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Nach den Ausschreitungen bei einer Kurden-Demonstration am Samstag mühen sich nun sowohl die Polizei als auch der veranstaltende Verein um eine Aufarbeitung der Ereignisse.

Stuttgart - Bei den Ausschreitungen rund um eine Kurden-Demonstration am Samstag in der Stuttgarter Innenstadt ist mehr zu Bruch gegangen als das Glas von 14 Schaufenstern an der Königstraße. Diskussionen um Verbote werden laut, die Stuttgarter Kurden sehen ihr mühsam erarbeitetes gutes Verhältnis zur Stadt gefährdet. Sowohl die Polizei als auch der veranstaltende Verein mühen sich nun um eine Aufarbeitung der Ereignisse.

Am Montagmorgen weisen nur noch Spanplatten auf die Randale am Samstagnachmittag hin. Zahlreiche Schaufenster in der Theaterpassage im Gebäude Königstraße 1 sind verrammelt. Die Scheiben sind zerstört. "Zum Glück war unser Geschäft schon geschlossen, als die Steine geflogen sind", sagt Verkäuferin Rita Kuhn im Damenmodenladen Duda, "es wäre schlimm gewesen, wenn Kunden und wir hier gewesen wären." Karstadt-Geschäftsführer Patrick Erfurth beziffert allein den Sachschaden am Sporthaus auf 30000 Euro. Ob eine Versicherung zahle, sei noch unklar.

Rund 500 Kurden hatten am Samstag bei einer genehmigten Demonstration gegen das Verbot der prokurdischen Partei DTP in der Türkei protestiert. Dabei war es mehrfach zu Ausschreitungen gekommen. Randalierer hatten Steine auf Polizisten geworfen, Stahlkugeln abgeschossen, Böller und bengalische Feuer gezündet. Die Polizei setzte Schlagstöcke und Pfefferspray ein.

Der Großteil der Randalierer stammt aus anderen Bundesländern und dem benachbarten Ausland. Ob die Ausschreitungen in der Theaterpassage auch von ihnen begangen wurden, steht nicht fest. "Das liegt aber sehr nahe", sagt Polizeisprecher Stefan Keilbach.

"Mit Gewalt erreicht man nie etwas."

Man habe bei den Demonstranten etliche Pflastersteine, Nothämmer aus Zügen, Messer und Reizgas gefunden. "Wer so zu einer Demonstration geht, dem darf man unterstellen, dass er keinen friedlichen Verlauf will", so Keilbach. Dabei sei die Polizei "wohldosiert" vorgegangen. "In Zukunft werden wir um größere Vorkontrollen aber nicht mehr herumkommen."

Dieses nächste Mal werde es geben, kündigt der Veranstalter, der Mesopotamische Kulturverein, an. Allerdings wolle man dann einiges anders machen, so Sprecher Oguzhan Kara: "Wir bedauern die Zwischenfälle sehr und haben in einer Krisensitzung beschlossen, bei der nächsten Aktion eigene Leute einzusetzen, die aufpassen, dass es ruhig bleibt." Dabei wolle man mit der Stadt zusammenarbeiten. "Wir wollen nicht, dass wir in der Öffentlichkeit in so einem schlechten Licht erscheinen", so Kara.

Hürden des Ordnungsamts sind nicht zu erwarten. "Mit den Stuttgarter Kurden hatten wir seit Jahren keine Probleme mehr", sagt Alfons Nastold, "schwierig wird es, wenn überregional zur Demo aufgerufen wird." Man müsse jede Anmeldung neu prüfen. Nur wenn man dem Versammlungsleiter etwas nachweisen könne, gebe es eine Handhabe. Ansonsten gilt das Demonstrationsrecht.

"Die Demonstrationsfreiheit ist ein hohes Gut", sagt auch Citymanager Hans H. Pfeifer. Die Stimmung unter den Händlern habe sich etwas beruhigt, nachdem mancher bereits ein Verbot der Kurden-Aktionen gefordert habe. Klar sei aber: "Mit Gewalt erreicht man nie etwas."