Am Donnerstag begann vor dem Landgericht die Verhandlung gegen einen 25-Jährigen wegen schweren Raubes. Bewaffnet und maskiert soll er zusammen mit einem Komplizen im April 2017 eine Tankstelle in Oberndorf überfallen haben.
Oberndorf/Rottweil - Während sein Komplize bereits seit zwei Jahren in Jugendhaft sitzt, musste der Angeklagte noch eine ganze Weile auf den Prozessauftakt in seinem eigenen Verfahren warten. Kurze Zeit nachdem er die Tankstelle überfallen hatte, setzte er sich nach Österreich ab. Dort überfiel er eine Bank, wofür er ab Mai 2018 in Haft saß. Im Februar dieses Jahres wurde er ausgeliefert und befindet sich seitdem in Deutschland in Haft.
Vor Gericht wollte sich der Beschuldigte selbst nicht zum Tathergang äußern. Stattdessen ließ er eine Stellungnahme von seinem Verteidiger verlesen. Am Abend des 19. April 2017 machte sich der damals 21-Jährige zusammen mit seinem ein Jahr jüngeren Komplizen von seinem Wohnsitz im Kreis Rottweil auf den Weg nach Bochingen, um die dortige Tankstelle auszurauben.
Drogenschulden der Grund
Seit seinem 17. Lebensjahr nehme der aus Bosnien stammende und seit 2016 in Deutschland lebende Mann Drogen. Sein Konsum habe sich im Laufe der Jahre immer mehr gesteigert. Zum Tatzeitpunkt habe er täglich Kokain und Beruhigungsmittel konsumiert. Aufgrund seiner Drogensucht sei er in finanzielle Nöte geraten. Er hatte Schulden bei seinem Dealer in der Schweiz, der immer mehr Druck auf ihn ausgeübt haben soll. Er räumte die Tat vollumfänglich ein.
Mit einer Pistole bewaffnet hatte er zusammen mit seinem Komplizen kurz vor 21 Uhr den Laden betreten und die Angestellte bedroht. "Geld! Geld!", so seine Forderung. Nachdem diese die Kasse geöffnet hatte, hatten sich die beiden mit dem dort befindlichen Bargeld davon gemacht. 1055 Euro wurden dabei erbeutet.
"Das Ganze dauerte etwa 45 Sekunden", gab das Opfer im Zeugenstand an. Der Angeklagte sei beim Überfall die treibende Kraft gewesen. Er habe sie bedroht und das Geld aus der Kasse genommen. Der Komplize – beim Überfall mit einem Messer bewaffnet – nahm hingegen eine passive Rolle ein: "Der ist einfach nur dagestanden." Beide Männer waren bei der Tat maskiert.
Den Überfall habe sie psychisch ohne Weiteres wegstecken können. "Der Vorfall hat mich nicht beschäftigt. Ich bin am nächsten Tag wieder normal zur Arbeit." Und das, obwohl es für sie die erste Erfahrung dieser Art war.
In Österreich vernommen
Ein Beamter der Rottweiler Polizei schilderte im Zeugenstand die Ermittlungen, die zur letztlich zur Überführung des Angeklagten geführt hatten. Nachbarschaftsbefragungen, Funkzellenermittlungen oder auch die Sichtung des Überwachungsmaterials hätten keine weiteren Hinweise unmittelbar nach der Tat geliefert. Bald hätten jedoch im Wohnort des Angeklagten Gerüchte die Runde gemacht, dass zwei Bosnier den Überfall begangen haben sollen. Es dauerte nicht lange, bis die Polizei die Namen der mutmaßlichen Täter herausfand.
Als der Angeklagte dann in Österreich festgenommen wurde, machten sich die Ermittler dahin auf und vernahmen den Mann. Dieser gestand bei seiner ersten Vernehmung im August 2018 die Tat. Die Tatwaffe konnte ebenfalls aufgetrieben werden. Untersuchungen ergaben, dass diese funktionsfähig war. Die Verhandlung wird am 4. August fortgesetzt. Dann dürfte das Urteil fallen.