Zur Zukunftsstrategie der Schweizer Electronic AG gibt Nicolas Schweizer Auskünfte. Foto: Nico Pudimat

Die Kurzarbeit bei der Schweizer Electronic AG ist beendet, gleichzeitig kündigte Schweizer an die für die Zukunft entwickelte Strategie umzusetzen. Doch wie sieht diese aus?

Unsere Redaktion hakte dazu bei Nicolas Schweizer, dem Vorstandsvorsitzenden des Leiterplattenherstellers Schweizer Electronic AG nach.

 

Herr Schweizer, die Personalstrukturen wurde im Rahmen eines Freiwilligenprogramms ohne Interessenausgleichs- oder Sozialplanmaßnahmen abgeschlossen. Was ist darunter zu verstehen?

Unser Ziel war, die erforderlichen Strukturanpassungen ohne Interessensausgleich- und Sozialplanmaßnahmen, das heißt ohne betriebsbedingte Kündigungen durchzuführen. Dies ist uns mit einem Freiwilligenprogramm erfolgreich gelungen.

Was ist darunter zu verstehen?

Unser sogenanntes Drei-Säulen-Programm umfasste die Unterstützung bei neuer beruflicher Orientierung, der vorgezogene Eintritt in den Ruhestand sowie die Absenkung der wöchentlichen Arbeitszeit. All dies basierte auf der doppelten Freiwilligkeit, mithin dem Herantreten der interessierten Mitarbeiter an das Unternehmen und die Vereinbarung einer jeweils individuellen Lösung. Die Interessen der Mitarbeiter gerade bei der ersten Säule waren vielfältig. So ermöglichten wir auch den Eintritt in Weiterbildung, eine lang ersehnte Selbständigkeit und den Wunsch einer beruflichen Auszeit.

Bei der Neuaufstellung des Unternehmens setzten Sie den Schwerpunkt auf die Kernkompetenzen. Welche sind das?

Wir sind und bleiben führendes Unternehmen der Leiterplatte und des Chip-Embedding mit Schwerpunkt auf Sensorik und Leistungselektronik. Dabei geht es nicht nur um die Elektromobilität, sondern die umfassende Elektrifizierung aller Bereiche im Sinne einer „All Electric Society“, wie es der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) als Mission seiner Mitglieder beschreibt und wie ich es auch als Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands PCBs, Components and Systems anstrebe. Deshalb bauen wir auch unsere Kompetenzen als Beratungs- und Entwicklungsdienstleister für unsere bestehenden oder zukünftige Neukunden weiter aus.

Sie kündigen an, die strategische Ausrichtung des Werks hin zu weiteren Kundengruppen zu erweitern. Welche sind das?

Bezogen auf die gesamte Schweizer Gruppe bleibt die Automobilbranche ein wichtiger Schwerpunkt. Unseren Produktionsstandort Schramberg hingegen transformieren wir hin zu einer neuen Ausrichtung, in der vor allem die Industrieelektronik, aber insbesondere auch die Luftfahrt-, Raumfahrt- und Verteidigungselektronik einen noch stärkeren Schwerpunkt erfahren wird.

Gerade im letztgenannten Bereich bestehen große Potentiale für unsere deutsche Produktion. Diese Transformation bedingt damit natürlich auch Zukunftsinvestitionen in den Standort Schramberg.

Dort auch im Bereich der Militärtechnik?

Wir reden offen darüber, dass wir seit einiger Zeit aufgrund der veränderten weltpolitischen Lage auch im Bereich der Verteidigungsindustrie tätig sind und dies im NATO- und EU-Kontext weiter ausbauen werden.

Als einer der größten und führenden Leiterplattenunternehmen Europas hat dies auch mit unserer Verantwortung für die innere und äußere Sicherheit Europas zu tun.

Was meinen Sie damit, dass es erste positive Wachstumssignale für 2026 gibt?

Auch wenn sich das gesamtwirtschaftlich Bild recht heterogen darstellt, erkennen wir insbesondere in den vorgenannten Marktsegmenten erste Erholungssignale für die Elektronikindustrie im Ganzen. Diese Signale gilt es jetzt gemeinschaftlich zu ergreifen, zu fördern und mit positiver Zuversicht zu nutzen.

Und als letzte Frage: Wie machen Ihnen die hohen US-Zölle zu schaffen:

Die Zolleinigung zwischen der EU und den USA, bei aller vielleicht noch zu erwartenden weiteren Dynamiken, mag in Umfang und Höhe gefallen oder eben nicht. Wichtig für alle Unternehmen, aber auch uns, ist die Berechenbarkeit gerade im internationalen Automobilgeschäft. Diese ist jetzt gegeben. Weiterhin spannend bleibt sicherlich die Entwicklung der Rohstoff- und Energiepreise als auch die Wechselkursentwicklung Euro zu US-Dollar. Hier obliegt es auch der Politik, die richtigen Schritte vorzunehmen.