Ulms Oberbürgermeister Ivo Gönner hatte sich immer wieder als Befürworter des Bahnprojekts Stuttgart 21 hervorgetan. Foto: dpa

Große Mehrheit der Ulmer stärkt Rathauschef und S-21-Befürworter Ivo Gönner den Rücken.

Stuttgart - In der kleinsten Gemeinde Baden-Württembergs geht das Thema Stuttgart 21 alle an. 75 Wahlberechtigte wohnen im südbadischen Böllen im Kreis Lörrach, 36 gaben ihre Stimme ab. Eine Beteiligung von 48 Prozent. Die Mehrheit der Böllener sprachen sich für das Bahnprojekt aus. 13 Bürger (37 Prozent) votierten für einen Ausstieg des Landes aus der Stuttgart-21-Finanzierung, 23 (63 Prozent) stimmten dagegen.

Doch Böllen ist nicht überall. In der Stadt Ulm ist das Bahnprojekt in der Vergangenheit so heftig diskutiert worden wie in kaum einer anderen Stadt Baden-Württembergs. Das lag vor allem an Oberbürgermeister Ivo Gönner, der sich immer wieder als Befürworter des Bahnprojekts hervorgetan hatte. Und es war Gönner, der sich nach dem Volksentscheid als Sieger fühlen durfte. Denn die Ulmer unterstützen seinen Kurs. 69,1 Prozent stimmten gegen einen Ausstieg, bei einer Wahlbeteiligung von 52,1 Prozent.

Ulm ist stark mit Bahnprojekt verbunden

"Wir sind sehr froh, das ist ein Signal aus Ulm an alle Landespolitiker, zum Wohle des Landes weiterzubauen und zusammenzustehen", sagte er nach der Volksabstimmung. "Das Ergebnis lässt überhaupt keinen Platz für Interpretationskünste." Er befürchte jedoch, "dass es gleich wieder von vorne losgeht, nur mit anderen Trapeznummern".

Ulm ist so stark mit dem Bahnprojekt verbunden wie keine andere Stadt im Südwesten - abgesehen von Stuttgart selbst. Der neue unterirdische Bahnhof soll an eine Neubaustrecke von Wendlingen nach Ulm angebunden werden. Sollte Stuttgart 21 nicht gebaut werden, ist auch diese Trasse in Gefahr, befürchten viele Ulmer.

57 Prozent der Mannheimer gegen S21

Ganz anders sah es hingegen bei den Großstädten in Baden aus. Sie unterstützten - gegen den Landestrend - die S-21-Gegner. In Mannheim stimmten rund 57 Prozent gegen das Bahnprojekt. Ähnlich waren die Ergebnisse in Heidelberg, Karlsruhe und Freiburg. "Das Ergebnis war zu erwarten, weil die Sorge groß ist, dass Infrastrukturmaßnahmen in unserer Region unter dem Großprojekt leiden", sagte Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD). Stichwort Ausbau der Rheintalstrecke von Frankfurt am Main nach Basel. Viele Mannheimer befürchten, der Bahn fehle künftig das Geld, diesen Ausbau voranzutreiben.

Die Wahlbeteiligung in Mannheim lag jedoch deutlich unter 50 Prozent. Ein Beweis für Kurz, "dass das Thema bei uns nicht so emotionalisiert war wie in Stuttgart". Kurz selbst hatte für den Weiterbau des Bahnprojekts gestimmt. Er hoffe nun, dass das klare Ergebnis das Projekt voranbringe.