Ein Feuer zerstörte Ende 2022 den Altarraum der Neuapostolischen Kirche. Nachdem die Renovierung immer wieder Thema war, ist jetzt klar: Dazu wird es nicht mehr kommen.
Das hatten sich die Gemeindemitglieder sicher anders vorgestellt. Statt einer Renovierung und einer großen Jubiläumsfeier zum 50-jährigen Bestehen des Kirchengebäudes in Sigmarswangen heißt es nun: Das war’s. Dabei deutete lange Zeit alles auf eine Renovierung hin.
Aber von vorn: Mitte Dezember 2022 brach in Folge von stark heruntergebrannten und nicht gelöschten Kerzen auf einem Baumstumpf ein Feuer im Altarraum der Neuapostolischen Kirche in Sigmarswangen aus. Der Brand hinterließ einige Spuren: bestialischen Gestank, Ruß in allen Ritzen, und da, wo einst der Altar stand, blieb nur noch ein Aschehaufen.
Für die Gemeindemitglieder war das ein Schock. Das Weihnachtsfest konnte nach Wittershausen verlegt werden, allerdings: Es stand auch noch in den Sternen, ob und wie die Kirche in Sigmarswangen wieder „einsatzfähig“ gemacht werden kann – und zu welchem Preis. Schon damals die Prognose: etwa sechsstellige Kosten. Denn der Ruß hatte sich ebenso wie der penetrante Brandgeruch überall verteilt.
Ein Jahr nach dem Brand hieß es vom Leiter der Neuapostolischen Gemeinde in Sigmarswangen, von einer Rückkehr ins Kirchengebäude sei man noch weit entfernt. In der Tat glich es einem Rohbau. Eine Reinigungsfirma hatte das kontaminierte Mobiliar ebenso entfernt wie Dämmung und Holzdecke.
Planung wurde erstellt
Im April 2023 hieß es, die Versicherung werde für den Schaden aufkommen und das Beschädigte zum Neuwert ersetzen. Ein Teil der Kosten – für die beweglichen Gegenstände – müsse die Gebietskirche selbst tragen. Architekten rückten an, eine Planung zum Wiederaufbau wurde erstellt.
Die Vorfreude bei den Gemeindemitgliedern war bereits groß. Denn auch wenn man von der Neuapostolischen Gemeinde in Wittershausen herzlich aufgenommen worden war, so änderte das doch nichts an dem Wunsch, wieder in die „eigenen vier Wände“ zurückkehren zu wollen.
Tragwerk müsste grundlegend erneuert werden
Umso größer ist die Enttäuschung jetzt. Die Bombe platzte bereits im März, wie wir aus der Kirchengemeinde erfahren: Bei einem Gemeindeabend wurde mitgeteilt, dass es nicht zu einer Renovierung der Kirche kommen wird.
Wir wollen es genau wissen und fragen bei Manuel Kopp von der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland (Gebietskirche) nach. Der teilt mit: „Die Entscheidung, den Standort in Sigmarswangen nicht zu renovieren, wurde nach intensiver und sorgfältiger Prüfung getroffen.“
Erhebliche Investitionen
Nachdem Schäden am Dach bekannt geworden seien, habe eine Untersuchung der Abteilung Bau/Unterhalt in Zusammenarbeit mit externen Fachplanern ein erhöhtes Risiko im Rahmen der Betreiberverantwortung ergeben, so Kopp.
„Für eine zufriedenstellende Sanierung müsste das Tragwerk grundlegend erneuert werden, da dieses laut statischem Gutachten bereits vollständig ausgelastet ist. Eine solche Maßnahme hätte weitreichende bauliche Folgen und wäre mit erheblichen Investitionen verbunden“, erklärt der stellvertretende Abteilungsleiter im Stab Bezirksapostel/Präsident.
Sanierung aus strategischer Sicht nicht vertretbar
Angesichts des allgemeinen baulichen Zustands des Gebäudes und der Nähe benachbarter Kirchenstandorte – damit dürfte Wittershausen gemeint sein – erscheine eine Sanierung aus gebäudestrategischer Sicht nicht vertretbar, heißt es.
„Hinzu kommt, dass sich unsere Kirche ausschließlich aus freiwilligen Spenden und Opfergaben ihrer Mitglieder finanziert – der verantwortungsvolle Einsatz dieser Mittel über alle Standorte hinweg ist für uns oberstes Gebot.“
Was bedeutet das nun für das Kirchengebäude in Sigmarswangen? Dazu heißt es: „Die zukünftige Nutzung wird derzeit in einem verantwortungsvollen Prozess geprüft. Ziel ist es, eine Lösung zu finden, die sowohl dem Charakter des Gebäudes als auch den Bedürfnissen der örtlichen Gemeinschaft gerecht wird.“
Anderer Gemeinde anschließen
Für die rund 50 Mitglieder der Neuapostolischen Kirchengemeinde in Sigmarswangen bedeutet es, dass sie sich nun wohl einer anderen Gemeinde anschließen müssen.
Kopp erklärt dazu: „Bezüglich der weiteren Zugehörigkeit steht es jedem Gemeindemitglied frei, selbst zu entscheiden, welcher Kirchengemeinde es sich künftig anschließen möchte. Nach aktuellem Stand zeichnet sich ab, dass sich die Mitglieder auf die Gemeinden Sulz am Neckar, Vöhringen-Wittershausen und Oberndorf verteilen werden.“
Leitung übernimmt ein „Externer“
Was überrascht: Die Leitung der Neuapostolischen Kirchengemeinde Wittershausen übernimmt Bezirksevangelist Dieter Winzenried aus Rottweil übernehmen, erfahren wir auf Nachfrage.
In Sigmarswangen sitzt die Enttäuschung bei vielen derweil tief, hatte man doch lange mit einer Renovierung gerechnet. „Diese nun endgültige Entscheidung tut uns sehr weh, und wir sind sehr enttäuscht, dass die Kirchenleitung nicht bereit ist, eine aktive und lebendige Gemeinde zu erhalten“, sagt ein Kirchengemeindemitglied dazu.