Ein Brand auf der Fischbauchbrücke am Calwer Adlereck sorgte Mitte Mai für einen Großeinsatz der Feuerwehr. Eine Brücke, über die dereinst auch die Hesse-Bahn rollen könnte. Doch wie ist es um die Substanz der Brücke bestellt? Und haben womöglich Jugendliche etwas damit zur tun? Wir haben nachgehakt.
Es ist um die Mittagszeit, als Mitte Mai mehr als 20 Feuerwehrleute zum Adlereck in Calw ausrücken. Der Grund: Die stillgelegte Fischbauchbrücke brennt.
Da der Brandort schwer zugänglich ist, setzen die Einsatzkräfte die große Drehleiter ein, die Stuttgarter Straße muss für die Dauer des Einsatzes auf zwei Spuren gesperrt werden. Der Verkehr staut sich in beide Richtungen massiv auf.
Hat Grill das Feuer ausgelöst?
Die Ursache könnte dabei so banal wie vermeidbar gewesen sein. Denn auf der Brücke wird ein benutzter Einweggrill gefunden.
Ob dieser wirklich das Feuer ausgelöst hat, ist derzeit noch Gegenstand der Ermittlungen der Polizei. Zeugen hätten zudem ausgesagt, dass am Vortag des Brandes Jugendliche auf der Brücke gesehen worden seien, berichtet Benjamin Koch, Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit beim Polizeipräsidium Pforzheim, auf Anfrage unserer Redaktion.
Ob die jungen Menschen mit dem Vorfall zu tun hatten, sei im Moment ebenfalls nicht klar.
Bis zu fünf Jahre Haft oder eine Geldstrafe drohen
Der Vorwurf, der im Raum steht, lautet fahrlässige Brandstiftung. Ein Straftatbestand, der mit bis zu fünf Jahren Haft oder einer Geldstrafe geahndet werden kann.
Die Polizei sucht zur Klärung des Sachverhalts noch Zeugen; diese werden gebeten, sich beim Polizeirevier Calw unter der Telefonnummer 07051/16 10 zu melden.
Tragkonstruktion nicht beschädigt
Wie hoch der angerichtete Schaden an der Brücke ist, steht noch nicht fest, berichtet Valerie Nußbaum, Pressesprecherin des Calwer Landratsamtes, auf Nachfrage. Die Tragkonstruktion sei jedoch nicht beschädigt worden, die Brücke also weiterhin stabil.
Eine Feststellung, die nicht unwichtig ist – unter anderem, weil eines Tages wieder Züge über diese Brücke rollen könnten, wenn die Hermann-Hesse-Bahn eines Tages nicht nur in Richtung Weil der Stadt, sondern auch in Richtung Alter Bahnhof und Nagoldtal weitergeführt werden sollte.
Ende des Jahren liegen wohl Ergebnisse vor
Im Sommer vergangenen Jahres hatte der Zweckverband Hermann-Hesse-Bahn deshalb Untersuchungen in Auftrag gegeben, die den Sanierungsbedarf ermitteln sollten. Dabei wurden unter anderem Bohrkerne entnommen, um diese im Labor zu untersuchen.
Resultate liegen bislang allerdings keine vor. „Zu den genauen Zahlen der Prüfungen können wir derzeit noch keine Aussagen treffen, da diese noch im laufenden Prozess sind. Wir rechnen bis Ende des Jahres mit den Ergebnissen der Prüfung“, führt Nußbaum aus.
Strecke gesperrt, Brücke nicht überfahrbar
Derzeit, so unterstreicht die Sprecherin des Landratsamtes, gelte die Strecke auf jeden Fall „als gesperrt und die Brücke als nicht überfahrbar“. Daher gebe es keine Genehmigungen für Überfahrten jeglicher Art.
Ein Leser berichtete uns dazu jedoch etwas anderes. Tatsächlich werde die Brücke bereits seit Monaten regelmäßig mit einem Schienenfahrzeug eines Bahnvereins befahren. Als Beweis legte jener Leser auch Fotos aus dem vergangenen Jahr vor, die das untermauern.
Zaun wurde laut Landratsamt beschädigt
Daher sei die Brücke seit Monaten nicht mehr eingezäunt und der Zaun, der die Brücke absperren sollte, könne folglich auch nicht mutwillig zerstört worden sein. Letzteres hatten wir in Zusammenhang mit dem Brand berichtet.
Die Pressesprecherin des Landratsamtes sagt dazu: „Nach unserem Kenntnisstand wurden die auf den Fotos abgebildeten Fahrzeuge seit Mitte 2023 nicht mehr bewegt.“
Aktuell gebe es keine Fahrten. Das auf den Foto abgebildete Fahrzeug gehöre indes zum Verein Württembergische Schwarzwaldbahn.
Und: „Die Brücke war eingezäunt und dieser Zaun wurde beschädigt“, bestätigt Nußbaum die Informationen unserer Redaktion. Aktuell werde diese Brückensicherung wieder erneuert.