiel scheiterte er kurz vor Schluss per Siebenmeter an Andreas Wolff, gegen Balingen konnte er aufgrund einer Blessur am Ende nicht mehr mitwirken.
Kritik in den sozialen Medien von Knorr
Im Nachgang des Turniers meldete sich Knorr über die sozialen Medien zu Wort – und übte deutliche Kritik an der Nutzung des Videobeweises in Köln.
Eine von zwei Szenen, auf die sich Knorr bezieht, ist dabei aus dem „kleinen Finale“ gegen Balingen. In der 25. Minute bricht der Löwe durch die HBW-Abwehr durch und will aufs Tor werfen, als es zum Kontakt mit Balingens Magnus Grupe kommt.
Schiedsrichter sehen andere Bilder als der Fernsehzuschauer
Das Schiedsrichtergespann lässt sich die Szene am Bildschirm noch einmal zeigen und schickt Grupe für zwei Minuten vom Feld. Mit Blick auf die Bilder, die beim Videobeweis angeschaut wurden, die richtige Entscheidung – der Kontakt scheint minimal.
Nur wenige Augenblicke später wird beim Streamingdienst „Dyn“ jedoch eine andere Perspektive gezeigt, die den Schiedsrichtern nicht vorlag oder nicht gezeigt wurde.
Knorr: Falsche Entscheidung aufgrund von schlechtem Bildmaterial
Genau das ist aber Kern von Knorrs Kritik. Es sei „aufgrund von schlechtem, nicht ausreichenden Bildmaterials falsch entschieden (deshalb auch absolut kein Vorwurf an die Schiedsrichter)“ worden.
Auch im Halbfinale gegen Kiel sah sich Knorr klar durch den Videobeweis benachteiligt. Olle Forsell Schefvert wurde nach einem Foul an Domagoj Duvnjak mit „Rot“ vom Feld geschickt und konnte in der spannenden Schlussphase seinem Team nicht mehr helfen. „Weshalb gibt es in unserer Sportart einen Videobeweis, wenn die technische Umsetzung auf dem Niveau eines Oberligaspiels ist“, schreibt Knorr in seinem Instagram-Statement.
Kritik an aggressiver Grundstimmung im Spiel um Platz drei
Außerdem kritisiert er, dass die Schiedsrichter im Spiel gegen den HBW eine zu lasche Linie an den Tag gelegt hätten. „Ich begründe dies damit, dass die Schiedsrichter von Beginn an eine Linie gepfiffen haben, die einen großen Spielraum für Fouls sowie eine insgesamt sehr aufgeheizte, aggressive Grundstimmung begünstigte. Sie haben die Aufgabe und auch die Verantwortung, einzugreifen, wenn die Grenze zum gefährlichen Spiel überschritten wird und es gilt, die Gesundheit der Spieler zu schützen. Wenn die Schiedsrichter dieser Aufgabe nicht nachkommen, erhöhen sie die Wahrscheinlichkeit für gefährliche Situationen und nehmen Verletzungen zumindest teilweise in Kauf“, schreibt Knorr.
Lob für den sportlichen Auftritt der Balinger
Gleichzeitig will er sein Statement nicht als Ausrede verstanden wissen. „Dieser Kommentar meinerseits soll nichts von den sportlichen Erfolgen des THW sowie von Balingen wegnehmen und soll auch nicht übertrieben in die Bewertung unserer verbesserungsbedürftigen sportlichen Leistung im zweiten Spiel mit einfließen. Es ist nur meine Wahrnehmung, die ich gerne teilen möchte, da ich glaube, dass die angesprochenen Themen durchaus relevant sind für unseren (tollen) Sport“, schreibt Knorr am Ende seines Statements.
Allererster Videobeweis der Bundesliga beim HBW
Den Videobeweis im Handball gibt es seit der Saison 2023/24 in der ersten Bundesliga. Das allererste Mal genutzt, wurde er beim Spiel des HBW Balingen-Weilstetten gegen den THW Kiel.
Auch in der zweiten Bundesliga gibt es derzeit eine Debatte um die Einführung des Hilfsmittels für Schiedsrichter. Ob Knorrs Kritik daran etwas ändern wird, ist offen.