Noch ist der Sebastiansbrunnen weihnachtlich geschmückt. In gut eineinhalb Wochen werden die Haslacher dort erstmals nach deutlich mehr als 100 Jahren den Patron der Stadt, der den Brunnen ziert, feiern. Foto: Kleinberger

Jahrhundertelang hat es nicht mehr stattgefunden, jetzt wird es wiederbelebt: das Sebastiansfest. Am Sonntag, 15. Januar, feiern die Haslacher ihren Stadtpatron am Brunnen auf dem Marktplatz.

Haslach - Bekannt als "Pestheiliger", ist Sebastian Patron der Soldaten und Bogenschützen – und wird ebenso als Beschützer vor Krankheiten und Seuchen angerufen. In dieser Funktion wurde der Heilige auch zum Schutzpatron der Stadt Haslach erklärt. Denn diese litt im 17. Jahrhundert unter einer Pest-Epidemie. Während deren Höhepunkt, im Jahr 1635, erklärten die Haslacher den Heiligen zu ihrem Stadtpatron. Das dies nicht aus der Kirche heraus, sondern der gesamten Bürgerschaft, geschehen ist, hat Pfarrer Michael Lienhard nachhaltig beeindruckt, wie er bei einem Pressegespräch am Mittwochvormittag erklärte.

Gemeinsam mit Alois Krafczyk informierte Lienhard über die Wiederbelebung der jahrhundertealten Tradition. Nachdem Sebastian zum Stadtpatron erklärt worden war, wurde alsbald eine Sebastiansbruderschaft gegründet, die sich übrigens auch um die Armen und Kranken in Haslach kümmerte. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sie – wie alle Bruderschaften in der Stadt – aufgelöst, womit auch der Festtag zu Ehren des Stadtpatrons in Vergessenheit geriet, bedauert Krafczyk. Schon länger habe es daher Bestrebungen gegeben, das Fest wieder aufleben zu lassen.

In Pandemie-Zeiten ist der Heilige aktueller denn je

Bewegung kam nach dem Sebastianstag im vergangenen Jahr in die Sache: Damals habe Pfarrer Lienhard sich auf einen Zeitungsbericht hin bei ihm gemeldet, in dem es um den Heiligen ging, berichtet Krafczyk. "Nach so langer Zeit können wir das Fest nun wieder gebührend feiern", freut sich der Haslacher, der sich um den Erhalt des Brauchtums in der Hansjakobstadt sehr verdient gemacht hat. Für Lienhard, der im vergangenen Jahr als neuer Pfarrer nach Haslach kam, ist die Verbindung mit dem Heiligen derzeit aktueller denn je. "Hoffentlich geht die Corona-Pandemie dem Ende entgegen", sagt er. Aber auch bei dieser Pandemie gelte Sebastian als Schutzheiliger. "Die Pandemie hat ja auch Spuren hinterlassen", sagt er. Und auch hinsichtlich der Aufgaben, die die Sebastiansbruderschaft seinerzeit ausführte, stelle sich die Frage: "Was braucht es heutzutage in der Gesellschaft, um die Armen und Kranken zu unterstützen?".

Bei allen Beteiligen hätten die beiden mit der Idee offene Türen eingerannt: Die Haslacher Pfarrgemeinde, die evangelische Gemeinde und die Stadt Haslach beteiligen sich an der Feier am 15. Januar. Dass die evangelische Gemeinde dabei ist, freut Lienhard sich besonders. Immerhin hätten die evangelischen Christen an sich wenig mit Heiligenverehrung zu tun. Das zeige, dass das Stadtpatronat mehr beinhalte als eine Widmung der katholischen Kirchengemeinde: "Es ist mehr, als wenn man einen Paten hat. Die Patenschaft erlischt ja auch nicht, wenn der Kontakt mal abreißt."

Die beiden christlichen Gemeinden werden am 15. Januar zunächst ihre üblichen Gottesdienste abhalten. In dem in der katholischen Stadtkirche St. Arbogast werden zudem "Sebastianspfeile" gesegnet, Gebildbrote, die die Stadt Haslach stiftet und die von der Bäckerei Jetter für diesen Anlass gestaltet wurden. Danach geht es in einer Prozession zum Sebastiansbrunnen am Marktplatz, wo gemeinsam gebetet wird. Die Bürgerwehr und Bürgerinnen sind ebenfalls beteiligt, die Bürgerwehr wird einen Salutschuss abgeben.

Rückmeldungen von den Haslachern seien bisher durchweg positiv, freuen Krafczyk und Lienhard sich. Sie hoffen jetzt natürlich auf eine rege Beteiligung.

Sebastian war ein römischer Soldat und Märtyrer, der wohl in Mailand oder Narbonne geboren wurde. Er starb um das Jahr 288 in Rom. Der Heiligenlegende nach war Sebastian ein Soldat in der römischen Elitetruppe der Prätorianer, der Leibgarde des Kaisers. Unter Diokletian (284 bis 305) wurden viele Christen verfolgt. Sebastians Christlicher Glaube wurde Diokletian bekannt, woraufhin er den Soldaten zum Tode verurteilte und ihn von Bogenschützen erschießen ließ. Der Totgeglaubte wurde von einer frommen Witwe gesund gepflegt, trat erneut vor den Kaiser und wurde vor dessen Augen erschlagen. Sebastian ist traditionell ein Parton der Soldaten und Bogenschützen und wird gegen Krankheiten sowie Seuchen angerufen. In Haslach gibt es in der Stadtkirche und in der Friedhofskapelle Altäre, die dem Heiligen gewidmet sind.