Mit dem Martinimarkt sorgte der Steinener Gewerbeverein regelmäßig für jede Menge Trubel im Dorf. Für dieses Jahr ist die Veranstaltung bereits abgesagt – und was die weitere Zukunft bringt, ist völlig unklar. Foto: MT-Archiv

Der Vorstand tritt geschlossen zurück, neue Freiwillige finden sich nicht: Der Gewerbeverein ist in einer prekären Lage. Die Hoffnungen ruhen jetzt auf einer letzten Initiative.

Die Mitglieder des Gewerbevereins und Interessierte haben am Freitagabend im Haus der Sicherheit über die Zukunft des Vereins beraten. Der Verein hat inzwischen nur noch 16 Mitglieder, von denen sieben anwesend waren.

 

Vorstand tritt zurück

Vier davon wiederum sind – beziehungsweise waren – im Vorstand: Zu Beginn der Mitgliederversammlung erklärten das Team Vorsitzender Dirk Zumkeller, zweiter Vorsitzender Lutz-Michael Wolff, Kassenwartin Daniela Trefzer und Beisitzerin Sabrina Cannella ihren Rücktritt aus dem Vorstand.

Daniela Trefzer, Lutz Wolff, Dirk Zumkeller und Sabrina Cannella (von links) legten ihre Vorstandsämter nieder. Nachfolger fanden sich nicht, sodass die Zukunft des Vereins unklar ist. Foto: Christoph Schennen

Zumkeller begründet seinen Rückzug mit der zunehmenden Arbeitsbelastung durch die Bürokratie, die einige Zeit in Anspruch nehme. „Wir Einzelhändler sind gefordert, unseren Laden am Laufen zu halten.“

Nachfolger finden sich nicht

Mit dem kompletten Ausscheiden des Vorstands war schon das erste Thema für die Diskussion gefunden: Wer ist bereit ein, Vorstandsamt zu übernehmen? Im Laufe der 75 folgenden Minuten meldete sich niemand, der federführend im Verein agieren will. Darauf entschied der Vorstand den Verein stillzulegen: Die Aktivitäten des Vereins ruhen, er ist aber nicht aufgelöst. Die bisherigen Vorstandsmitglieder kündigten an, Mitglied im Verein zu bleiben und die zukünftigen Amtsinhaber – wenn sich denn welche finden – zu unterstützen.

Verein soll erhalten bleiben

Bernhard Wilhelmi meinte, die Vorstände hätten sich nicht intensiv genug um eine Nachfolge bemüht. Dem widersprach Thomas Knauber entschieden: Die Vorstände hätten alles unternommen, um Aktive für die erste Reihe zu gewinnen – aber ohne Erfolg. Wilhelmi schlug vor, zu versuche, über persönliche Ansprachen doch noch neue Aktiven zu finden. Serhat Isler (Sparkasse) fände es gut, wenn man die Gewerbetreibenden in einem Brief über die Situation informieren würde.

Neue Zielgruppen einbinden

Diese Vorschläge wurden begrüßt. So soll versucht werden, nun verstärkt die Gewerbebetriebe und die Industrieunternehmen in den Verein einbinden. Der scheidende Vorsitzende Zumkeller zeigte aber nicht sonderlich zuversichtlich, dass das Werben um Mitglieder, die sich im Idealfall auch engagieren, Erfolg haben wird. So habe sich beispielsweise auch nach der Nachbesprechung zur Gewerbeschau, bei der die Euphorie groß war („Wir müssen was machen“), niemand gemeldet, der Mitglied im Gewerbeverein werden wollte, flankierte eine Versammlungsteilnehmerin

Bürgermeister Gunther Braun sprach sich nachdrücklich dafür aus, den Verein zu erhalten. Er sein ein „funktionierendes Gefäß“, das man nicht aufgeben solle, sagte Braun und verwies auf die unterschiedlichen Initiativen, mit denen der Gewerbeverein das Geschehen vor Ort belebe. Ohne die vom Gewerbeverein initiierten Weihnachtsbäume etwa werde es ein trostloses Weihnachten.

Braun zeigte enttäuscht, dass nur wenige Gewerbetreibende der Einladung zur Sitzung gefolgt waren. „Die Bürger wollen das Vereinsleben nicht mehr leben“, formulierte er seine Beobachtung – „das Organisieren und Verantwortung übernehmen ist der Gesellschaft abhanden gekommen.“

Gemeinde übernimmt nicht

Braun fügte hinzu, dass die Verwaltung es sich finanziell nicht erlauben könne, eine Agentur mit der Organisation der Veranstaltungen zu beauftragen, die bislang der Gewerbeverein unter seinen Fittichen hatte. Allem voran die Weihnachtsbaumaktionen und das Martini-Fest, das indes bereits im August abgesagt wurde. Vor Corona gab es auch ein Glühwein-Fest.

Nun darf man gespannt sein, ob der Verein dem drohenden Niedergang ein entschiedenes Signal entgegensetzen kann, so dass er zu neuer Blüte kommt. Bernhard Wilhelmi appellierte an die Zuhörer: „Lasst Euch nicht entmutigen, Wartet die Einzelgespräche ab.“

Unklar ist nicht nur, ob es mit dem Verein weitergeht, sondern auch, ob es im kommenden Jahr wieder eine Gewerbeschau gibt. Fest steht, dass Dirk Pfunder sie nicht mehr alleine organisieren wird. Das kündigte er in der Sitzung an. Er schlug vor, die Ämter im künftigen Vorstand doppelt zu besetzen: Es müsste künftig also zwei erste und zwei zweite Vorsitzende geben, dazu sechs Besitzer.