Am 4. August 2018 verwüstete ein Brand das Gebäude der Metzgerei Blum. Nun wurde das Gebäude großteils wieder instand gesetzt.  Foto: Becker

Rund zweieinhalb Jahre sind vergangen, seit ein verheerender Brand das Gebäude der Metzgerei Blum in der Calwer Lederstraße verwüstete. Inzwischen ist viel geschehen: Das Haus wurde aufwendig wieder instand gesetzt, die Wohnungen sind großteils wieder vermietet. Wann die Metzgerei im Erdgeschoss wieder einzieht, ist derweil aber noch immer unklar.

Calw - Es ist der 4. August 2018. Ein gewaltiger Schreck, der so gar nicht zu diesem lauen Sommerabend passen will, erwartet an diesem Tag etliche Calwer. Riesige Rauchwolken steigen aus der Calwer Kernstadt empor; wie Nebel breiten sich die Schwaden über dem Tal aus. Es ist der 4. August 2018 – und das Gebäude mit der Hausnummer 34 in der Calwer Lederstraße brennt.

Wie die Beamten des Bezirksdienstes des Polizeireviers Calw später mitteilen werden, löst vermutlich ein technischer Defekt an einem Kühlschrank im Dachgeschoss das Feuer aus. Drei Familien verlieren ihr Zuhause, verletzt wird aber niemand.

Die Eigentümer-Familie Blum, deren gleichnamige Metzgerei im Erdgeschoss untergebracht ist, steht vor einer baulichen Ruine, der man doch von außen auf den ersten Blick nur wenig ansieht. Denn was die Flammen verschonen, wird vom Löschwasser zerstört.

An diesem Tag, so berichtet es Geschäftsführer Gerhard Blum wenige Tage darauf im Gespräch mit unserer Zeitung, ist er jedoch zunächst froh, dass wenigstens niemandem etwas passiert ist.

Inzwischen, zweieinhalb Jahre später, sind die Folgen des Brandes beseitigt – zumindest zu einem großen Teil. Und nach gewaltigen Mühen, wie Blum erzählt. Die fünf Wohnungen mit einer Wohnfläche von insgesamt rund 280 Quadratmetern sind mittlerweile fertig, vier davon bereits vermietet. Unklar ist derzeit noch, wann die Metzgerei wieder in die ehemaligen Räumlichkeiten einzieht. Mit dieser Investition, erklärt der Geschäftsführer, wolle man zunächst abwarten, wie sich die weitere Wirtschaftslage aufgrund der Pandemie entwickle – zumal es mit den Räumen der ehemaligen Metzgerei Jourdan in der Marktstraße (seit Oktober 2018) eine gute Ausweichmöglichkeit gebe.

Gesamtschaden von rund 4,2 Millionen Euro

Im Inneren des Gebäudes in der Lederstraße sieht indes alles aus wie neu – weil es genau das ist. Ein "Neubau im Altbau", wie der Geschäftsführer es nennt. Keineswegs übertrieben – denn die komplette Elektrik, die Heizungsanlage, die Wasser- und Abwassertechnik wurden vollständig ersetzt. "Nicht eine alte Leitung" sei mehr im Haus verlegt. Das Dach musste neu aufgebaut werden, bis hin zu den Dachrinnen. Die Wände, Decken und Böden sind "von den Balken an" ersetzt. Durch das Löschwasser sei alles so durchnässt gewesen, dass alles raus musste – zu groß war die Schimmelgefahr durch Feuchtigkeit. Zeitweise habe man während der Arbeiten vom Dach bis zum Boden blicken können – weil außer den Balken kaum noch etwas vorhanden war. Insgesamt beziffert Blum den Gesamtschaden auf rund 4,2 Millionen Euro – und zwar ohne die Schäden an der Metzgerei im Erdgeschoss.

Ein Schaden, der von der Lederstraße aus so für kaum jemanden zu erahnen war. "Die Giebelseite war das, was gut ausgesehen hat", meint Blum. Fünf Meter weiter hinten im Haus fingen dann allerdings die Probleme an. Erschwerend kam hinzu, dass der Schadensumfang schlichte Reparaturen nicht zuließ. Stattdessen musste eine Baugenehmigung eingeholt werden. Damit verbunden: Die aktuellsten Regelungen in Sachen Brandschutz, Fluchtwege oder Energieeffizienz mussten beachtet werden. Und das in einem vollumfänglich denkmalgeschützten Gebäude.

Blum lobt in diesem Zusammenhang die gute Zusammenarbeit mit Denkmalamt und Baubehörde. Auch die Handwerker sowie insbesondere der Architekt und die Fachplaner hätten sich viele Gedanken gemacht, wie die ganzen Bestimmungen umgesetzt werden können. Das sei ihnen auch gut gelungen.

Große Herausforderungen

Dennoch, so sagt er, war es "nicht immer einfach, praktikable Lösungen zu finden". Denn was bei einem Neubau vom Reißbrett an geplant werden kann, müsse in Bestandshäusern erst passend gemacht werden. Beispielsweise die historische Treppe, die zunächst aus Denkmalgründen erhalten werden sollte – bis der Brandschutz dazwischen kam: Weil der Fluchtweg zu schmal gewesen wäre, musste die Treppe dann doch erneuert werden. Nicht zuletzt die Statik habe die Arbeiter immer wieder vor große Herausforderungen gestellt.

Rund 350 Jahre, schätzt Blum, ist das Gebäude mittlerweile alt. Und befindet sich bereits seit Jahrzehnten in Familienbesitz; 1957 pachteten Karl und Frieda Blum, die Eltern des heutigen Geschäftsführers, das Haus, das sie damals noch mit Gaststätte betrieben. Wenige Jahre später kauften sie das Gebäude, verkleinerten das Lokal und vergrößerten die Metzgerei. Seit 1987 führt Gerhard Blum das Unternehmen mit seiner Frau Ilse. Das Haus war zuletzt erst 2016 in größerem Stil saniert worden – inklusive der kompletten Fassade sowie dem Einbau neuer Fenster. Einzelne Arbeiten habe es aber immer gegeben, um den Bau in Schuss zu halten.