Schön beleuchtet – und mit exzellenten Klängen erfüllt – war die Philipp-Matthäus-Hahn-Kirche beim Konzert des Musikvereins Onstmettingen. Foto: Conzelmann

Verschiedenste Musiklandschaften bereist hat das „Große Blasorchester Albstadt“ beim Kirchenkonzert in der Philipp-Matthäus-Hahn-Kirche. Musikdirektor Sebastian Rathmann und der Musikverein Onstmettingen haben schon mit der Auswahl geglänzt.

Die musikalische Bandbreite, des Musikvereins Onstmettingen ist beeindruckend. Von den schottischen Hebriden über Missouri zum Pazifik, von Ragtime über Blues bis hin zu Romantik und Barock – das symphonische Blasorchester hat beim Konzert in der Philipp-Matthäus-Hahn-Kirche keine Wünsche offengelassen.

Die Möglichkeiten des Ensembles zeigten sich gleich zu Beginn bei „The Joust“ von Don Gillis, bei dem sich alle Orchesterteile vorstellten: Von den Schlaginstrumenten wie Pauke, Drums, Xylofon und Glockenspiel zu den Holz- und den Blechbläsern wurde jedes Instrument durch klug ausgewählte Arrangements von Musikdirektor Sebastian Rathmann in Szene gesetzt. Einzelne Musiker traten durch Soli in Erscheinung, Bernd Albert gleich beim ersten Stück mit dem Saxofon. Bei der „Pavanne“ von Morton Gould begeisterte Trompeter Johannes Leichtle durch Einsatz des „Wah-wah-mute“, eines Dämpfers, der einen kultigen, jazzigen Effekt erzeugt.

Tschaikowsky mit viel Gefühl

Einen größeren Solo-Auftritt hatte Raphael Alber, der mit viel Gefühl die romantische „Melody“ von Peter Illjitsch Tschaikowsky vortrug. Ursprünglich für Violine und Klavier komponiert, überzeugte Alber mit seiner Klarinette und dem Orchester als Begleitung bei diesem emotionalen Arrangement. Großer Applaus war ihm sicher, und Dirigent Rathmann freute sich für seinen Solisten ob der gelungenen Darbietung – wie er das ganze Konzert über und beim lange anhaltenden Schlussapplaus immer wieder die Leistung seiner Musiker herausstellte.

Auch der Mann mit dem Filzschlegeln war gefordert. Foto: Conzelmann

Ein Bläserkonzert ohne ein Werk des Zeitgenossen Jacob de Haan ist kaum denkbar. Die Komposition „Pacific Dreams“ in mehreren Sätzen zeigte erneut die musikalische Einheit des Orchesters, opulent und gefühlvoll zugleich. Einen Ohrwurm präsentierten die Musiker mit „In the Mood“: „Vielfach gecovert“, erklärte Alexander Albert, der zwischen den Stücken Interessantes dazu zu berichten wusste.

Ohrwürmer zum Mitschnippen

Nach Coverversionen von Barry Manilow, Jerry Lee Lewis und James Last gebe es nun „auch eine Coverversion des Großen Blasorchesters Albstadts“. Und diese musste den Vergleich mit vorhergehenden nicht scheuen – Glenn Miller hätte sicher, wie das Publikum, begeistert mitgeschnippt. Max Molnars Trompetensolo kam jedenfalls mit Charme und Esprit daher.

Beste Werbung für gemeinsames Konzertieren machte die „Hebrides Suite“ von Clare Grundman: Die zuerst romantischen, dann mit dem „Milking Song“ pittoresken Sätze machten Freude beim Zuhören und sichtlich auch beim Musizieren. Genauso wie der Peacherine Rag, der zeigte, dass Ragtime mit Orchester viel mehr sein kann als „The Entertainer“ am Klavier.

Dem Kirchenraum Tribut zollte der MVO mit Dietrich Buxtehudes „Toccata“, komponiert für die Kirchenorgel – ein gutes Beispiel, wie barocke Musik für moderne Bläsermusik adaptiert werden kann, auch wenn gerade hier das passgenaue Zusammenspiel besonders wichtig wird. Das der menschlichen Stimme ähnlichste Instrument, das Saxofon, kam beim Schlusslied nochmals besonders zur Geltung: „Still Got the Blues“ von Garry Moore, ein moderner Klassiker, geht auch mit Blasmusik, ach was: gerade damit!

Klangfarben und buntes Licht

Alle Orchesterfarben kamen in der schön beleuchteten, akustisch überaus geeigneten evangelischen Kirche nochmals zur Geltung: „Gloria Sancti“ von Pavel Stanek wurde sogar von einem plötzlich einfallenden Sonnenstrahl durchs bunte Kirchenfenster gekrönt.

Dirigierte mit Verve: Musikdirektor Sebastian Rathmann. Foto: Conzelmann