Mit scharfer Kritik hatte sich Rezzo Schlauch nach dem Eklat im April von Boris Palmer distanziert – auch privat. Mit Blick auf Palmers Rückkehr nach der Auszeit betont er die bestehende Freundschaft.
Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer kann nach seiner Auszeit auf die Unterstützung seines langjährigen Weggefährten Rezzo Schlauch zählen: „Ich hatte ihn harsch kritisiert, aber das, was ich bezwecken wollte, ist eingetroffen. Da bleibt nichts übrig“, sagte Schlauch unserer Zeitung. Die Konsequenzen, die Palmer selbst gezogen hätte, konkret der Parteiaustritt bei den Grünen, die Suche nach professioneller Hilfe und die einmonatige Auszeit nach dem Eklat Ende April, zeigten, dass der Tübinger OB einsichtig sei. „Ich denke, dass er die Zeit genutzt hat“, sagte Schlauch.
Auch die Tübinger Ärztin Lisa Federle ist froh, dass Palmer wieder zurückkehrt
Der frühere Grünen-Bundestags-Fraktionschef und Ex-Anwalt von Palmer hatte nach dem Eklat um Aussagen Palmers bei einer Migrationskonferenz in Frankfurt seine persönliche und politische Loyalität sowie juristische Vertretung aufgekündigt. Am Mittwoch veröffentlichte Boris Palmer auf seiner Facebook-Seite ein Foto mit Schlauch und titelte: „Freunde bleiben.“ Die Botschaft spreche für sich, sagte Schlauch dazu. Er freue sich, dass sein Freund wieder ins Tübinger Rathaus zurückkehrt. Am 1. Juni hatte sich der Tübinger OB in eine vierwöchige Auszeit verabschiedet, an diesem Freitag will er das Sommerfest in seiner Stadt eröffnen – der erste Auftritt als Rathauschef seit dem Beginn der Auszeit.
Palmer habe seine Qualitäten als Oberbürgermeister immer wieder bewiesen, betont Schlauch. Etwa kürzlich beim Urteil zur Verpackungssteuer der Stadt: Das Bundesverwaltungsgericht hatte Tübingen nach einer Klage Recht gegeben. „Das war ein grandioser Sieg und zeigt, dass er Sachen durchzieht“, lobt Schlauch. Auch die Tübinger Ärztin Lisa Federle ist froh, dass Boris Palmer wieder zurückkehrt. „Viele haben ihn vermisst. Er ist ein guter Politiker und hat viel für Tübingen getan“, sagte Federle, die zusammen mit Palmer in der Corona-Krise mit dem Tübinger Weg bundesweit Bekanntheit erlangte.
Palmer gibt vorerst keine Interviews
Palmer selbst verweist zu seiner Auszeit auf eine Pressemitteilung der Stadt, in der er sagt: „Ich habe Kraft geschöpft, viele gute Gespräche geführt und die Zeit zum Nachdenken genutzt. Ein Ergebnis ist auch die Überzeugung, dass es gerade nicht dienlich wäre, dies nun ausführlich in der Öffentlichkeit zu erörtern.“ Deshalb gebe er zum jetzigen Zeitpunkt keine Interviews.