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Automuseen im Land: Im Museum in Gaggenau können Besucher Unimogs selbst testen.

Gaggenau - Im Unimog-Museum Gaggenau erwartet die Besucher mehr als nur eine Fahrzeugschau.

Es brauchte erst einen schmerzhaften Einschnitt, um die Pläne für ein Unimog-Museum gedeihen zu lassen: Im Jahr 2001 fiel in den Chefetagen des Autobauers Daimler-Benz die Entscheidung, die Fertigung des Unimog vom badischen Gaggenau ins Lkw-Werk nach Wörth in Rheinland-Pfalz zu verlagern. 51 Jahre nach dem Produktionsbeginn lief am 2. August 2002 der letzte Unimog vom Gaggenauer Band. Zurück blieben Wehmut und die Idee, mit einem Museum ein Stück Unimog in Gaggenau zu erhalten. "Der Umzug nach Wörth war der Anstoß für dieses Museum", sagt Stefan Schwaab, Vorsitzender des Vereins Unimog-Museum. Der Trägerverein, der mittlerweile mehr als 1000 Mitglieder zählt, sammelte Spenden, suchte Sponsoren und investierte schließlich rund 3,5 Millionen Euro in den Bau des Museums, das am 3. Juni 2006 erstmals seine Pforten öffnete - 55 Jahre nachdem das erste "Universal-Motor-Gerät", derU2010, in Gaggenau produziert wurde.

Ambiente: Die Pläne für den Museumsbau stammen aus der Feder des Architekturbüros Kolbecker in Gaggenau. Holz, Glas und Sichtbeton prägen das knapp neun Meter hohe Gebäude. Im zweistöckigen Eingangsbereich ist neben einem Museumsshop auch ein Bistro untergebracht, das innen Platz für 45, auf der Terrasse für 90 Besucher bietet.

Kinder: Zu jedem Ausstellungsstück gibt es nicht nur eine Erklärungstafel für Erwachsene, sondern mit dem "Young Mog" auch einen eigenen Wissens-Parcours für Jugendliche samt einer Ausbildungsstation. Schülergruppen können darüber hinaus im Schnelldurchgang ein Getriebe zusammenbauen. Für die kleinen Besucher erklärt "'s Moggele" beispielsweise, was einen Unimog von einem Ochsen unterscheidet. Die auf Hochglanz gewienerten teils über 60 Jahre alten Exponate sollen nur mit den Augen betrachtet werden. Interaktive Elemente sind für den selbst gestellten Anspruch, ein familienfreundliches Ausflugsziel zu sein, jedoch unverzichtbar. Und so gibt es auf der gut 1300 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche verschiedene Bereiche, wo es ausdrücklich heißt: "Anfassen erlaubt!"

Lernen: Auf einer Weltkarte können die Gebiete erkundet werden, wo der Unimog überall im Einsatz ist. Eine interaktive Karte des Murgtals gibt Tipps für Ausflugsziele in der Region. Kurzfilme nehmen die Besucher mit auf eine Reise in die vielfältigen Einsatzgebiete des Unimog, sei es in der Land- und Forstwirtschaft oder bei der Bundeswehr im Kosovo und in Afghanistan. Gezeigt werden nicht nur die Modelle aus sieben Jahrzehnten und viel erlebbare Technik, sondern auch die Entwicklung der Welt- und Technikgeschichte nach 1945. Passend zum Baujahr der Exponate werden Schlaglichter auf die politischen, sportlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Ereignisse der jeweiligen Zeit geworfen - vom Mauerbau über die Mondlandung bis zur Wahl Joseph Ratzingers zum Papst. Bis heute ist der Unimog einer der vielseitigsten mechanischen Helfer auf vier Rädern. Nach den Plänen des damaligen US-Finanzministers Henry Morgenthau sollte Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg in ein Agrarland umgewandelt werden. Dafür entwickelte Albert Friedrich, zuvor Konstrukteur für Flugzeugmotoren bei Daimler, zusammen mit Heinrich Rössler und Hans Zabel die Zugmaschine. "Mehr als ein vollwertiger Ersatz für Pferde, mehr als ein Schlepper - das ist der Unimog", lautete einer der ersten Werbeslogans für das anfangs von einem 25 PS starken Vier-Zylinder-Dieselmotor angetriebene Allradfahrzeug.

Erleben: Unbestrittener Höhepunkt des Museumsbesuchs ist die (Mit-)Fahrt in einem Unimog auf dem 4100 Quadratmeter großen Hindernisparcours auf dem Außengelände. Wenn Helmut Stolz, einer von 50 ehrenamtlichen Fahrern, den Motor des 218 PS starken Unimog startet, schlagen nicht nur Kinderherzen höher, sondern vor allem die vieler Erwachsener: Los geht's zur Rundfahrt über den großen Abenteuerspielplatz. Mit bäriger Kraft setzt sich der 125000 Euro teure U4000 in Bewegung. Spielerisch nimmt das tonnenschwere Gefährt eine Treppe mit 90 Prozent Steigung - im sechsten Gang wohlgemerkt, vorwärts wie rückwärts. Spätestens jetzt versteht man, was Daimler-Chef Dieter Zetsche gemeint hat, als er sagte: "Manche sagen, das ist der John Wayne unter den Nutzfahrzeugen. Der Unimog braucht keine Straßen, er braucht nur einen Auftrag." Weiter geht die Fahrt über Baumstämme, Betonrohre und eine Schrägrampe. "Er schafft Schräglagen bis 30 Grad", sagt Stolz. "Das kann auf einem Trümmerfeld, etwa nach einem Erdbeben, durchaus vorkommen." Wem das Mitfahren nicht genug ist, der kann ein mehrstündiges Fahrertraining absolvieren und sich dann selbst hinters Steuer setzen.