Der Hohenzollern Markt am 14. und 15. September ist nicht nur eine Gelegenheit, die regionale Kultur zu erleben, sondern auch eine Würdigung der langen Verbundenheit zwischen Empfingen und den Hohenzollern. Teil davon ist auch ein Sulzer Künstler.
Zu dieser Geschichte steuert das Sulzer Bauernfeind-Museum ein Ereignis bei, die Kaiser Wilhelm II. und den weltberühmten Orientmaler Gustav Bauernfeind betrifft, der am 4. September 1848 in Sulz geboren wurde.
Diese Geschichte ereignete sich, als Kaiser Wilhelm II. im Herbst 1898 eine Palästina-Reise unternahm. Im Oktober 1898 verließ der Kaiser mit seinem Hofzug Berlin und machte sich auf den Weg nach Konstantinopel. Mehr als 200 offizielle Gäste und hunderte von Pilgern folgten dem Ruf des Kaisers, sich der Palästina-Reise anzuschließen.
Nach Friedrich kommt Wilhelm
Friedrich II. und Wilhelm II.
Sie fuhren direkt nach Palästina und stießen dort zu dem Gefolge. Die Empfänge in der türkischen Hauptstadt, auch in Syrien und Palästina waren enthusiastisch.
Am 25. Oktober erreichte die kaiserliche Jacht „Hohenzollern“ Haifa. Nach 670 Jahren kam wieder ein deutscher Kaiser auf den Boden des Heiligen Landes. Zum letzten Mal war es der Staufer-Kaiser Friedrich II. gewesen, der 1228/1229 auf seinen Kreuzzügen die Pilgerstätten eroberte.
Ein Album aus Stuttgart
Mit Haifa betrat Wilhelm II. den Boden des Heiligen Landes auf einer deutschen Kolonie der Tempelgesellschaft. Von Haifa ging es über Sarona weiter nach Jaffa. Dort empfing der Kaiser kurz vor seiner Abreise nach Jerusalem eine Delegation der Tempelgesellschaft.
Dabei überreichte Christoph Hoffmann, Vorsteher der Tempelgesellschaft, dem Kaiser ein Album im großen Atlasformat mit einem Gewicht von 30 Kilogramm und den Abmessungen 50 x 66 x 10 Zentimeter, das von der kunstgewerblichen Werkstatt für Lederarbeiten von Albert Feucht, Königlicher Hoflieferant, in Stuttgart hergestellt worden war.
Bewässerung in Jaffa
Mit eingebunden waren in dieses „Kaiseralbum“ vier Aquarelle von Gustav Bauernfeind. Der Kaiser besah das Album. Bei dem Aquarell von Haifa machte er die Bemerkung: „Das ist ja die Kolonie Haifa.“
Bei den Bildern von der Kolonie Jaffa sagte die Kaiserin: „Das ist ja eine Oase in der Wüste“, während ihr Mann erläuterte: „Die Wasserverhältnisse in diesem Lande interessieren mich besonders.“
Bauernfeind „ist bekannt“
Bei dem Bilde von Sarona sagte der Kaiser: „Es ist interessant und erfreulich, diese schöne Kolonie in diesem Lande zu sehen.“
Bei dem Bilde von der Kolonie Jerusalem sagte die Kaiserin: „Das ist ja wirklich prächtig.“
Der Kaiser erkundigte sich, wer die Bilder gemacht habe. Hoffmann antwortete: „Maler Bauernfeind aus München.“ Wilhelm II. entgegnete: „Der Name ist mir bekannt.“ Hoffmann bemerkte noch, dass Bauernfeind in Jerusalem auch einige Bilder ausgestellt habe.
Rückkehr nach sechs Wochen
Bilder vom Heiligen Land
Die vier Aquarelle von den Kolonien wurden von Bauernfeind nach den Tageszeiten benannt und zeigen allegorisch die vier Jahreszeiten im Heiligen Land.
Für die Tempelgesellschaft war die Audienz bei Wilhelm II. von Bedeutung. Auch für Bauernfeind wäre es eine große Ehre gewesen, dem Ereignis beiwohnen zu können.
Im Anschluss an die Audienz verließ der Hof-Zug Jaffa in Richtung Jerusalem. Am nächsten Morgen, den 29. Oktober 1898, brachen sie frühzeitig auf, und erreichten Jerusalem.
Am 31. Oktober 1898 weihte Kaiser Wilhelm II. die Erlöserkirche ein. Am 3. November fand darin ein Abschiedsgottesdienst statt, bevor er über Jaffa, Beirut und Damaskus nach sechs Wochen wieder Richtung Berlin reiste.