Unbeschwert feiern können, so wie beim Stadtfest 2023. Das wünschen sich viele Horber und Gäste. Stadt und Polizei haben die Sicherheit im Blick, wollen aber das Stadtfest „frei und offen“ lassen. (Archivfoto) Foto: Jürgen Lück

Nach den schrecklichen Geschehnissen auf dem Solinger Stadtfest rückt auch die Sicherheit des Festes „Unsere Stadt feiert“ in den Fokus. Die Stadtspitze erklärt, warum das Stadtfest nicht abgesagt wird und warum das Fest „frei und offen“ bleiben soll.

Solingen – eine Stadt mit rund 160.000 Einwohnern, deutlich größer als Horb, aber dennoch auch keine Großstadt. Der mutmaßliche syrische Attentäter hat dort drei Menschen getötet und mehrere weitere zum Teil schwer verletzt. Auf einem ganz normalen Stadtfest.

 

Kein Wunder also, dass bei manchen Menschen die Unsicherheit wächst. Auch in Horb. Kann ich noch zu „meinem“ Stadtfest gehen? Dass das Thema existiert, zeigt auch die Anwesenheit des Horber Polizeichefs beim Pressegespräch zum Stadtfest (6. bis 8. September). Polizeiliche Präsenz bei diesem Termin ist eine Premiere. „Wir wollen unsere Bürgerschaft informieren, wie wir mit dem Thema umgehen“, sagt Oberbürgermeister Peter Rosenberger gleich zu Beginn.

Über eine mögliche Absage wurde diskutiert

Es habe intern in der Stadtverwaltung als auch mit der Horber Polizei im Vorfeld Gespräche gegeben. „Und natürlich haben wir uns gefragt: Kann man ein Stadtfest überhaupt machen?“, so Rosenberger. „Und ich bin froh, dass der Tenor aus meinem Bekanntenkreis der gleiche war wie bei uns in der Verwaltung: ‘Natürlich müsst Ihr das Stadtfest machen.‘ Zu dem Schluss sind wir auch gekommen. Genau so, wie wir es immer gemacht haben.“

Die Stadt habe verschiedene Szenarien durchdacht. Bringt eine Umzäunung etwas? „Im ersten Jahr nach Corona war das Stadtfest eingezäunt, man kam nur mit gültigem Impfzertifikat oder Coronatest rein. Das hatte aber auch Auswirkung auf die Stimmung.“ Außerdem: Vor der Einlasskontrolle würde sich auch eine Menschentraube bilden. „Die ist mindestens genauso gefährdet, weil ja auch noch nicht vorher kontrolliert wurde.“

OB: „Wir wollen ein offenes und transparentes Fest“

Rosenberger erklärt deshalb: „Wir wollen ein offenes und transparentes Fest wie in der Vergangenheit auch. Wir lassen es so, wie wir es immer getan haben.“ Menschen, die vielleicht etwas besorgter seien, hätten auch die Möglichkeit, in kleinerem Kreis auf dem weitläufigen Gelände zu feiern – „ohne im ganz großen Knäuel sein zu müssen“.

Auch eine Reduzierung des Stadtfestes und/oder eine Verkleinerung des Geländes sei durchdacht, aber schließlich wieder zu den Akten gelegt worden.

So sieht der Horber Polizeichef die Lage

Man nehme das Thema Sicherheit aber natürlich ernst. Der Horber Polizeichef Enzo Cicero erklärt: „Das Thema ist in aller Munde. Unsere wichtigste Aufgabe ist es, dieses Thema aus den Köpfen zu bekommen.“

Klar sei: „Da wir keine konkreten Anlässe haben, können wir das niemals ausschließen. Es ist aber auch unglaublich schwierig, solche Ereignisse im Vorfeld zu vermeiden.“ Das Stadtfest solle so frei wie möglich gestaltet werden.

Keine Waffenverbotszone, aber mehr Präsenz

Könnte eine Waffenverbotszone ein Mittel sein? Cicero spricht sich dagegen aus: „Wir können selbst nur das einführen, was wir durchsetzen können.“ Das Festgelände sei ja kein Problembereich. „Im Gegenteil, das würde die Leute eher verunsichern, dabei ist es gar nicht notwendig.“ Cicero rät lieber dazu, in der Gesamtheit und in der Gesellschaft an sich mehr aufeinander aufpassen.

Wird es verschärfte Kontrollen geben? Cicero: „Nein, natürlich nicht. Wir haben da auch keine Rechtsgrundlage.“ Allerdings werde man die polizeiliche Präsenz „leicht erhöhen, damit man auch Uniformen sieht“. Der Horber Revierleiter: „Wir sind da und werden uns zeigen.“

„Fest der Kulturen“: besondere Bedeutung und Symbolik

Das „Fest der Kulturen“ bekomme eine ganz besondere Bedeutung, betont der OB im weiteren Verlauf des Pressegesprächs. „Ich wünsche mir sehr, dass auch die Akteure Statements setzen.“ Die städtische Ehrenamtsbeauftragte Aileen Wehle bestätigt: „Wir wissen um die besondere Symbolik des Festes der Kulturen.“

Klar ist für Rosenberger: Ein Risiko bleibt immer. „Was ist, wenn doch etwas passiert, wer hält da die Birne hin? Deshalb versuchen wir, schon vorher alles zu bedenken. Aber um diese vollkommene Sicherheit zu kriegen, müsste man das Fest ganz absagen. Doch das wollen wir Verantwortlichen nicht und das wollen auch die Horber nicht.“