Franz Berlin, Max Eisinger, Lukas Kroczek-Wagner und Eugen Hubert (von links) zeigen in der Kulturwerkstatt Simmersfeld als Feuerbach-Quartett, was mit Streichinstrumenten möglich ist. Foto: Zabota

Konzert: Das Feuerbach-Quartett demonstriert im Festspielhaus Simmersfeld die Vielseitigkeit von Streichinstrumenten

"Neue Kammermusik" war im Festspielhaus Simmersfeld angekündigt – und die Gäste erlebten eine angenehme Überraschung: Das Feuerbach-Quartett hat gezeigt, was alles aus einem Streichinstrument herauszuholen ist.

Simmersfeld. Im Programm stand "Streicher". Wie harmlos das klingt! In Wirklichkeit haben die rund 80 Besucher im Festspielhaus von Simmersfeld ein musikalisches Feuerwerk erlebt, das mit klassischer Kammermusik nur wenig zu tun hat. Das Feuerbach-Quartett aus Nürnberg sorgte dafür, dass wahrscheinlich die meisten den Saal summend, beschwingt und auf jeden Fall glücklich verlassen haben.

"Born to be Child" hieß das Programm, das die vier Musiker der Kulturwerkstatt Simmersfeld präsentierten. "Geboren, um Kind zu sein", übersetzt, und waren da nicht auch die Klänge von "Fuchs, Du hast die Gans gestohlen" und "Hänschen klein" zu hören? Ansonsten ging es eher wild zu, "Born to be Wild", frei nach dem Song von Steppenwolf.

In diese Richtung ging die Musikauswahl der vier Streicher. "Beat It" und "Thriller" von Michael Jackson zum Beispiel, "Shape of You", Ed Sheeran, "Engel" von Rammstein oder von den Dire Straits "Sultans of Swing".

Die "Motivationshymne" von Survivor, "Eye oft the Tiger", können manche ja schon nicht mehr hören, das Feuerbach-Quartett jedoch, hat das Lied so gespielt, dass man es einfach gut finden musste.

Der Oberhit war vielleicht "Despacito" von Luis Fonsi, bei Youtube 7,6 Milliarden Abrufe und wahrscheinlich nicht viel weniger gecoverte Versionen, aber diese des Feuerbach-Quartetts ist entschieden eine äußerst spannende. Zwischendurch dann mal "Morning Dew", ein irisches Traditional, die ja ohnehin der Geige auf den Leib geschrieben sind.

"Streicher", ja das sind sie schon, die vier Musiker, allerdings ist das so, als würde man einen Diamanten als "Stein" bezeichnen. Genau genommen müsste es übrigens heißen "Streicherin und Streicher", denn die Truppe besteht normalerweise aus Jamila Musayeva (Geige), Max Eisinger (dito), Eugen Hubert (Bratsche) und Lukas Kroczek-Wagner (Cello). An Stelle von Jamila Musayeva war Franz Berlin auf der Festspielhausbühne, vertretungsweise. Zu dem Namen "Feuerbach-Quartett" kam es indes nur, weil sich die Musiker gerne im Café "Feuerbach" in Nürnberg trafen, das wiederum an den Philosophen Ludwig Feuerbach erinnern will.

Es heißt, der Violinist Berlin habe auf der Herfahrt von Bremerhaven, wo er Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters ist, die Gelegenheit gehabt, die Noten auswendig zu lernen. Dennoch war er der einzige, der einen Notenständer vor sich hatte und der einzige, der Frack trug.

Die anderen drei spielten auswendig, was sich für den Laien immer wieder als Wunder darstellt, nicht nur wegen der Noten, sondern wegen der Einsätze.

Anlass zum Staunen war auch, dass die Streicher nicht nur strichen, sondern zupften und trommelten, also ihr Streichinstrument wie ein Cajon, eine Holzkistentrommel, zu nutzen wussten.

Ein so außergewöhnlicher Musikabend konnte nicht ohne Zugaben enden. Schlusslied war jedoch "Hey Jude" von den Beatles. Lange nicht gehört, aber dann war es wieder im Ohr, beim Verlassen des Festspielhauses in Simmersfeld, summend, beschwingt.