Eine Hornisse sitzt auf dem Handgelenk. Der NABU Balingen warnt vor Überreaktionen. Foto: Faber

Ein Hornissenstich mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen, unter anderem auch für eine Balingerin – das hat die NABU-Gruppe Balingen zum Anlass genommen, über diese Insekten aufzuklären, denn ohne sie käme das Gefüge der Natur erheblich durcheinander.

Balingen - NABU-Vorstandsmitglied Klaus Gollmer kann sich zurzeit vor Anrufen kaum retten. Als ehrenamtlicher Wespenberater des Landratsamtes wird er zu Rate gezogen, wenn es Probleme mit Hornissen und anderen Wespen gibt.

Wie viele Wespenarten gibt es?

"Wespe ist nicht gleich Wespe. Von den 700 Wespenarten im deutschsprachigen Raum bilden nur wenige Völker. Die meisten leben solitär. Von den staatenbildenden Wespenarten interessieren sich gerade mal zwei für Kaffeetisch, Grillgut oder Limonade und kommen dem Menschen dadurch nahe: die Deutsche und die Gemeine Wespe", sagt Klaus Gollmer.

Ist die Hornisse gefährlich?

Über die größte Wespenart, die zugleich aber am friedlichsten ist, die Hornissen, existierten noch immer wahre Schauermärchen. Dabei sei ein Stich einer Hornisse nicht gefährlicher als ein Stich von einer Biene oder Wespe. Im August, wenn der Hornissenstaat am größten ist, kann es vorkommen, dass einzelne Tiere sich nachts ins Haus verirren.

Was ist zu tun, wenn sie im Haus sind?

"Im Gegensatz zu anderen Wespenarten sind Hornissen tag- und nachtaktiv", weiß Klaus Gollmer. Sie orientierten sich an Lichtquellen, würden von diesen angezogen, weil sie hier andere Insekten als potenzielle Beute vermuten. Wenn eine Hornisse ins Haus geraten ist, rät Gollmer: "Als oberstes Gebot gilt Ruhe bewahren. Die Tiere reagierten nur aggressiv, wenn man sie bedrohe. "Hektisches Gefuchtel und nach ihnen schlagen macht sie angriffslustig. Das gilt auch fürs Anpusten, denn der erhöhte CO2-Gehalt wirkt auf sie wie Reizgas." Fliege abends ein Tier durchs geöffnete Fenster auf eine Lichtquelle zu, sollte man das Fenster offenlassen und das Licht löschen. "Meistens fliegen die Hornissen schnell wieder nach draußen in die hellere Nacht", so Gollmer.

Sind Hornissen scharf auf Süßigkeiten?

Während sich die erwachsenen Tiere vorzugsweise von kohlenhydratreichen Baumsäften ernährten, benötigten die Jungtiere tierisches Eiweiß. Hierfür würden andere Insekten wie Fliegen, Mücken, Bienen und kleinere Wespen gejagt. Sie interessierten sich nicht für Süßigkeiten wie Limonade oder Kuchen. Ruhe bewahren sei oberstes Gebot.

Was ist zu handeln, wenn doch einmal ein Stich vorkommt?

"Stiche sind schmerzhaft und unangenehm, weil sie anschwellen und die Haut heiß wird. Schnell und mit kurzen Unterbrechungen kühlen ist oft die beste Therapie". so Gollmers Ratschlag. Auch die neuartigen batteriebetriebenen Hitzestifte wirkten gut, direkt nach dem Stich angewendet. Durch die kurze Hitzeeinwirkung werde das Insektengift unwirksam. Die Symptome wie eine druckempfindliche Hautschwellung an der Einstichstelle und ein anfangs ziehender Schmerz, verschwänden nach Stunden oder wenigen Tagen.

Bei Allergieverdacht oder Stichen im Mund-Rachen-Bereich sei allerdings sofortige ärztliche Hilfe gefragt. Man sollte sich nicht scheuen, den Notruf 112 zu wählen. Eine Allergie, die drei bis fünf Prozent der Bevölkerung betrifft, könne sich durch Ohnmacht, Schwindel, Kreislaufbeschwerden oder Übelkeit äußern. Betroffene Personen erhielten Erste-Hilfe-Ausrüstungen und Medikamente von ihrem Arzt oder ihrer Ärztin.

Stehen Hornissen unter Naturschutz?

Wespen und ihre Nester seien durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt. Hornissen gelten sogar als besonders geschützt. Wespen am Haus sind Gäste auf Zeit. Im August erreiche das Volk seine volle Größe, die meisten Wespenvölker sterben aber zum Ende des Monats. Nur die jungen Königinnen überwinterten an geschützter Stelle und gründeten im Frühjahr ein neues Volk. Gollmer: "So lange sollte man die Tiere und ihr Nest möglichst dulden."

Muss ein Nest weichen?

Bevor man das Nest beseitigen lässt, muss über das Landratsamt eine naturschutzorientierte Fachberatung angefordert werden, um festzustellen, wie ein Miteinander von Menschen und Wespenstaat möglich sei, erläuter Gollmer. Eine Umsiedlung könne erfolgen, wenn dringende Gründe vorlägen, etwa eine allergische Person im Haus wohnt. Dafür sei eine Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt erforderlich. Bei Nestern im Rollladenkaste helfe es oft, einen Einflugschutz, etwa ein Fliegengitter, am Fenster anbringen. "Spätestens im Oktober stirbt das Volk ab."

  Weitere Infos sind unter www.nabu-bw.de/wespen zu erhalten.