Für die Besitzer der nach Erdwärmebohrungen beschädigten Häuser in Leonberg naht Hilfe: Die Stadt, der Landkreis und örtliche Banken stellen ihnen zinslose Kredite bis 5000 Euro zur Verfügung. Foto: dpa

Geschädigte Hausbesitzer in Leonberg können auf Hilfe vom Erdwärmeverband hoffen.

Stuttgart - Die Besitzer der nach Erdwärmebohrungen beschädigten Häuser in Leonberg (Kreis Böblingen) können auf Hilfe hoffen. Ein Berufsverband und ein Zusammenschluss von Stadt, Landkreis und örtlichen Banken kündigten am Freitag Unterstützung an.

 

Geld vom Verband gibt es erst zukünftig

Für die Leonberger Hausbesitzer könne zwar noch kein Geld, dafür aber Beratung von Experten zur Verfügung gestellt werden, sagte Stefan Schiessl, Vorstand des Bundesverbands Geothermie, am Freitag in Stuttgart. Mit geplant bis zu 30.000 Euro Überbrückungsgeld pro Fall sollen künftige Betroffene so lange unterstützt werden, bis geklärt ist, wer für die Schäden aufkommt. Mit dem Geld könnten beispielsweise Gutachten finanziert werden, Soforthilfe an Gebäuden durchgeführt werden und Übernachtungen bezahlt werden. Der Verband will außerdem Schulungsmaßnahmen und Qualitätsrichtlinien der Branche verbessern.

Direkt bei der Stadt könnten zinslose Kredite bis 5000 Euro kurzfristig beantragt werden, erklärte Oberbürgermeister Bernhard Schuler (parteilos) in Leonberg. Auch wenn es sich um einen Konflikt zwischen Privatparteien handele, gelte es, den Betroffenen schnell zu helfen. „Aus unserer Sicht kann aber auch das Land sich nicht aus der Verantwortung ziehen“, fügte Schuler hinzu. Sowohl Schiessl als auch Schuler deuteten an, dass die Schuldfrage wohl in langwierigen Verfahren gerichtlich geklärt werden müsse.

Untersteller hatte erlaubte Bohrtiefe eingeschränkt

Nach Bohrungen einer Privatfirma waren Ende Juli an rund zwei Dutzend Häusern in Leonberg Schäden von bis zu mehreren zehntausend Euro entstanden. Danach hatte Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) die erlaubte Bohrtiefe eingeschränkt und angekündigt, dass die Geschädigten nicht auf Geld vom Land hoffen könnten. Seiner Meinung nach sei der Verursacher in die Pflicht zu nehmen. „Es ist erfreulich, dass die Branche nun offenbar begriffen hat, dass sie ihrer Verantwortung gerecht werden muss und nicht auf die Allgemeinheit abwälzen kann“, hieß es dementsprechend am Freitag aus dem Umweltministerium.

Das Problem ist nicht neu: Auf rund 50 Millionen Euro wird der Schaden geschätzt, den Geothermie-Bohrungen in Staufen (Breisgau-Hochschwarzwald) angerichtet haben. Im Jahr 2007 war dort Grundwasser in eine gipshaltige Erdschicht gelaufen, die sich aufgebläht hatte. Der Boden hob sich daraufhin und zog hunderte Häuser in Mitleidenschaft. Auch die Stadt Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) beklagte 2009 ein ähnliches Phänomen.

Unter Geothermie versteht man die unterhalb der Erdoberfläche gespeicherte Wärmeenergie (Erdwärme). Anders als Solar- und Windkraftanlagen ist diese erneuerbare Energie konstant verfügbar und von Witterungen, Jahreszeiten und Tageszeiten unabhängig.