Die 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg wurde in der vergangenen Woche in Freiburg gefunden und entschärft. Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

In der vergangenen Woche herrschte in der Freiburger Innenstadt nach dem Fund einer Weltkriegsbombe Ausnahmezustand. Der Chef des Kampfmittelbeseitigungsdiensts in Stuttgart erklärt, warum Freiburg davon öfter betroffen ist als ländliche Gebiete.

Für rund 2000 Freiburger und 700 Rettungskräfte war die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in der Vorwoche eine kurze. Nachdem am Mittwochmittag bei Bauarbeiten eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden wurde, wurde der Bereich um den Fundort großräumig evakuiert, erst gegen vier Uhr nachts gab der Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) Entwarnung.

 

Zuletzt ein Bombenfund pro Jahr in Freiburg

Die Spezialisten aus Stuttgart wurden mittags alarmiert und kamen sofort. „Bei Bomben ist immer Eile geboten“, sagt Ralf Vendel, Dienststellenleiter des Kampfmittelbeseitigungsdiensts.

Große Sprengkraft

Im Gespräch mit unserer Redaktion gab er einen Überblick über die Sprengkraft der in der vergangenen Woche gefundenen Bombe. Die Fünf- Zentner-Bombe hatte 125 Kilogramm Netto-Explosivmasse, eine Detonation hätte einen immensen Schaden anrichten können. Daher sei der Evakuierungsradius von 300 Metern notwendig gewesen, sagt Vendel. Davon betroffen war dann auch das St. Josefskrankenhaus.

Während der Entschärfung herrschte in Freiburg Ausnahmezustand. Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

In Städten gibt es häufiger Bombenfunde als auf dem Land

Vendel und seine Kollegen waren in den vergangenen Jahren immer wieder für Bombenentschärfungen nach Freiburg gerufen worden – am 30. August 2022, am 14. Januar 2023 und am 20. August 2024. „Großstädte wurden im Krieg natürlich häufiger bombardiert“, erklärt der Experte, warum in Orten wie Freiburg, Mannheim oder Stuttgart regelmäßig Bombenfunde für Ausnahmezustand sorgen. Zum Vergleich: Im Zollernalbkreis wurde im Jahr 2024 keine Weltkriegsbombe gefunden.

Mehrere 100 Bomben könnten noch in Freiburg liegen

Denn in Städten befanden sich während des Krieges Industrieanlagen, Bahnhöfe oder Kasernen – alles Ziele für Angriffe im Krieg. Wie viele Bomben genau in Freiburg noch unentdeckt liegen, darüber gibt es keine belastbaren Angaben, die Anzahl kann nur geschätzt werden. „Wir vermuten, dass noch mehrere 100 Bomben in Freiburg im Boden schlummern“, sagt Vendel.

Was die Bauwirtschaft damit zu tun hat

Das Arbeitsaufkommen für ihn und seine Kollegen hängt dabei auch mit der Bauwirtschaft zusammen. „Je mehr gebaut wird, desto mehr Bomben und Munition werden auch gefunden“, erklärt der Fachmann, der mit seinem Team nicht nur für die Bomben in Baden-Württemberg zuständig ist.

2024 wurden im Land 13 Blindgänger gefunden

„Der KMBD entschärft nicht nur Bomben – wir sind für alles zuständig, was bis 1945 produziert wurde.“ Also auch Munition, Granaten oder Minen. So wurden 2024 bei insgesamt 811 Einsätzen mehr als 16 Tonnen eingesammelt, die auf Baustellen, Privatgrundstücken oder in freier Natur entdeckt worden waren. Dazu kamen 13 Bombenblindgänger mit einem Gewicht von mehr als 50 Kilogramm – eine davon im August auch in Freiburg.

„Munition am Fundort belassen“

Vendel betont in diesem Zusammenhang: „Wer Munition findet, soll sie bitte am Fundort belassen und nicht bewegen.“ Stattdessen solle sofort die örtliche Polizei kontaktiert werden, die dann mit einem Foto den KMBD benachrichtigt. In Stuttgart wird dann das weitere Vorgehen entschieden. So wie in der vergangenen Woche, als der KMBD um vier Uhr nachts die britische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärfte.

Rund 100 000 Tonnen

Im Zweiten Weltkrieg wurden etwa 1,35 Millionen Tonnen Munition auf das Gebiet des damaligen Deutschen Reiches abgeworfen – rund 100 000 Tonnen in Baden-Württemberg. Zehn bis 15 Prozent sind nicht detoniert, so dass noch viele Bombenblindgänger in Baden-Württembergs Böden und Gewässern zu vermuten sind. Um diese Gefahren zu beseitigen, unterhält das Land beim Regierungspräsidium Stuttgart den Kampfmittelbeseitigungsdienst mit derzeit 34 Mitarbeitern.