Viele der Ausstellungsstücke wie diese Amethystdruse haben Größen, wie sie die Besucher noch nie gesehen haben (rechtes Bild). Ob groß oder klein, bei der Ästhetik und Schönheit der ausgestellten Stücke geht dem Besucher der "Welt der Kristalle" das Herz auf, niemand kann sich dem Zauber der Kristalle und Mineralien entziehen. Foto: Riedlinger

Vor genau zehn Jahren wurde Ende März 2011 die "Welt der Kristalle" in Dietingen als Museum eröffnet. In dieser Zeit hat das Kleinod weltweit viele Fans gefunden. Das Jubiläum musste nun in Corona-Zeiten im kleinsten Kreise stattfinden.

Dietingen - "Wir haben in der Familie ein Glas Sekt getrunken, anstatt eine große Feier machen zu können", sagte Birgit Müller am Karsamstag. Ein wenig enttäuscht klingt ihre Stimme schon. "Wir hatten uns schon sehr darauf gefreut, aber es war halt nicht möglich." Und nun muss das Museum aufgrund der Inzidenzwerte seit Ostermontag wieder geschlossen haben. "Hoffentlich geht das bald vorüber, damit wir wieder öffnen können."

An ihre Anfänge erinnert sich die Familie Müller gerne zurück. Alexander Müller hatte seit frühester Kindheit Kristalle gesammelt und nach und nach mit einem Handel das Hobby zum Beruf gemacht. Nach zweijähriger Planungs- und Bauzeit konnte das Museum am jetzigen Standort eröffnet werden. Ursprünglich hätte das Bauvorhaben auf Rottweils Berner Feld stattfinden sollen, doch das gewünschte Grundstück gab es damals nicht.

"Das war damals ganz schön schwer, die Bank von unseren Plänen zu überzeugen", schmunzelt Alexander Müller heute. "Wir waren mutig und hatten eine tolle Vision. Doch wir hatten auch einen guten Grundstock, rund 80 Prozent der Ausstellungsstücke gehörten uns bereits." Das gab wohl den Ausschlag.

Innerhalb kurzer Zeit mauserte sich das Museum zu einem Publikumsmagneten. Vor zwei Jahren hatten sie rund 40 000 Besucher, 300 Busgruppen kamen nach Dietingen in die "Welt der Kristalle".

Die Besucher stammen laut Gästebücher aus 77 Ländern. Beeindruckend! Nicht nur sämtliche europäischen Länder sind vertreten. Gäste kommen aus Bolivien, Kasachstan, aus China und Arabien. In einem israelischen Reiseführer ist Dietingen mit der "Welt der Kristalle" als sehenswertes Reiseziel aufgeführt.

Im vergangenen Jahr, in Corona-Zeit, waren es immerhin noch 19 000 Besucher. Allerdings kein einziger Bus mehr und keine Führungen, die Alexander Müller meist selbst macht. Genauso konnten von ihm keine Reisen mehr in andere Länder unternommen werden, die Minen sind komplett geschlossen oder bis auf 20 Prozent reduziert. Die letzte Reise war im Januar 2020 auf eine Messe in den USA. Seither nichts mehr, Corona hat die ganze Welt im Griff.

Der Geschäftsbetrieb wie Angebote und Verkäufe läuft seit einem Jahr nur virtuell. Doch viele Dinge muss man vor Ort mit eigenen Augen ansehen, ist sich Alexander Müller sicher. "Das ist wie bei uns: die Leute hören davon, doch wenn sie hier sind, können sie sich der Schönheit und dem Zauber der Kristalle, Mineralien und Fossilien aus 45 Ländern nicht mehr entziehen. Die Größe der Ausstellungsstücke spricht da für sich. Wer eine vier Meter hohe Amethyst-Druse gesehen hat, die mehr als drei Tonnen Gewicht hat, ist sichtlich beeindruckt. Das ist ein anderes Kaliber, als wenn man ein Stück von 40 Zentimeter sieht. Wir wollten immer die Ästhetik und die Schönheit, aber auch die Größe zeigen."

Deshalb wird die Zeit für neue Aufgaben genutzt. Während ein Großteil der 15 Beschäftigten in Kurzarbeit ist, wurden zwei Durchbrüche im Museum gemacht. Der Shop soll vergrößert, ein Büro für Birgit Müller sowie ein Aufenthaltsraum angebaut werden. Zusätzlich wird das Lager erweitert, und es soll ein Technikraum für die benötigten Gerätschaften entstehen. Die sind notwendig, denn viele Ausstellungsstücke sind tonnenschwer.

Um rund 190 Quadratmeter wird sich die Nutzfläche vergrößern. Damit sich möglichst bald die Ausstellungshallen wieder mit Besuchern füllen und diese mit glänzenden Augen die außerordentlichen Ausstellungsstücke bestaunen können.