Ein psychisch gestörter Mann hatte zwei Polizisten in Bad Herrenalb ohne Vorwarnung mit einem Samuraischwert angegriffen. (Symbolfoto) Foto: zummolo/ Shutterstock

Im vergangenen Sommer wurden in Bad Herrenalb zwei Polizisten bei einem Einsatz mit einem Samuraischwert verletzt. Jetzt hat ihnen die Deutsche Polizeigewerkschaft einen Gutschein für einen Erholungsaufenthalt überreicht.

Bad Herrenalb - Um den beiden Polizisten, die beim Schwertangriff vergangenen August verletzt worden waren, einen Gutschein für einen Aufenthalt in einem der gewerkschaftseigenen Stiftungshäuser zu überreichen, waren am Freitag der Bezirks-, der Landes- und der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) nach Bad Herrenalb gekommen. Begleitet wurden sie vom Landtagsabgeordneten und innenpolitischen Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag, Thomas Blenke, der sich für eine gerechtere Schmerzensgeldzahlung für Opfer in solchen Fällen einsetzt.

Rückblick: Ende Juli 2020 wird der sanierte Polizeiposten in der Dobler Straße eingeweiht. "Im ländlichen Raum wie in Bad Herrenalb ist man zum Glück noch nicht bei dramatischen Entwicklungen", sagt dabei Landrat Helmut Riegger – und wird nur zwei Wochen darauf von der Realität eingeholt: Zwei Beamte des Polizeipostens sollen einem als gewalttätig polizeibekannten Mann im Gaistal einen Unterbringungsbeschluss zustellen. Vorsorglich werden sie von sechs Kollegen aus Calw sowie einer Hundeführerin begleitet. Als die beiden Polizisten die Wohnung betreten wollen, greift sie der psychisch gestörte Mann ohne Vorwarnung mit einem Samuraischwert an. Der eine Beamte, langjährig im Bad Herrenalber Polizeiposten, erleidet tiefe, stark blutende Schnittwunden am Arm, sein Kollege kann ihn zurückziehen, wird selbst leicht verletzt und nimmt gemeinsam mit der Hundeführerin die lebensrettende Erstversorgung vor. Der Schwerstverletzte wird mit dem Hubschrauber in eine Klinik geflogen und notoperiert. Der Täter wird festgenommen. Später wird er Suizid begehen.

Verletzter leidet bis heute an den Folgen der Attacke

Während der leicht verletzte Beamte, der schon einmal einen Angriff gegen sich erleben musste, bald wieder seinen Dienst versieht, leidet sein Kollege bis heute an den Folgen der Attacke. "Er befindet sich noch im Krankenstand, vielfältige Genesungsschritte liegen vor ihm", so der Landesvorsitzende und stellvertretende Bundesvorsitzende der DPolG, Ralf Kusterer. "Dabei geht es nicht nur um die körperlichen Verletzungen", betont der DPolG-Bundesvorsitzender Rainer Wendt, der froh ist, dass sich die psychosoziale Betreuung der Polizei dahingehend verbessert hat, dass "auch Profis sich helfen lassen". Wie oft gerade aus Alltagssituationen wie der Vollstreckung von Haftbefehlen Gewalt entstehen kann, davon kann der DPolG-Bezirksvorsitzender Uwe Grandel berichten, der in seinem Revier in Calw nicht selten solche Einsätze hat.

Knackpunkt beim vorliegenden Fall: Der Täter wurde als schuld- und deliktsunfähig eingestuft. Damit konnte – unabhängig von seiner Vermögenssituation – kein Titel für Schmerzensgeld für das schwer verletzte Tatopfer erwirkt werden. Deshalb schied auch die Übernahme einer Schmerzensgeldzahlung durch das Land in Form einer Erfüllungsübernahme aus.

Das Gesetz hier nachzubessern, bemüht sich Blenke und verspricht, dies auch in neue Koalitionsverhandlungen einzubringen – sollte er daran beteiligt sein. Lediglich über die Polizeistiftung ist bisher Geld geflossen – das könne so nicht bleiben.

Gutscheinen zum Aufenthalt in Erholungseinrichtung

Ein kleines Stück Wiedergutmachung möchte nun die Gewerkschaft mit den Gutscheinen zum Aufenthalt in einer ihrer stiftungseigenen Liegenschaften in bayerischen Urlaubsregionen leisten. In den Genuss dieser Erholungseinrichtungen, so Kusterer, könnten sämtliche Beschäftigten und Versorgungsempfänger von Polizei und Sicherheitsbehörden kommen, unabhängig von einer Mitgliedschaft in der DPolG: "Damit wird dem Rechnung getragen, dass die Menschen einen schweren und gefährlichen Dienst versehen, verbunden mit hohen physischen und psychischen Belastungen."

Bürgermeister Klaus Hoffmann erklärte: "Die ganze Stadt stand seinerzeit einige Tage unter Schock." Er begrüßte die Aktion der Polizeigewerkschaft am Freitag daher sehr.