Die Männer vom RP auf der Hochbrücken-Baustelle: Jörg Pfeiffle, Rainer Gumz, Michael Lumpp und Alexandre Merz. Vorne schon der erste, fast fertige Straßenteil. Auch hinten am Haugenloch läuft es rund. Foto: Juergen Lueck /Juergen Lueck

Im Haugenloch in Horb sind schon 6000 Kubikmeter Boden vom Hang gelandet. RP-Bauleiter Jörg Pfeiffle: „Das ging erstaunlich reibungslos.“ 27 Meter Straße sind schon fast fertig. Nur der Problem-Pylon in der Mitte macht noch Sorgen.

Da strahlt die Bauaufsicht vom Regierungspräsidium Karlsruhe: Während hinten die Autos aus Richtung Autobahn ins Tal rollen, stehen Alexandre Merz, Michael Lumpp, Jörg Pfeiffle und Rainer Gumz auf fast schneeweißem, glatten Beton.

 

Die ersten 27 Meter Straße der neuen Hochbrücke sind fertig. Lumpp. Referatsleiter Straßenbau Süd: „Hier fehlt jetzt nur noch der Asphalt auf den Fertigplatten.“

Im Haugenloch geht es voran

Lumpp zeigt auf das sogenannte Haugenloch – den Einschnitt zwischen Deutschlands schönstem Biergarten Rauschbart und der Bundesstraße, die seit drei Wochen gesperrt ist: „Da geht es auch richtig voran.“

Die entscheidende Stelle gegenüber vom Rauschbart: Oben der 90 Tonnen Bagger, die Brecheranlage lässt den zerkleinerten Boden gleich ins Loch fallen. Die grauen „Spritzer“ rechts am Hang: Der Fertigboden zur Stabilisierung. Foto: Jürgen Lück

Reibungslose Arbeit mit dem 90-Tonnen-Bagger RP-Leiter Jörg Pfeiffle: „Der 90-Tonnen-Bagger hat es bisher schon geschafft, 6000 Kubikmeter vom Hang abzutragen. Das ging erstaunlich reibungslos.“ Und unten haben es die Bagger, Bulldogs und Spezialwalze schon geschafft, die erste Plattform auf sieben Meter Höhe ab Bahnlinie zu bringen. Pfeiffle: „Die erste Kehre von der Hochbrücken-Serpentinenstraße sieht man schon.“

Das Tele aufgezoomt. Pfeiffle: „Drüben trägt der Bagger mit einem Löffel (Fachbegriff für „Schaufel“) den Hang ab. In jeden Löffel passen fünf Kubikmeter.“

Handfester Job mit bester Aussicht: Dieser Bauarbeiter verteilt den Fertigboden von oben am Hang. Foto: Jürgen Lück

Wie Mensch und Maschine im Einsatz sind Ortswechsel auf den ehemaligen Rauschbart-Parkplatz. Oben der Riesen-Bagger, unten ein Riesen-Caterpillar. Der schiebt den Boden vom Bagger in seine Schaufel und serviert den Aushub passend auf das Förderband des Brechers.

Das Förderband ragt geschätzt 20 Meter über dem Hang ins Tal und lässt den Boden einfach runter rieseln.

Mix aus Kalk und Zement

Unten wird dieser Boden aufgenommen, mit einem Mix aus Kalk und Zement mit einer Fräse verdichtet. Dann ein Geogitter für die sogenannte „bewehrte Erde“ drauf. Und die Walze arbeitet den Mix dann ins Gitter ein und verdichtet es. Im Schneckentempo.

Der 90 Tonnen Bagger mit dem Fünf-Kubikmeter-Löffel hat in drei Wochen schon 6000 Kubikmeter vom Hang weggenommen. Foto: Jürgen Lück

Vor dem Brecher oben hat es der Bagger-Kollege nicht einfach – er befindet sich in einer Schräglage. Vorne sorgt der Kollege mit dem Kapuzenpullover „Bauen hat Zukunft“ dafür, dass der Behälter für den Fertigboden sauber genug ist – zum Einfüllen aus dem Betonmischer. Dann eine Drehung und bergab – und der Bauarbeiter muss mit dem Baggerfahrer den Fertigboden am Hang gut verteilen. RP-Bauleiter Gumz: „Das machen wir, damit es keine Risse im Hang gibt.“

Leise rieselt der Hang – hinter der Brecheranlage wird der zerkleinerte Boden einfach ins Haugensteiner Loch geschüttet. Foto: Jürgen Lück

Beeindruckende Zahlen Die erste Plattform unten – sie hat inzwischen sieben Meter Höhe. Fünf Meter fehlen noch. Diese Plattform für den Aufbau von Pfeilern beziehungsweise Stützen wird eine Länge von 60 Meter haben und 30 Meter tief sein.

