Der Eberhard-Friedrich-Walcker-Preis 2022 ist zu Ende: Jury, Zuschauer und in der Mitte die Preisträger beim großen Finale Foto: Fritsche

Der Wettbewerb um den sechsten internationalen Schramberger Eberhard-Friedrich-Walcker Preis ist entschieden: Der diesjährige Gewinner ist Johannes Krahl aus Leipzig.

Schramberg - Die hochkarätige Jury aus Frederica Ianella, Jozef Serafin, Michel Bouvard, David Franke und dem Vorsitzenden Ludger Lohmann hatte nach dem Spiel der drei Jungorganisten und 30 Minuten der Beratung so entschieden. Den zweiten Platz erspielte sich Stephan Pollhammer, den dritten Nataliya Abryutina. Gleichzeitig wurde der Publikumspreis vergeben: Dieser ging ebenfalls an Johannes Krahl.

Der erste Preis war mit 5000 Euro dotiert, überreicht von Oberbürgermeisterin sowie Wettbewerbsschirmherrin Dorothee Eisenlohr, der zweite mit 3000 Euro, überreicht vom Schramberger Sparkassen-Filialdirektor Benjamin Schneider, und der dritte mit 2000 Euro, überreicht von MS-Schramberg-Geschäftsführer Heimo Hübner. Der Publikumspreis war eine von der Uhrenfabrik Junghans gestiftete Armbanduhr, eine "Junghans Meister fein Automatic". Junghans-Gesellschafter Hans-Jochem Steim überreichte sie. "Eigentlich müssten diejenigen einen Preis bekommen, die damals eine neue Orgel anschafften und keinen neuen Glockenturm", meinte Steim.

Die Werke des Finales

Seit Mitte Mai hatte täglich virtuose Orgelmusik aus der St.-Maria- und der Heilig-Geist-Kirche geklungen. Die Jungorganisten hatten in den ersten Tagen die Besonderheiten der beiden für sie noch ungewohnten Orgeln kennengelernt und dann die Auswahlrunden bestritten. Für das Finale konnten sie aus mehreren von der Jury bestimmten Stücken auswählen, was es für das Publikum noch interessanter machte. Aus Präludium und Fuge op. 37 von Felix Mendelsohn-Bartholdy trugen sie die Fugen in c- und d-Moll vor, aus den Zwei Kanons op. 56 von Robert Schumann die Stücke "Andantino", "Innig" und "Nicht zu schnell". Pflicht für alle waren die Fuge as-Moll von Johannes Brahms sowie Präludium und Fuge über Bach von Franz Liszt.

Die vorgetragenen Werke waren anspruchsvolle Kompositionen, die das Können der Jungorganisten forderten und gleichzeitig die klangliche Bandbreite der Walcker-Orgel voll zur Geltung brachten. Für die Jury und auch für das Publikum ist das Johannes Krahl am vergangenen Freitagabend am besten gelungen. Auch die Walcker-Orgel wurde von den dreien (und den anderen sieben in den Tagen davor) voll ausgereizt. Hätte die "Königin der Instrumente" eine Seele, wäre es ein Fest für sie gewesen, sicher aber für ihren Erbauer Eberhard Friedrich Walcker.

Freude

"Ich freue mich so, dass der Wettbewerb endlich wieder stattfinden kann", hatte Gebhard Pfaff, Vorsitzender des Vereins Schramberger Orgelkonzerte, beim Start des Finals erklärt. Und der Jury-Vorsitzende Ludger Lohmann lobte das große spielerische Können aller zehn Wettbewerbsteilnehmer: "Schon nach der ersten Auswahlrunde war klar, dass eigentlich alle eine Chance zum Gewinnen haben würden." Oberbürgermeisterin Eisenlohr freute sich mit dem Sieger über seinen Gewinn, als sie ihn überreichte: "Toll, dass Sie gewonnen haben und das Sie mit den 5000 Euro etwas anfangen können, auch dass sie mit der Junghans-Uhr eine Erinnerung aus Schramberg mitnehmen." Der Orgelwettbewerb stärke Schramberg nach innen und nach außen, sagte sie.

Besinnung

"Warum machen wir das alles", stellte der Vereinsvorsitzende Pfaff am Ende des Finals und nach der Preisverleihung die rhetorische Frage, um sie dann gleich zu beantworten. "Menschen haben die Chance, über sich hinaus zu wachsen, ja, ihrem Gott zu begegnen, wenn sie den richtigen Rahmen bekommen. Für die Begegnung mit der Transzendenz schaffen die neu gestaltete Kirche, die Menschen und die Orgel einen solchen Rahmen." Deshalb danke er allen für die Unterstützung, insbesondere auch Kirchenmusikdirektor Rudi Schäfer, ohne den der Wettbewerb so nicht möglich gewesen wäre. Der Erlös des Finals geht an die Opfer des Krieges in der Ukraine.

Info: Die Preisträger

■Erster Preis und gleichzeitig Publikumspreis: Johannes Krahl. Er studiert Kirchenmusik und Orchesterdirigent an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig, wo – obwohl in Bautzen geboren – derzeit sein musikalischer Schwerpunkt liegt. Er sammelte Erfahrungen durch die erfolgreiche Teilnahmen an mehreren Wettbewerben und an bedeutenden Instrumenten, etwa in der Londoner Westminster Abbey.

■Zweiter Preis: Stephan Pollhammer. Er studiert seit 2015 als Konzertfach Orgel an der Universität Mozarteum in Salzburg. Auch er hat schon eine Reihe von Erfolgen bei Orgelwettbewerben erzielt und spielte unter anderem als Solist zur Festspieleröffnung in Salzburg.

■Dritter Preis: Nataliya Abryutina. Sie begann mit sechs Jahren Orgel zu spielen und schloss 2019 das Studium am Moskauer Konservatorium mit Auszeichnungen ab. Nun lebt sie in Lübeck und studiert an der dortigen Musikhochschule.