Die Landesausstellung „THE hidden LÄND – Wir im ersten Jahrtausend“ in Stuttgart wurde eröffnet und präsentiert bis Anfang Januar das archäologische Erbe Landes. Dabei funkeln auch Schatzfunde aus Sülchen und aus der Sammlung des Diözesanmuseums Rottenburg in der Ausstellung im Kunstgebäude Stuttgart.
Laut Melanie Prange, Leiterin des Diözesanmuseums Rottenburg und Diözesankonservatorin, bot die Bereitstellung wichtiger Leihgaben eine Gelegenheit für einen gegenseitigen Austausch: So werden in Sülchen, in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, in dieser Zeit neue Fundensembles gezeigt, welche die Stücke ersetzen, die vorübergehend nach Stuttgart gereist sind. Die Objekte aus der Zeit zwischen dem 6. und 7. Jahrhundert gewährten Einblicke in die dynamischen Lebenswelten des Frühmittelalters und ließen die Begegnungen unterschiedlicher Kultur- und Glaubensräume in der Region hautnah erleben.
Gabriele Graenert vom Landesamt für Denkmalpflege stellt anlässlich des Objekttausches fest: „Die Stuttgarter Schau ist eine wunderbare Möglichkeit, die herausragenden Ergebnisse der Ausgrabungen in der Sülchenkirche nochmals stärker in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Es ist ein Glücksfall, dass diese Möglichkeit gleichzeitig dafür genutzt werden kann, in dem einmaligen Ambiente der Sülchener Unterkirche viele inzwischen restaurierte andere Funde aus den Depots des Landesamts für Denkmalpflege zu zeigen.
Menschen aus dem 7. und 8. Jahrhundert
In den Grabausstattungen treten uns Menschen aus der Gemeinschaft entgegen, für die im 7. und 8. Jahrhundert die Sülchenkirche zum religiösen Zentrum wurde. Wie die heutige Kirche selbst sind die Funde Relikte aus einer Zeit, in der die Grundlagen unserer eigenen Gesellschaft gelegt wurden. Die Unterkirche von Sülchen mit den authentischen Bauresten und Exponaten macht diese Vergangenheit konkret erlebbar: Man taucht ein in eine Lebenswelt, in der sich mit dem Christentum ein neuer Glaube verankerte und in den Landschaften am Neckar erste Kirchen und Klöster entstanden.“
Sogar byzantinische Einflüsse
Laut Prange zeigen die Kunst- und Gebrauchsgegenstände, die in der Ausstellung unter der Sülchenkirche nun zu Gast sind, fränkische und in Einzelfällen sogar byzantinische Einflüsse. „Sie sind kostbare Zeugnisse des Alltagslebens in einer pluralen, äußerst heterogenen Gemeinschaft, die kulturell weitreichend vernetzt war“, sagt Prange. Prunkvolle Accessoires, Amulette und erstaunlich gut erhaltene Waffen, die frühmittelalterliche Menschen ihren verstorbenen Angehörigen mitgaben, beleuchteten gesellschaftliche und religiöse Facetten dieser Epoche und führten den Besuchern die Geschichte der alemannischen Siedlung eindrücklich vor Augen. „Den frühmittelalterlichen Menschen über die Funde nah zu kommen, ist äußerst berührend“, stellt Prange fest.
Amulett im Grab
„So wurde einem Mädchen, das hier um die Mitte des 6. Jahrhunderts bestattet wurde, ein Amulett mitgegeben, welches das Kind auch im Jenseits beschützen sollte. Ein ebenfalls in seinem Grab liegender Beinkamm wurde in ähnlicher Ausführung bisher nur in reichen Kriegergräbern gefunden. Das verdeutlicht, wie hoch der soziale Rang des Kindes beziehungsweise seiner Familie war.“