12.500 Löffel müssen weggebaggert werden

Der 90 Tonnen-Bagger hat in drei Wochen schon 6000 Kubikmeter weg vom Hang geschafft – fast die zwölffache Menge (12.500 Löffel, insgesamt 70.000 Kubikmeter) muss er noch wegbaggern. Doch das reicht immer noch nicht, um das Haugenlocher Loch zu stopfen.

Blick ins Haugenloch: Links die Walze, die das Gemisch im Schnecktempo im Geo-Gitternetz verdichtet. Rechts der Traktor fräst das Kalk-Zement-Gemisch 40 Zentimeter in den Boden. Foto: Jürgen Lück

Referatsleiter Lumpp: „Wir brauchen noch 20.000 Kubikmeter Bodenmaterial zusätzlich. Das kann der beauftragte Unternehmer – die Firmengruppe Gfrörer – zwischendurch anliefern, wenn es ihnen passt. Für uns ist nur wichtig, dass das gelieferte Material die von uns definierte Qualität hat.“

Insgesamt sechs Plattformen werden dann aus dem Haugensteiner Loch die „Rauschbart-Terrassen“ machen.

Der „Problem-Pylon“ und die Auswirkungen Wenn man hier so auf dem ehemaligen Rauschbart-Parkplatz steht, fällt einem der „Problem-Pylon“ an Kleintierzuchtverein und Bahnübergang kaum ins Auge. Hier waren am Rosenmontag erst ein Bolzen, dann alle sechs vom Hochbrücken-Pfeiler abgekracht. Diese Bolzen sicherten die Unterkonstruktion, während oben Beton gegossen wurde. Hier sieht man wieder was neues: Innen ist ein rotes Gerüst an beiden Innenseiten der Pfeiler.

Der Problem-Pylon: Oben die ragt die Armierung aus dem nicht fertig gegossenen Beton. Alle Bolzen für die Stütze waren rechts abgebrochen. Deshalb soll jetzt das rote Hilfsgerüst den neuen Querriegel abstützen. Foto: Jürgen Lück

Referatsleiter Lumpp: „Im Mai kommt der alte Querriegel raus. Dann wird der neue betoniert. Diesmal wird er von unten nicht mit Bolzen gesichert, sondern mit dem Gerüst. Anfang bis Mitte Juni soll der neue Querträger dann fertig sein.“

Gibt es Verzögerungen?

Wird das die Baustelle verzögern? Lumpp: „Dann wären wir auf dem Stand von 12. Februar. Die restlichen Querträger in den Pylonen werden definitiv anders konstruiert. Die Firma Porr ist derzeit dabei, einen Bauzeitenplan bis zur Fertigstellung der Hochbrücke aufzustellen. Der wird Mitte Juni vorliegen. Nach der Überprüfung werden wir mehr sagen können.“

Blick Richtung Haugenloch: Auf der Horbwärts-Seite liegen schon die ersten Armierungen für den nächsten Längsträger aus Beton. Nächste Woche wird hier der erste graue Stahl-Querträger montiert. Foto: Jürgen Lück

Wird die Panne mit den abgerissenen Bolzen die Baukosten erhöhen? Lumpp: „Nein. Dem Bund als Auftraggeber wird dadurch kein Schaden entstehen.“

Die ersten 27 Meter Straße ab Nordstetten sind gelegt. Der mittlere „Problem-Pylon“ sollte dann fertig sein, wenn die Bauarbeiter den obersten Querträger brauchen für den achten Abschnitt der Straßenkonstruktion.

Wie viele Abschnitte kommen noch? Bauleiter Rainer Gumz erklärt: „Nach der Fertigstellung der ersten 27 Meter sind noch sieben Abschnitte bis dorthin geplant. Beim nächsten Abschnitt werden nächste Woche die grauen Stahl-Querträger eingebaut.“ Der RP-Bauleiter zeigt nach unten in einen „Graben“ aus Schalbrettern. Im linken Teil Richtung Horb liegt hier schon die erste Armierung: „Wir bereiten alles für das Gießen der nächsten Längsträger vor. Für den ersten Abschnitt haben wir fünf Wochen gebraucht. Der nächste Abschnitt hat aber nur zehn Meter.“ Auf die Konstruktion der Längsträger und der grauen Stahlträger werden dann die Beton-Fertigplatten gelegt.

Das erste fertige Brückenteil von unten: Der Riesen-Stahltäger in Blau trägt die komplette Konstruktion. In Rot die Stützen für die Längsträger und die Schalung der Längsträger. Die grauen Stahl-Querträger tragen die Beton-Fertigplatten. Foto: Jürgen Lück

Okay. Kann man hochrechnen, wann man den „Problem-Pylon“ wirklich braucht? Gumz lacht: „Das haben wir noch nicht gemacht.“

Wenn das Baggern gegenüber vom Rauschbart so problemlos geht – kann man die Rauschbart-Vollsperrung vielleicht schon zum großen Stadtfest (10. bis 12. September) aufheben? Lumpp: „Ich sage immer so schön: Jede Baustelle ist ein Prototyp. Es ist noch zu früh, um das Abschätzen zu können.“