Landunter in Bühlingen: Derartige Ausmaße wie im August sollen künftig verhindert werden. Foto: Schulz

Das Hochwasser in Bühlingen vom August beschäftigt die Betroffenen teilweise bis heute. Wie kam es dazu? Wo liegen Schwachstellen? Und auf welche weiteren Gefahren gilt es zu achten? Die Stadt Rottweil will jetzt den Hochwasserschutz und das "Kommunale Risikomanagement" anpacken – mit externer Hilfe.

Rottweil - Bei den Sirenen wird nachjustiert, die Stadt will nun doch Mitglied beim Verein Hagelabwehr Südwest werden, der Hochwasserschutz rückt verstärkt ins Blickfeld – all das, so erinnerte Oberbürgermeister Ralf Broß in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch, seien Reaktionen auf die zunehmenden Naturkatastrophen.

Von Flächenbrand bis Naturkatastrophen

Bei genauerer Betrachtung gebe es jedoch noch weitere Gefahren, die analysiert und angepackt werden müssten: Flächenbrände, Ausfall von EDV-Anlagen, Trinkwassermangel bei Trockenheit und vieles mehr. Es gelte zu schauen: Wie relevant sind diese Gefahren für Rottweil? Wie gut vorbereitet ist man? Hat Rottweil alles im Blick?

Um grundsätzlich kritische Infrastrukturen von möglichen Gefahren besser schützen zu können, soll das "Kommunale Risikomanagement" in Zusammenarbeit mit einem externen Büro auf die Beine gestellt werden. Fachbereichsleiter Bernd Pfaff klärte auf, dass es hier nicht um neue Zuständigkeiten gehe, diesbezüglich sei alles recht klar geregelt. Vielmehr wolle man sich Klarheit über Wahrscheinlichkeiten sowie mögliche Ausmaße verschaffen und für einen schnellen Austausch zur Bewältigung von Krisen sorgen. Ein Haushaltsansatz ist für das Jahr 2022 mit 50 000 Euro vorgesehen.

Aufschrei nach Hochwasser in Bühlingen

Auch wenn im Gemeinderat die Notwendigkeit durchweg gesehen wurde, gab es Nachfragen: Arved Sassnick (SPD+FFR) erkundigte sich nach möglichen Dopplungen von Aufgaben mit dem Kreis, Ingeborg Gekle-Maier (Grüne) meinte, man könne doch auch Erfahrungen anderer Kommunen gleicher Größe nutzen. Auch Günter Posselt (CDU) verwies auf bestehende Strukturen. "Man muss das Rad jetzt auch nicht neu erfinden." Dennoch habe er natürlich Verständnis für den Aufschrei nach dem Bühlinger Hochwasser und die Sorgen der Betroffenen. In Bezug auf den Starkregen merkte Hubert Nowack (Grüne) an, dass seine Fraktion schon einmal einen entsprechenden Antrag gestellt habe, für den es damals auch Fördermittel gegeben hätte.

OB Ralf Broß verwies auf die Rottweiler Besonderheit mit der ENRW als Eigenbetrieb. Gerade was den Hochwasserschutz und das Starkregenmanagement angeht, sei hier alles eng verzahnt. Sind Durchlässe von Rohren groß genug, wo kommt das Wasser überhaupt her, wie sind die Baugebiete konzipiert, wie die Gräben ausgelegt?

Auch Eigentümer in der Verantwortung

Laut Rudolf Mager, künftiger Nachfolger von Fachbereichsleiter Lothar Huber, ist klar, dass mit der technischen Infrastruktur die Regenwassermengen im Ernstfall nicht zu bewältigen sind. Dass aufdimensionierte Durchlässe alle Probleme lösen würden, sei aber zu kurz gedacht. Unter anderem sorgen auch "Verlegungen" in Gräben mit Holz oder Reifen für Probleme. Vieles liege auch in der Verantwortung der Eigentümer. Der Rückhalt von Regenwasser auf jedem einzelnen Grundstück sei ein Baustein für ein ganzheitliches Konzept. Auch innerstädtisch müssten künftig strengere Maßstäbe gelten. Vor 25 bis 30 Jahren habe man beim Bauen noch nicht die Ziele verfolgt wie heute, was den Hochwasserschutz und das Oberflächenwasser angeht. In neuen Baugebieten werde natürlich entsprechend geplant. Zudem sei das Verfüllen von Mulden und Vertiefungen im Außenbereich der Sache nicht dienlich.

Für die Problematik in Bühlingen und Hausen haben man nun schon Büros ausgewählt, die sich näher mit der Thematik befassen. "Die Untersuchungen laufen", so Mager. Zunächst sollen Sofortmaßnahmen geplant und umgesetzt werden. 2022 soll das Ganze dann mit einem zertifizierten Büro für Starkregenmanagement weiter gefasst werden.

Sowohl Monika Hugger (CDU) als auch Hubert Nowack (Grüne), wiesen darauf hin, dass die Thematik kommunalübergreifend angegangen werden müsse. "Wir bekommen ja auch das Wasser von Zimmern", so Nowack. Arved Sassnick (SPD+FFR) erkundigte sich nach weiteren Retentionsbecken. Und für Peter Schellenberg (FWV) wäre es sinnvoll, dass alles in Händen der ENRW liegt, um unnötige Schnittstellen zu vermeiden.

Dem geplanten Vorgehen der Verwaltung stimmte der Gemeinderat zu. Im März wird der Hochwasserschutz dann wieder Thema im Gremium sein, erste Ergebnisse sollen vorgestellt werden. Für Reiner Hils (SPD+FFR) ist man nun auf dem richtigen Weg. Dies sei ein Zeichen für strukturelles Arbeiten. "Die Bürger wollen jetzt sehen, dass gehandelt wird."