Im Sozialamt in Rottweil machen aggressive Personen zunehmend Sorgen. Die Mitarbeiter haben Angst um ihre Sicherheit. Die Messerattacke im Jobcenter 2020 ist noch präsent. Die Security soll deshalb bleiben. Auch Umbauten sind geplant.
Kreis Rottweil - Aggressive Kunden, ein härterer Umgangston und immer häufiger Gewaltausbrüche: Nach der Messerattacke auf eine Jobcenter-Mitarbeiterin im Januar 2020 war im Kreistag eine Diskussion darüber ausgebrochen, ob im Landratsamt dauerhaft Security-Kräfte eingesetzt werden sollen.
"Es vergeht kein Monat, in dem ich keine Anzeige wegen Körperverletzung unterschreiben oder eine renitente Person des Hauses verwiesen werden muss", hatte sich Landrat Wolf-Rüdiger Michel im Herbst 2020 für einen dauerhaften Einsatz von Sicherheits-Personal ausgesprochen, Kostenpunkt damals rund 8800 Euro monatlich. Der Messerangriff sei nur die Spitze des Eisbergs gewesen.
Zudem habe sie bei manchen Mitarbeitern Ängste aufkommen lassen. Der Kreistag hatte den Einsatz von Sicherheitspersonal hingegen mehrheitlich abgelehnt, unter anderem mit dem Argument, man dürfe sich nicht einschränken beziehungsweise einschüchtern lassen, aber auch aufgrund des finanziellen Aspektes.
Im März 2021 einigte man sich darauf, das Sicherheitspersonal am Hauptsitz der Verwaltung in der Königstraße/Stadionstraße mit Ablauf des bestehenden Vertrags abzuziehen. Beim Sozialamt in der Olgastraße 6 sollten die Security-Kräfte hingegen bleiben, bis der Eingangsbereich baulich verändert worden ist.
Denkmalschutz ein Problem
Eben diese bauliche Veränderung könnte sich nun jedoch als Problem erweisen, wie im Kreisausschuss für Umwelt und Technik deutlich wurde. Geplant war, Räume für einen Kundenempfang, Wartebereiche und Zugangskontrollen zu den Treppenhäusern und Fluren herzustellen. Das Gebäude steht jedoch teilweise unter Denkmalschutz. Deswegen wurde ein externes Architekturbüro hinzugezogen. Das Ergebnis: Der gesamte Eingangsbereich muss in die Planung einbezogen werden. Die erste Kostenschätzung liegt bei rund 230 000 Euro. Vorsorglich hat die Verwaltung einen Planansatz über 240 000 Euro in den Haushalt 2022 eingestellt.
Bei der Betrachtung des Eingangsbereichs kam auch die Frage nach Flucht- und Rettungswegen und Brandschutz auf. Das Gebäude habe man einst vom Land erworben, erklärte Finanzdezernent Gerald Kramer. Nach einer Begehung mit dem Bausachverständigen, der Stadtverwaltung Rottweil und dem Stadtbrandmeister habe sich gezeigt, dass manche brandschutzrelevante Auflagen offenbar teilweise nicht umgesetzt wurden. Man werde ein Brandsachverständigenbüro hinzuziehen müssen. Das Ergebnis des Brandschutzgutachtens soll in die Entwurfsplanung einfließen.
Verkauf steht im Raum
Der weitere Prozess bis zur Erteilung der Baugenehmigung, auf die dann der Baubeschluss und die Umsetzung folgten, könne noch mehrere Monate in Anspruch nehmen, so Kramer. Man nehme diese Entwicklung zur Kenntnis, sagte Hermann Acker (FWV). Wenn aus den Planungen jedoch eine Generalsanierung des Gebäudes werde, müsse man überlegen, ob das überhaupt Sinn mache oder ob man das Sozialamt nicht ins neue Landratsamt integrieren und das Gebäude Olgastraße 6 verkaufen wolle, ehe man eine halbe oder gar eine ganze Million hineinstecke.
Eine optimale Zugangssituation sei im neuen Landratsamt auf jeden Fall gegeben, stimmte der Landrat zu. Mit dem Thema Brandschutz sei nicht zu spaßen. Als Bauordnungsbehörde habe das Landratsamt auch Vorbildfunktion.