Die Rüstung für Ross und Reiter wird bei der großen Landesausstellung zu den Bauernkriegen in Bad Schussenried eine Hauptattraktion sein. Foto: Steinmetz

Ein besonderes Exponat ist für 500 Jahre Bauernkrieg auf Reisen gegangen. Der Ritter aus Glatt hat dafür ein komplett neues Innenskelett erhalten.

Die Ritterrüstung für Ross und Reiter im Kultur- und Museumszentrum Schloss Glatt geht auf Reisen. Bei der großen Landesausstellung in Bad Schussenried zu den Bauernkriegen vor 500 Jahren wird der Ritter eine Hauptattraktion sein.

 

Mit einem weinenden und lachenden Auge schaut Museumsleiter Cajetan Schaub in der Rüstkammer zu, wie der Ritter auf dem schwarzen Pferd abgebaut wird. Das Harnisch wird für die große Landesausstellung „Uffrur! Utopie und Widerstand im Bauernkrieg 1524/25“ ausgeliehen. Dort wird die Leihgabe eines der Highlights und damit, so Schaub, aber auch eine gute Werbung für das KMZ Schloss Glatt sein.

Beeindruckendes Ausstellungsstück

Es geht zügig mit dem Abbau voran. Der Helm ist schon verpackt. Vorsichtig nimmt Restaurator Moritz Paysan zusammen mit Volontärin Carolin Kunzi jetzt die Arme und den Brustharnisch ab. Die Lanze ist schon entfernt worden, sie wird jedoch nicht für Bad Schussenried benötigt.

Für die Landesausstellung erhält der Ritter aus Glatt einen Streitkolben. Er bekommt auch ein anderes Pferd – einen Schimmel, ausgestattet mit einer prachtvollen Pferdedecke. Ross und Reiter werden ein beeindruckendes Bild abgeben, ist sich Paysan sicher.

Aluminium und Stahl

Er war bereits im Februar zu Restaurierungsarbeiten in Glatt. Die waren auch nötig. Die Ritterrüstung war bislang mit einer beweglichen Gliederpuppe gezeigt worden. In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die Stabilität der Gelenke aber nachgelassen. Der Ritter saß dadurch leicht vornüber gebeugt im Sattel und machte nicht gerade einen sehr streitbaren Eindruck auf seinem imposanten Schlachtross.

Weil die Figurine nicht mehr zu reparieren war, fertigte das Restauratorenteam des Landesmuseums Württemberg ein neues, angepasstes Innenskelett an. Es besteht aus gepolstertem Aluminium und Stahlprofilen. Der Rost am Harnisch wurde entfernt und mit Schutzwachs vor erneuter Korrosion versehen.

Kreisübergreifendes Projekt

Die Leihgabe aus Glatt ist, so Paysan, ein besonderes Stück. Ein komplettes Harnisch zusammen mit der Pferderüstung sei selten. „Wir sind froh, es bei der Landesausstellung präsentieren zu können“, sagt er.

In Glatt ist ebenfalls eine Ausstellung zu den Bauernkriegen geplant – ein gemeinsames Projekt der Landkreise Freudenstadt und Rottweil sowie der Stadt Sulz. Die Vorbereitungen dazu laufen seit etwa zwei Jahren.

Einzelne Orte, darunter Loßburg, Alpirsbach, Glatt und Sulz, sollen während der Zeit der Bauernkriege schlaglichtartig präsentiert werden, erklärt Schaub das Konzept.

Glatter Ausstellung ab August

Gut, dass man im Kultur- und Museumszentrum eine Rüstkammer hat. Sie enthält auch Waffen aus dem ersten Drittel des 16. Jahrhunderts, auf die zurückgegriffen werden kann. Von Archivalien abgesehen, seien sonst nicht viele Exponate zu finden, erläutert Schaub das Problem für die Ausstellungsmacher.

Der Ritter kommt jedoch erst im September wieder heim. Somit wird er in Glatt bei der Eröffnung der Ausstellung zu den Bauernkriegen Anfang August noch nicht da sein. Für Schaub verschmerzbar: „Es ist eine Win-win-Situation.“ Zurück bekommt er nämlich ein restauriertes Ausstellungsstück.

Die Einzelteile der Ritterrüstung sind, sorgfältig verpackt, am Mittwoch nach Bad Schussenried transportiert worden. Die große Landesausstellung „Uffrur!“ wird am 26. April im dortigen Kloster eröffnet.