Die Tierrechtsorganisation Peta nimmt den aktuellen Vorfall in Nonnenweier zum Anlass, um die Dringlichkeit eines Halter-Nachweises zu verdeutlichen.
Ein freilaufender Schäferhund hat am Montagmorgen, 28. April, einen Artgenossen und dessen Halter in der Nonnenweierer Mühlenstraße attackiert (wir berichteten). Der 58-Jährige war kurz nach 8 Uhr mit seinem angeleinten Vierbeiner unterwegs, als sie ein freilaufender Hund angriff und beide leicht verletzte. Ersten Erkenntnissen zufolge sei der Vierbeiner aus einem offenen Gartentor gerannt, während sein Halter sich mit einer Person unterhielt. Angesichts dieses Vorfalls fordert die Tierrechtsorganisation Peta die Landesregierung auf, den geplanten sogenannten Hundeführerschein in Baden-Württemberg dringend umzusetzen.
„Meist liegt das Problem nicht bei den Hunden selbst, sondern bei ihren Halterinnen und Haltern. Viele von ihnen haben Schwierigkeiten, das Verhalten, die Signale und die Körpersprache der Vierbeiner richtig zu interpretieren und zu verstehen. Die eigentliche Ursache von Beißvorfällen ist somit in der Unwissenheit der Menschen zu suchen, nicht beim Tier“, so Björn Thun, Fachreferent bei Peta in einer Pressemitteilung. „Unabhängig davon, ob ein Hund einer ‚Rasse‘ angehört oder ein ‚Mix‘ ist – jeder Hund, der falsch gehalten, missverstanden oder schlecht behandelt wird, kann potenziell für Mensch und Tier gefährlich werden.“
In anderen Bundesländern ist der Hundeführerschein bereits beschlossen
Nach einer von Peta in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage von August 2023 sprechen sich 68 Prozent der in Deutschland lebenden Erwachsenen für einen verpflichtenden Hundeführerschein aus.
Der Hundeführerschein sieht vor, dass künftige Halter bereits vor Aufnahme eines Hundes einen Theoriekurs absolvieren, in dem sie das notwendige Fachwissen über eine tiergerechte Haltung und Aspekte wie Kommunikation und Bedürfnisse von Hunden erwerben. Anschließend folgt für Halter und Hund ein gemeinsames, obligatorisches Praxisseminar in einer Hundeschule. „Ein solcher Nachweis kann sicherstellen, dass Menschen, die Hunde halten, fachkundig mit dem Tier umgehen und die Signale des Vierbeiners richtig deuten“, so Peta.
Auch gegen Impulskäufe könnte der Nachweis helfen
Weiter wirft die Organisation in ihrer Mitteilung einen Blick auf andere Bundesländer: Als erstes deutsches Bundesland hat Niedersachsen einen Sachkundenachweis für Hundehalter beschlossen – seit Juli 2013 ist der allgemeine Hundeführerschein verpflichtend. „Dort ereigneten sich nach drei Jahren nachweislich weniger Vorfälle“, heißt es. Einige Städte würden verantwortungsbewusste Halter belohnen: Wer in München nach dem 1. Mai 2014 einen Hundeführerschein absolviert hat, könne sich ein Jahr lang von der Hundesteuer befreien lassen. In Mannheim gelte eine zweijährige Steuerbefreiung für alle Hunde, deren Halter den Hundeführerschein nach dem 1. Januar 2016 erworben haben.
Ein Hundeführerschein habe, so die Tierschutzorganisation Peta, einen weiteren Vorteil: Er könne Menschen, die sich noch nicht ausführlich mit der Hundehaltung auseinandergesetzt haben, von einem eventuellen Impulskauf abhalten. Jedes Jahr landeten 80 000 Hunde in deutschen Tierheimen, darunter sehr viele Tiere, die unüberlegt „angeschafft“ wurden.