David und Ramona Preuss und die Kinder Xenia und Moritz freuen sich auf ein besinnliches Weihnachtsfest. Foto: Niklas Ortmann

Die Bescherung ist erst heute Abend – doch die Familie Preuss aus Sulgen hat ihr größtes Geschenk bereits: Vater David Preuss, der an einem Gehirntumor erkrankt war, ist wohlauf und kann Weihnachten in Ruhe mit seiner Familie verbringen.

Das Weihnachtsfest war bei der Familie Preuss im vergangenen Jahr von Tränen und Angst geprägt. Zu präsent war die Krebsdiagnose, die Vater David Preuss nur wenige Wochen zuvor erhalten hatte. Zu groß war die Belastung durch den bösartigsten aller Hirntumore, genannt Glioblastom, der bei David Preuss zwar operativ entfernt werden konnte, aber bei den meisten Betroffenen schnell zurückkehrt.

 

Doch ein Jahr später kann die Familie das Fest wieder genießen. „Die Krankheit hat für uns keine große Bedeutung mehr. Wir haben gelernt, damit umzugehen“, sagt Ramona Preuss. Die Erleichterung ist der Familie anzumerken.

Zurück im Alltag

Die Gelpads an seinem Kopf, die das Tumorwachstum hemmen sollen, trägt David Preuss weiterhin, und alle drei Monate wird er mit dem MRT-Verfahren untersucht – abgesehen davon kann er seinen Alltag wieder normal bestreiten: Er habe wieder mit dem Arbeiten begonnen, könne Autofahren und fühle sich nach abgeschlossener Chemotherapie wieder fit, erzählt David Preuss. Auch die MRT-Ergebnisse waren gut – der Tumor ist nicht zurückgekehrt. Die Freude ist nun groß auf das Weihnachtsfest, das im Hause Preuss diesem Jahr im Zeichen der Ruhe und Dankbarkeit stehen wird.

Was nach einem Weihnachtswunder klingt, ist in Wahrheit auch das Ergebnis von Glauben, Kampfgeist und Mut: Die Familie setzte alles auf eine Immuntherapie, die sich noch nicht etabliert hat und von der Krankenkasse nicht übernommen wird. Eine Spendenaktion wurde ins Leben gerufen, aber ob die benötigten 65 000 Euro zusammenkommen, war völlig unklar. Dennoch wollte David Preuss schnellstmöglich mit der Therapie beginnen; es war das einzige, was Hoffnung machte. Den Medizinern hat die Familie praktisch „blind vertraut“.

Unendliche Dankbarkeit

Ihr Mut wurde belohnt: Es kamen genug Spenden zusammen. Ihre Dankbarkeit für die Spender kann die Familie „gar nicht in Worte fassen.“ Sie würden gerne jedem persönlich danken, was bei der Vielzahl an Unterstützern aber praktisch unmöglich ist. Mitte August war der auf David Preuss angepasste Impfstoff dann fertig. Fast zeitgleich erschien eine neue Studie mit vielversprechenden Ergebnissen zu der Immuntherapie, die den Daten zufolge die Lebenserwartung insbesondere dann signifikant erhöht, wenn mit ihr begonnen wird, bevor der Tumor zurückkommt – so wie bei David Preuss nun geschehen.

Situation tapfer akzeptiert

Der Impfstoff ist zwar kein Wundermittel, und die Krankheit nach wie vor sehr gefährlich, aber die Familie hat die Situation tapfer akzeptiert. „Wir sind dankbar und ruhig geworden, ärgern uns nicht mehr über kleine Sachen“, betont Ramona Preuss. „Wir glauben dauerhaft an das Positive und versuchen, das Beste daraus zu machen.“

Mit anderen Betroffenen stehen sie im Austausch und teilen Erfahrungen, nachdem sie „aus ganz Deutschland“ angeschrieben wurden. Ihnen werden sie mit ihrer Geschichte Mut machen – und die Botschaft weitergeben, die Hoffnung niemals aufzugeben.