Klare und präzise Stabführung: Musikdirektor Sebastian Rathmann machte als Dirigent eine gewohnt gute Figur. Foto: copyright © Rainer Bitzer/R. Bitzer

In die bunte Welt des Broadway-Musicals hat das Große Blasorchester Albstadt des Musikvereins Onstmettingen am Vorabend des ersten Advents seine zahlreichen Zuhörer entführt.

Den Auftakt machte im Anschluss an die Begrüßung durch Moderator Alexander Albert die anspruchsvolle „Music for a Festival“, die den diversen Registern des Blasorchesters – Saxophone, Blechbläser und im ruhigen Mittelteil ein Holzbläserquartett – gleich zu Beginn Gelegenheit bot, sich zu profilieren. Dirigent Sebastian Rathmann hatte die abgestufte Dynamik sehr gut herausgearbeitet; um so deutlicher traten die führenden Stimmen und Instrumente hervor. Kein Wunder, dass der „Funke“ der Begeisterung in kürzester Zeit auf das Publikum übersprang – wozu auch die flotten Rhythmen und der Einsatz zahlreicher und vielfältiger Perkussionsinstrumente beitrug.

Besonderen Glanz verliehen dem weiteren Programm zwei Gesangssolistinnen, deren Bühnenerfahrung und professionelles Auftreten ihre Wirkung auf die Zuhörer nicht verfehlten. Aus dem Musical „Sweet Charity“ von 1966 stammt der vielfach gecoverte Titel „Big Spender“, der im Original von zwei Tänzerinnen gesungen wird – Beatrix Reiterer und Vanessa Haug boten ihn als „Slow Fox“ dar und brachten ihn atmosphärisch genau auf den Punkt. In „Over the Rainbow“ aus dem Musicalfilm „Der Zauberer von Oz“ stellte Reiterer ihre gesangliche und darstellerische Vielseitigkeit unter Beweis: Mit weicher, warmer Stimme und einem breiten Vibrato schuf sie eine sehnsuchtsvolle Stimmung, sekundiert von einem Orchester, das sie zurückhaltend und einfühlsam begleitete.

Von der winterlichen Alb auf die glühendheiße Mancha

Die Solotrompete des Orchesters versetzte die Zuhörer anschließend von der winterlichen Alb in die heiße spanische Mancha, die Heimat Don Quixotes, deren Wesen Flöte, Saxophon, Klarinette, Posaune und nicht zuletzt das Glockenspiel in ihren Soloauftritten meisterhaft wiedergaben. Das „Phantom der Oper“ wurde suggestiv durch die Soloflöte eingeführt; Hörner und danach die Oboe nahmen den Melodiebogen auf, ehe die Posaunen das Hauptmotiv anstimmten.

Dass die Onstmettinger Orchestermusiker auch im Chor singen können, bewiesen sie in „The Lion King“ aus dem Soundtrack des gleichnamigen Walt-Disney-Zeichentrickfilms von 1994. Die Einleitung wurde a cappella angestimmt; danach griffen die Instrumente Elton Johns ruhig bewegte Melodie, auf. Vanessa Haug, seit 2020 staatlich anerkannte Musicaldarstellerin und Tanzpädagogin, legte in den Titel „And All That Jazz“ aus dem Musical „Chicago“ die ganze Ausdruckskraft ihrer Stimme.

Ein Milchmann möchtegerne reich sein

Geradezu genial dann das Duett im Schlussstück „A Million Dreams“, in dem Haug und Reiterer wunderbar harmonierten. Die Million Träume ist die des armen Milchmann Tevje aus dem Musical „Fiddler on the Roof“, in dem die untergegangene Welt des jüdischen „Schtetl“ noch einmal aufersteht. Hier bewährte sich Sebastian Rathmanns präzise und klare Stabführung ganz besonders: Über einem ostinaten Grundrhythmus, den die tiefen Instrumente und das Schlagzeug vorgaben, arbeiteten Melodieinstrumente wie Klarinette und Flöte den Witz und die Ironie von Liedern wie dem Klassiker „If I Were a Rich Man“ effektvoll heraus. Dass das begeisterte Publikum danach noch zwei Zugaben „erklatschte“ versteht sich von selbst. Und dass es zum „Cancan“ von Jacques Offenbach mitklatschte, ebenfalls.

Fazit: Sebastian Rathmann und seine Musiker boten eine absolut überzeugende musikalische Leistung, die natürlich ohne gründliche Probenarbeit und eine hervorragende Zusammenarbeit von Dirigent und Orchester nicht möglich gewesen wäre. Für letztere bedankten Rathmann und Albert sich am Ende des Programms noch einmal ausdrücklich.