Das Kunstwerk soll nun bei den Kriegsgräbern des Ersten Weltkriegs, auf der Grünfläche mit Beet im Vordergrund, aufgestellt werden. Foto: Otto

Nach einiger Unruhe um die "Engelsflügel", ein Kunstwerk von Tobias Kammerer, finden diese nun doch einen Platz auf dem Ruhe-Christi-Friedhof in Rottweil. Nicht auf dem Vorplatz, wie ursprünglich vorgesehen, aber doch in Sichtweite.

Rottweil - Vor fast genau einem Jahr war es rund um die "Engelsflügel" gar nicht so friedlich zugegangen. Der Künstler hatte angeboten, diese Glasskulptur auf dem Vorplatz der Friedhofskapelle aufzustellen, damals eingebunden in eine Wanderausstellung zum Thema Tod und Trauer. Die Stadtverwaltung mit Oberbürgermeister Ralf Broß hatte Bedenken geäußert mit dem Verweis, an der Skulptur direkt auf dem Vorplatz könnten sich vielleicht die Geister scheiden.

Genügend Raum für Trauerfeiern

Ein Antrag der Freien Wähler brachte das Thema dann in den Gemeinderat – doch Broß hatte dann eindringlich davor gewarnt, die Grundsatzfrage "Kammerer oder nicht" zu diskutieren. Man müsse offen für alle Künstler sein. Die Verwaltung hatte stattdessen vorgeschlagen, den Friedhof kunstfrei zu belassen und die "zurückhaltende Grundstimmung" des Vorplatzes beizubehalten. Außerdem solle der Platz weiter genügend Raum für Trauerfeiern bieten.

Wie Fachbereichsleiter Marco Schaffert nun in der jüngsten Gemeinderatssitzung erinnerte, war damals der Beschluss gefasst worden, dass eine dauerhafte Aufsstellung von Kunstwerken vor der Kapelle und auf dem Vorplatz nicht stattfinden soll. Der Rat hatte aber grundsätzlich grünes Licht für Kunst auf dem Friedhof gegeben. Auch ein Wettbewerb war diskutiert worden.

Von Kunst-Wettbewerb wird abgeraten

Das Kulturamt hat sich inzwischen weiter mit dem Thema befasst und nach Lösungen gesucht. Ein Wettbewerb unter Künstlern, so Schaffert, mache allerdings nur bei einem Kunstankauf Sinn. Hier müsste ein Budget von 50 000 bis 10 000 Euro eingerechnet werden, wovon angesichts der finanziellen Lage der Stadt abzuraten sei.

Deshalb habe man das Angebot Kammerers auf eine Dauerleihgabe nochmals aufgeriffen und sich auf die Suche nach einem geeigneten Ort auf dem Friedhof gemacht. Bei einem gemeinsamen Ortstermin habe sich der Platz inmitten der Kriegsgräber des Ersten Weltkriegs, links an der Hauptachse und gegenüber dem Ehrenmal des heiligen Sebastian, als geeignet herausgestellt. Auf dem Vorplatz könnten, wie im Gemeinderat angeregt, weiterhin Bänke aufgestellt werden.

Die derzeit am vorgesehenen Standort etwas weiter hinten im Boden angebrachte Gedenkplatte soll nach vorne versetzt werden. Das Steinkreuz, das zu keiner Grabstelle gehört, soll entfernt werden.

Kosten sollen Förderer tragen

Für die Transportkosten von rund 1500 Euro und die Herstellung einer Bodenplatte mit Kosten von etwa 3500 Euro sollen Förderer gefunden werden, sodass diese Kosten den städtischen Haushalt nicht belasten, betonte Schaffert.

Der Gemeinderat zeigte sich mit diesem Konsens nun ohne Diskussionen zufrieden. Und die "Engelsfügel" werden auf dem Ruhe-Christi-Friedhof Einzug halten.