Frank Scherer hat den Eurodistrikt Straßburg-Ortenau seit 2008 als Vize- und Präsident begleitet und geprägt. Bei der letzten gemeinsamen Sitzung sagte der Landrat Adieu und blickte auf seine 16 Jahre Engagement zurück.
„Du hast dem Eurodistrikt ein Gesicht gegeben“, betonte Jeanne Barseghian, die aktuelle Eurodistrikt-Präsidentin und Oberbürgermeisterin der Stadt Straßburg, die das Engagement Frank Scherers Revue passieren ließ. Besonders in den ihm so wichtigen Schwerpunktthemen Mobilität, Kultur und Zweisprachigkeit habe Scherer zahlreiche nachhaltige und effiziente Projekte angestoßen und dabei das politische Wirken und die öffentliche Wahrnehmung des Eurodistrikts gestärkt.
So hat Scherer laut Barseghian zum Beispiel früh die Notwendigkeit erkannt, grenzüberschreitende Infrastrukturen, insbesondere den grenzüberschreitenden öffentlichen Nahverkehr, in dem gemeinsamen Lebensraum zu verbessern. Auf sein Wirken hin gelang die Einführung der grenzüberschreitenden Buslinie Erstein-Lahr, 2017 zunächst als Sonderlinienverkehr und 2020 dann als reguläre öffentliche Linie. 2022 folgte die Mandatierung des Eurodistrikts durch den Ortenaukreis. Das alles seien wichtige Meilensteine für den Eurodistrikt, heißt es in einer Mitteilung.
Landrat Scherer habe der Freundschaft seine Handschrift verpasst
In all den Jahren habe er den Eurodistrikt im europäischen Sinne stets als gemeinsamen Sprach- und Kulturraum gelebt, immer in dem Bestreben, mit vereinten Kräften Neues entstehen zu lassen und das besondere Potenzial der Grenzregion zu fördern – auch mit Blick auf die jungen Menschen. Als Beispiele nannte Barseghian den Schul- und den Kleinkulturfonds, das Bildungsprojekt „Spiel & Parle“, zahlreiche Fachforen, deutsch-französische Begegnungsprojekte, aber auch Großveranstaltungen wie das Vélo Gourmand und die Eurodistrikt-Bürgerkonvente, mit denen Scherer den Eurodistrikt mit seiner tatkräftigen Handschrift versehen habe. In besonderem Maße würdigten die Ratsmitglieder auch die politische Arbeit Scherers, der als treibende Kraft einer der wichtigsten politischen Streiter für mehr Handlungsfähigkeit des Eurodistrikts gewesen sei. „Wir durften Frank Scherer als jemanden erleben, der sich, mit dem Ziel, Hindernisse im grenzüberschreitenden Alltag zu beseitigen, mit viel Elan und wenn nötig auch Kreativität vor und hinter den Kulissen unermüdlich für die Bedarfe unserer Region stark gemacht und dabei auch für seine französischen Kollegen stets ein offenes Ohr hatte“, so Barseghian in ihrer Ansprache weiter. Dieses Engagement sei besonders gewesen. So gehe dann im Herbst auch der letzte Gründervater des Eurodistrikts, der den Eurodistrikt geprägt habe wie kein anderer.
Der Eurodistrikt sei ihm immer ein Herzensanliegen gewesen und auch einer der ganz wesentlichen Gründe, warum er Landrat in der Ortenau wurde, so Scherer, der sich sichtlich erfreut bei den Ratsmitgliedern und dem Generalsekretariat für den gemeinsam gegangenen Weg bedankte.
Rat zeigt sich besorgt über die Ergebnisse der Europawahlen
„Es war mir eine Freude und Ehre“, so Scherer. „Der Eurodistrikt war immer ein Ort der Begegnung, der mir wichtig war. Und auch für die Zukunft wünsche ich dem Eurodistrikt noch mehr Begegnung, denn daraus entstehen neue Initiativen und Projekte“, so Scherer abschließend.
Tief besorgt zeigten sich die Ratsmitglieder mit Blick auf die Ergebnisse der Europawahlen am 9. Juni und bezeichneten den Aufstieg der europakritischen Parteien als eine zunehmende Bedrohung für Europa und seine Werte. Landrat Scherer betonte: „Jetzt ist es umso wichtiger, in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit Flagge für ein offenes Europa zu zeigen. Wir in der Grenzregion wollen kein Zurück zu Schlagbäumen und Grenzkontrollen. Trotz einiger Widrigkeiten und Hemmnissen im grenzüberschreitenden Alltag ist eine enge Kooperation zwischen unseren beiden Grenzregionen unabdingbar und gelebter Alltag. Dafür setzen wir uns in den grenzüberschreitenden Gremien und beim Eurodistrikt tagtäglich ein.“
Solidarität und Zusammenarbeit als unerlässliche Basis, um den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu begegnen: So lautete der Tenor der Resolution, mit der die Eurodistriktmitglieder sich einerseits dazu verpflichten, ihre Anstrengungen und Projekte zur grenzüberschreitenden Stärkung der Gemeinschaft zu intensivieren und andererseits auch Bürger, Institutionen und europäischen Partner dazu aufrufen, die Errungenschaften der Freundschaft auch zu verteidigen.
Info – Das steckt dahinter
Die ursprünglichen Mitglieder des Eurodistrikts Straßburg-Ortenau sind auf französischer Seite die Eurométropole de Strasbourg und der französische Staat und auf deutscher Seite der Ortenaukreis sowie die fünf großen Kreisstädte Achern, Kehl, Lahr, Oberkirch und Offenburg. Zu seinen Aufgaben gehört es, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu verbessern.