Der Verein Leben mit Behinderung Ortenau und das Autismuszentrum Mittelbaden werden das Angebot des insolventen Zentrums für Autismus-Kompetenz Südbaden übernehmen. Betroffene können nahtlos zum 1. September weiterbetreut werden.
„Es freut mich sehr, dass es für die betroffenen Personen und deren Familien gelungen ist, die weitere Versorgung sicherzustellen. Hier gilt mein Dank den beiden Trägern, die dies möglich machen“, erklärt Sozialdezernent Heiko Faller am Montag.
„Ihnen ist es gelungen, einen Großteil des in Lahr und Offenburg eingesetzten Personals der Autismus-Kompetenz Südbaden zu übernehmen, so dass überwiegend eine nahtlose Fortführung der Therapien möglich sein wird. Die entsprechenden Vereinbarungen dafür wurden bereits unterschrieben.“
Der Ortenaukreis klärt derzeit mit den beiden Leistungserbringern die künftige Zuordnung der Fälle. Die betroffenen Familien werden zeitnah darüber und über die Weiterführung der Therapieangebote informiert.
Im Kreis sind insgesamt 130 Menschen betroffen
Mit Hochdruck haben die Verantwortlichen daran gearbeitet, die von der Schließung zum 31. August betroffenen Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen – im Kreis betrifft dies insgesamt 130 Menschen – gut zu versorgen und entsprechende Angebote auszuweiten oder neu zu schaffen. Dank einer über Jahre vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und den im Landkreis tätigen Leistungserbringern wurde nun eine tragfähige Lösung gefunden.
Der Verein Leben mit Behinderung Ortenau übernimmt die Standorte des insolventen Autismuszentrums in Lahr und Offenburg sowie die Mehrzahl des Personals. Das „Autismuszentrum Mittelbaden“ übernimmt Personal und Fälle aus Offenburg.
Mit diesen neuen beziehungsweise erweiterten Angeboten können so auch die qualifizierten Fachkräfte, die sich beruflich neu orientieren mussten, dem fachlichen Einsatzfeld erhalten bleiben und erhalten damit auch eine neue berufliche Perspektive.
Großer Teil der Fachkräfte werden von neuen Trägern übernommen
Der „Leben mit Behinderung Ortenau“ ist ein Verein mit langjähriger Erfahrung in der Beratung, Betreuung, Pflege und Therapie von Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung im gesamten Ortenaukreis. Mit einem breitgefächerten ambulanten, stationären und therapeutischen Dienstleistungsangebot ist der Verein ein verlässlicher, hochprofessioneller und den betreuten Menschen zugewandter Partner für den Kreis.
Der Tätigkeitsschwerpunkt liegt in der Versorgung von Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung. In den vergangenen Jahren nahmen die Bedarfe im Bereich seelischer Behinderung insbesondere im Autismus-Spektrum stetig zu. Daher gehören davon betroffene Menschen insbesondere in den Bereichen Wohnen, Integrative Betreuung in Schulen und Kindergärten, Betreuung zu Hause sowie auch in den Förder- und Betreuungsgruppen zwischenzeitlich zum Dienstleistungsalltag des Vereins.
Autismuszentrum Mittelbaden hilft in allen Lebenslagen
„Unser Verein stellt sich in dieser für die betroffenen Kinder und Jugendlichen mit deren Familien so prekären Notlage gerne dieser besonderen Verantwortung für Kreis und Gesellschaft. Als verlässlicher Partner in der Behindertenhilfe fühlen wir uns in ausdrücklichem Maße gerade Menschen mit hohen Hilfebedarfen sehr verbunden – so auch in diesen Fällen. Mit der fachlichen Expertise und Erfahrung der nun neuen Kolleginnen und Kollegen wird auch unsere bisherige Arbeit inhaltlich und qualitativ weiter an Format zugewinnen“, so Joachim Haas und Wolfgang Dürr, die beiden Geschäftsführer von „Leben mit Behinderung Ortenau“.
Das Autismuszentrum Mittelbaden ist laut Kreisverwaltung ein sehr erfahrener Leistungserbringer im Bereich Autismus-Spektrum. Dort erhalten Autisten und deren Angehörige neben Therapie, unterstützende Begleitung, in Schulen und im Studium, ambulante Unterstützung im häuslichen Umfeld, Begleitangebote für die Freizeit sowie umfangreiche Beratungsmöglichkeiten.
„Wir bieten ein umfassendes Hilfskonzept für Menschen aus dem Autismus-Spektrum und deren Familien. Hierbei decken wir alle Bereiche des täglichen Lebens ab“, informieren die Geschäftsführerinnen Diana Möbius und Monique Zink.
Böse Überraschung
Für das Zentrum für Autismus-Kompetenz Südbaden wurde am 1. Juli ein Insolvenzverfahren eröffnet. „Das und insbesondere der Umfang der Probleme innerhalb der Gesellschaft hat die beteiligten Stadt- und Landkreise überrascht und war in dieser Form nicht vorhersehbar“, teilt das Landratsamt dazu mit. Oberste Priorität sei daraufhin gewesen, die Anschlussversorgung bei anderen geeigneten und qualifizierten Anbietern für die betroffenen Menschen in den sechs Stadt- und Landkreisensicherzustellen.