Normalerweise gibt es online fast ausschließlich Lob für die Attraktionen – hier die Achterbahn Blue Fire. Nicht so in dieser Woche. Foto: von Ditfurth

Der Bändchen-Ärger hat für den Europa-Park offenbar keine Folgen: Trotz großer Kritik von Besuchern an den Tagen zuvor war die Ruster Spaßfabrik am Freitag ausgebucht.

Rust - Normalerweise findet sich unter den täglich Tausenden Kommentaren auf der Facebook-Seite des Europa-Parks fast ausschließlich Lob. Für die mehr als 100 Attraktionen, für das Gastro-Angebot, für die Sauberkeit, für die Familienfreundlichkeit. Anfang der Woche indes schlug den Profi-Spaßmachern aus Rust eine Flut von Kritik entgegen. Eine Mischung aus Unverständnis, Wut und Ungläubigkeit. "Wie könnt ihr nur?", schrieb eine Nutzerin in den sozialen Medien; eine andere: "Das ist pure Diskriminierung." Ein weiterer unter einem Facebook-Post des Europa-Park: "Impf Bänder, schämen sie sich. Thema kennt man gut von früher." Häufig gingen die Aussagen in diese Richtung: "Mein Gesundheitszustand geht niemanden etwas an."

Worte, deren Wucht den Europa-Park wohl selbst am meisten überrascht und getroffen hat. Sprecherin Diana Reichle jedenfalls beteuert gegenüber unserer Redaktion: "Wir agieren rein aus organisatorischen Gründen". Ziel sei, den Gästen "einen möglichst unkomplizierten Ablauf" zu gewährleisten.

Europa-Park spricht von einem "Kraftakt"

Seit Montag gilt im Land die 3G-Regel. In Deutschlands größtem Freizeitpark bedeutet das: Action und Adrenalin gibt es nur für Genesene, Geimpfte und Getestete. Um dies zu kontrollieren, kam den Verantwortlichen in Rust eine gar nicht so pfiffige Idee. Von Montag bis Mittwoch wurden beim Einlass Armbändchen an die Besucher verteilt. Weiße für Genesene und Geimpfte, farbige für Getestete. Auf diese Weise, so der Gedanke, könne man die Einhaltung der Corona-Verordnung am einfachsten kontrollieren, vor allem bei mehrtägigen Aufenthalten. Denn während sich am Status Genesener und Geimpfter nichts ändert, müssen sich die anderen Besucher alle 24 Stunden neu auf das Virus testen lassen. Das Problem: Nicht nur Park-Mitarbeitern war es so auf einen Blick aufs Handgelenk möglich, zu erkennen, wer "lediglich" getestet ist, sondern auch allen anderen Besuchern.

Hatte der Park bei der Einführung der Bändchen keine Bedenken wegen des Datenschutzes und der Privatsphäre der Besucher? Reichle betont, dass die Lösung "in keiner Weise dazu gedacht war, den Impfstatus" der Gäste in den Vordergrund zu stellen." Die schnelle Umsetzung der neuen Corona-Regeln – von Samstagnacht bis Montagmorgen – "war ehrlich gesagt ein organisatorischer Kraftakt für den Europa-Park".

Um weiteren Schaden durch das "Bändchen-Gate" abzuwenden und Vorwürfe wie Stigmatisierung oder gar Faschismus, die den Rustern bis dato fremd waren, zu entkräften, zogen die Verantwortlichen am Donnerstag die Reißleine. Seitdem gibt es für alle nur noch ein Bändchen, dessen Farbe täglich wechselt. Damit könnten jetzt sowohl Park als auch Besucher leben, sagt Reichle.

Europa-Park: Keine Beschwerden vor Ort

Ohnehin, betont die Sprecherin, habe es vor Ort keine Beschwerden gegeben. Und auch im Internet scheint das Ende der Zwei-Klassen-Markierung die erhitzten Gemüter wieder abzukühlen. "Ich war echt enttäuscht, aber toll, dass man sofort reagiert hat", schrieb ein Kommentator. "Jetzt ist meine Welt wieder in Ordnung." Die des Europa-Parks wohl auch. Dem Zuspruch hat der Armband-Ärger augenscheinlich keinen Abbruch getan: Laut Reichle gab es in der Folge keine Stornierungen, der Park sei am Freitag erneut ausgebucht gewesen. Die wegen Corona selbst auferlegte Obergrenze für das 95 Hektar große Gelände liegt bei 24 000 Besuchern.

Derweil haben die in Absprache mit dem Ortenauer Gesundheitsamt geforderten Zusatzkräfte im Park ihre Arbeit aufgenommen. Nach zahlreichen Beschwerden von Besuchern wacht die "Corona-Polizei" über die Einhaltung von Abstandsregel und Maskenpflicht.

Der Freizeitpark hatte erst im Mai diesen Jahres nach Monaten der coronabedingten Zwangsschließung wieder eröffnet. Und zwar im Rahmen eines wissenschaftlich begleiteten Modellprojekts. Die Bilanz fiel positiv aus. Unser Videoteam war damals vor Ort und befragte auch den Hygienebeauftragen des Parks zum Hygiene-Konzept: