Empfangen wurden die Besucher am gestrigen Museumstag von Museumsleiterin Sandra Seltenreich (von links) und den mittelalterlichen Marktfrauen Brundhilde Volle, Waltraud Schmid, Marianne Pfitzer und Susanne Winter. Foto: Fotos: Köncke

Heimatgeschichte: Eigener Museumstag lockt mit mittelalterlichem Leben und Flohmarkt zahlreiche Besucher

Das Alte Schloss hat seine Besucher am Sonntag mit Marktfrauen in mittelalterlichen Gewändern empfangen. Auf dem Flohmarkt wurden Schätze aus vergangenen Sonderausstellungen und Handwerkerhöfen angeboten, und das Schlosscafé lud zum Verweilen bei Kaffee und Kuchen ein.

Altensteig. Der kreisweite Museumstag am 3. Oktober wurde abgesagt. "Wir öffnen trotzdem", waren sich der Ausschuss des Altensteiger Heimat- und Geschichtsvereins und die Kulturbeauftragte der Stadt, Sandra Seltenreich einig. Das Ausscheren hat sich gelohnt. Nicht finanziell, der Eintritt war frei, sondern besuchermäßig. Den ganzen Tag über herrschte auf allen vier Stockwerken und beim Flohmarkt reger Betrieb. Empfangen wurden die Gäste von mittelalterlich gekleideten Marktfrauen in Leinenkleidern und seidenen Unterröcken, mit Stirnband verzierten Hauben, kunstvoll geknoteten Gürteln und Lederbeuteln. Und die seit Februar dieses Jahres residierende Museumsleiterin trug ein ritterliches Kettenhemd – alles Requisiten aus dem Fundus von Mitglied Isabella Mackert aus Altensteig, die im Schlosscafè für die Bewirtung zuständig ist. Statt der ursprünglich geplanten Gerstensuppe wurden Saitenwürste, Kaffee und Kuchen serviert. Auf dem Gang davor hatte man Tische aufgestellt mit "übrig gebliebenen" Schmuckstücken früherer Sonderveranstaltungen. Gegen eine Spende konnte man sie mit nach Hause nehmen.

Wer wissen wollte, was die erste, schriftliche Erwähnung von Altensteig mit der Belagerung durch den Markgrafen von Baden zu tun hat, wie die Altstadt um 1740 aussah, welche Schäden das Nagold-Hochwasser angerichtet hat, warum die beiden Flankentürme der unversehrt gebliebenen Burganlage "Himmel" und "Hölle" heißen, und welche Rolle früher die Flößerei und Gerberei in der Gegend gespielt haben, konnte sich beim Gang über vier Stockwerke ausführlich Informieren – und von den anwesenden Museumsdamen Auskünfte einholen.

Zum Tag des offenen Denkmals kommen mehr als 100 Besucher

Auch wenn die großen Sonderschauen wegen Corona im letzten und in diesem Jahr ausgefallen sind – wobei es auf Grund neuester, bundesweiter Nachrichten durchaus sein könnte, dass die Weihnachtsausstellung im Dezember in verändertem Rahmen stattfinden könnte (Sanda Seltenreich: "Wir planen schon mal") – erwiesen sich die ersatzweise angebotenen Aktionstage nach Auskunft der Museumsleiterin als echte Publikumsmagnete. An den Öffnungstagen über Ostern konnte man in den Vitrinen viele kunstgewerblichen Artikel betrachten und Kinder begaben sich auf die Suche nach Kunsteiern – als Belohnung gab’s Schokoladenhasen.

Dass zum Tag des offenen Denkmals am 12. September mehr als 100 Besucher vorbeigeschaut haben, obwohl "nur" Pläne und Bilder über den Verlauf der Restauration der historischen Schlossanlage an den Wänden hingen, hat positiv überrascht. Ein Renner mit durchweg 50 bis 70 Interessierten war auch die Intarsienausstellung vom 4. Juli bis zum 29. August. Meister Theo Widmann präsentierte dekorative Einlegearbeiten aus Holz. Auch die bisherigen drei öffentlichen Museumsführungen am ersten Sonntag eines Monats kamen nach Angaben der Leiterin gut an.

Bekanntlich wird der Raum Dürnitz im ersten Stock neu gestaltet. Gezeigt werden in Vitrinen und anderem Mobiliar geologische Sammlungen – verschiedene Gesteinsschichten, Kleindenkmale, Grenzsteine und anderes mehr. Unter der Überschrift "Steinerne Zeugen" hält der frühere Vorsitzende des Heimat- und Geschichtsvereins, Oskar Wössner, am Donnerstag, 14. Oktober, ab 19 Uhr im Alten Altensteiger Rathaus einen zielführenden Vortrag. Durch die Neuausrichtung wird eine anderer Standort für den "Kinosaal" mit Monitor und neun historischen Dokumentarfilmen gesucht, die in Zusammenhang mit der Stadt Altensteig stehen. Auf jeden Fall wird er mit zwölf gemütlichen Zuschauersesseln bestückt, die der Verein vom Calwer Lichtspieltheater erworben hat.