Abschiedspressekonferenz von Joachim Löw (rechts) mit Oliver Bierhoff. Foto: dpa/Federico Gambarini

Nach dem Ausscheiden bei der Fußball-Europameisterschaft haben sich Joachim Löw und Oliver Bierhoff noch einmal bei einer Pressekonferenz geäußert. Die wichtigsten Aussagen im Überblick.

Herzogenaurach - Der Bundestrainer Joachim Löw ist nach 15 Amtsjahren Geschichte. Bei einer letzten Pressekonferenz blickte der 61-Jährige zurück - und DFB-Direktor Oliver Bierhoff auf die neue Zeitrechnung mit Hansi Flick. Der SID hat die wichtigsten Aussagen zusammengestellt: 

Joachim Löw über...

...das EM-Aus gegen England: „Es war nicht der Abschied, den wir uns alle vorgestellt hatten. Die Enttäuschung sitzt sehr tief. Ich habe an diese Mannschaft geglaubt. Es tut mir leid, dass wir die Fans enttäuscht und nicht die Begeisterung ausgelöst haben, die wir uns vorgenommen haben. Ich übernehme die Verantwortung für dieses Ausscheiden, ohne Wenn und Aber.“

...die Gründe für das Scheitern: „Jetzt in dem Moment ist es für mich zu früh und nicht möglich, eine Analyse zu machen. Einige Dinge haben zeitweise hervorragend funktioniert, manche nicht. Wir haben alles investiert, uns Tag und Nacht Gedanken gemacht. Ins Detail zu gehen, macht wenig Sinn, dazu bin ich jetzt nicht in der Lage.“

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...seine Amtszeit: „Es waren 15 sehr lange Jahre mit vielen schönen Momenten und einigen Enttäuschungen. Es ist unglaublich schwierig, sich über mehrere Turniere in der absoluten Spitze zu bewegen. Diese Entwicklungsschritte sind für mich eine unglaublich große Befriedigung. Wir waren Benchmark für viele. Mit unserem Stil haben wir viele Fans begeistert.“

...seine bitterste Niederlage: „Die bitterste Niederlage, die ich erleben musste, war 2016 im Halbfinale gegen Frankreich. Wir hatten ein sehr gutes Turnier gespielt und eine Halbzeit in Marseille ein tolles Spiel gemacht, sind dann durch einen unglücklichen Elfmeter in Rückstand geraten. Hätten wir Frankreich geschlagen, was möglich war, hätten wir den Titel geholt, da bin ich mir sicher.“

...die Zukunft unter Flick: „Diese Mannschaft hat eine gute Zukunft vor sich. Ich wünsche meinem Nachfolger Hansi Flick alles, alles Gute und viel Erfolg. Ich glaube, dass einige Spieler noch nicht an ihrem Leistungslimit sind.“

...den DFB-Fan Löw: „Mein Herz schlägt weiterhin schwarz-rot-gold. Ich freue mich auf die nächsten Monate und nächsten zwei, drei Jahre, vor allem auf die Turniere. Ich werde mit allem, was ich habe, mit ganzem Herzen Fan sein, die Daumen drücken und mit jeder Faser hoffen, dass die Spieler das erreichen, was sie sich wünschen. Das haben sie sich wirklich verdient.“

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...seine Zukunft: „Ich habe nichts geplant, weder einen Urlaub noch sonstige Dinge. Ich muss das erst mal verarbeiten. Als Außenstehender kann man nicht bewerten, was das bedeutet: 15 Jahre in dieser Verantwortung zu sein. Man ist geistig immer gefordert und angespannt, man macht sich unendlich viele Gedanken. Das ist nicht immer leicht. Man ist auch eine Person des öffentlichen Lebens; natürlich gab es Momente, wo ich das nicht immer so toll fand. Jetzt bin ich auch mal froh, wenn ich mich ein bisschen zurückziehen und diese Verantwortung abgeben kann. Ich bin mit mir im Reinen. Es wird vieles bleiben, was ich extrem wertschätze und mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin.“

Oliver Bierhoff über...

...das Aus: „Es tut sehr weh, weil man viel investiert hat. Die Spieler haben gut mitgezogen, wir hatten ein gutes Umfeld im Home Ground, wir haben uns akribisch vorbereitet. Ich war davon überzeugt, dass wir in diesem Turnier mit dieser Mannschaft bis zum Ende marschieren können. Unser Anspruch ist, zu den Besten zu gehören. Deswegen ist die Enttäuschung und die Unzufriedenheit groß.“

...die Zukunft: „Wir können nicht zufrieden sein, dass wir Außenseiter sind. Wir haben immer den Anspruch, vorne mitzuspielen. Wir haben gute Spieler, die jüngeren müssen Erfahrung sammeln und in ihren Vereinen in verantwortliche Rollen kommen. Ich habe schon das Gefühl, dass in den Tagen hier wieder was Neues zusammengewachsen ist. Wir haben den Anspruch, eine souveräne Qualifikation zu spielen und in Katar mit unseren Ansprüchen ins Turnier zu gehen.“

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...Löw-Nachfolger Hansi Flick: „Jeder Trainer hat eine andere Handschrift. Hansi hat neben seiner sportlichen Kompetenz auch starke menschliche Fähigkeiten, das eint ihn mit Jogi Löw. Wir werden uns die nächsten Tage zusammensetzen und den Plan durchgehen, wie er sich die Mannschaft und den Betreuerstab vorstellt. Am Ende ist der Auftrag, erfolgreich zu spielen und eine Mannschaft aufzubauen, die eine Identität hat. Da wird ihm wenig Zeit gegeben.“

...Flicks Personalien: „Er hat die freie Auswahl zwischen den deutschen Spielern. Es obliegt dem Trainer, welche er auswählt und welche Strategie er vorgibt. Hansi ist einer, der gerne junge Spieler einbaut und für den deutschen Fußball versucht, Spieler zu entwickeln. Wir haben Spieler, die nicht mehr ganz so jung sind, die mehr Verantwortung übernehmen können. Ich habe von keinem der älteren Spieler gehört, dass er sagt: Übrigens, Oliver, ich hebe mal die Hand, ich denke über Rücktritt nach oder gebe gleich in der Presse etwas bekannt. Ich wünsche mir, dass wir wieder mehr U21-Spieler einbauen können.“