Klara Stingel, die Leiterin des Museums für Volkskunst in Meßstetten, an ihrer neuen Wirkungsstätte – hier vor einer Vitrine mit Flaschen, die teilweise über 300 Jahre alt sind. Foto: Stadt Meßstetten/Volker Bitzer

Im Spätsommer hat Klara Stingel die Leitung des Meßstetter Museums für Volkskunst übernommen, im Herbst mit Bravour ihre erste Feuertaufe bestanden: Die Sonderausstellung „Weihnachtskrippen“ war ein respektabler Publikumserfolg.

„Die Krippenausstellung hat bewiesen, wie sehr Kunst die Menschen berühren kann.“ Das – und noch ein wenig mehr. Unter anderem auch, dass die Stadt Meßstetten mit Klara Stingel eine fähige Museumsleiterin und Ausstellungsmacherin engagiert hat.

 

Eine Wiederholungstäterin wohlgemerkt, denn Klara Stingel hat vor vielen Jahren schon einmal im Museum für Volkskunst gearbeitet: Anno 1990 war sie zuständig für die fotografische Inventarisierung der circa 1300 Objekte, beschriftete in Zusammenarbeit mit den Kunsthistorikerinnen Karteikarten – damals noch mit der Schreibmaschine – und beklebte sie mit analogen Fotos. Kommt einem 35 Jahre später selbst schon museal vor.

Wie ist es zu diesem Comeback gekommen? Es gab mehrere Gründe: Bürgermeister Frank Schroft hatte gewohnt freundlich nachgefragt, ob Klara Stingel an der Nachfolge von Hildegard Schade interessiert sei; die Aussicht, wieder mit alten Bekannten zusammenzuarbeiten, erschien verlockend.

Von Anfang an ging es Klara Stingel um die Kunst

Und dann war da natürlich die Aufgabe selbst: Das Museum für Volkskunst ist – ganz davon abgesehen, dass sie schon bei der Gründung dabei war – für Klara Stingel nicht irgendein Museum: Von Anfang an lag das Schwergewicht auf dem Wortbestandteil „Kunst“.

Und im Fokus stand weniger der direkte Bezug zur lokalen Geschichte, der im klassischen Heimatmuseum eine wesentliche Rolle spielt, als die ästhetische Gestaltung der Exponate, die gestalterischen Fähigkeiten der Schöpfer und die kunsthistorischen Bezüge zum gesamten süddeutschen Raum. „Aber nicht nur auf die Geschichte, sondern auch auf die Geschichten kommt es an – die Dinge wissen so viel zu erzählen“.

Von Null auf 100 durchgestartet

Mit dieser Maxime ist Klara Stingel gleich von Null auf 100 durchgestartet. Wie beurteilt sie den Erfolg ihrer ersten Sonderausstellung? Hat alles geklappt, ist sie zufrieden mit dem Verlauf?

„Dank dem Engagement des Hausmeisters und der Unterstützung der Leihgeber hatte ich beste Startbedingungen – dass die so oft vor Ort waren und mich bei den Führungen unterstützt haben, das war wie ein Geschenk.“

Auch die Alt-Bürgermeister kamen

Und die Gäste? Klara Stingel erinnert sich nur zu gerne an die Grundschüler der Meßstetter Burgschule und den Eifer, mit dem sie den zuvor mit Lehrerin Nadja Mühling erarbeiteten Fragebogen zu den einzelnen Krippen für die Kinder ausgefüllt hatten.

Oder an ein Mitglied einer aus Ennetach angereiste Frauengruppe, das sich hinterher sichtlich berührt für die Ausstellung bedankte, an die gemeinsam angereisten Alt-Bürgermeister aus der Region und an die intensiven Gespräche, etwa über die sowohl Geburt als auch Tod behandelnde Schöpfung „alpha omega“ von Albert Mauz aus Burladingen-Hausen und über die eindrucksvollen Figuren aus der Werkstatt Angela Trippis aus Palermo. Nicht zuletzt die Begeisterung der Besucher, so Klara Stingel, habe die Krippenschau zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht.

Immer den Bogen zur Gegenwart schlagen

Nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung – was kommt nun? Die nächste Veranstaltung findet im März statt und ist der Skulptur des Unkrautsäers aus dem Museum gewidmet.

Klara Stingel will ihre Geschichte im Rahmen eines Vortrages in den Kontext der heutigen Zeit stellen und einen Bogen vom historischen Einzelobjekt zur Gegenwart schlagen – übrigens ein grundsätzlicher Anspruch, den in Zukunft möglichst alle Vorträge und Sonderausstellungen erfüllen sollen. Ende Mai soll die nächste Sonderausstellung zu einem textilen Thema eröffnet werden.

Das Gebäude setzt den Ideen Grenzen

Gibt es etwas, was Klara Stingel besser machen möchte? „Schwierig. Das Gebäude setzt Grenzen, etwa bei der Bewirtung oder bei Aktionen. Aus der Not eine Tugend und aus dem Bestehenden das Beste machen, das ist meine Devise.“

Vielen in Meßstetten ist Klara Stingel auch als versierte Fotografin und Mitarbeiterin von Foto-Weber in Ebingen in Erinnerung. Ist sie immer noch mit der Kamera unterwegs? Stingel verneint die Frage – sie hat die Kamera, von Ausnahmen abgesehen, beiseitegelegt und ist derzeit mit dem Archivieren des Materials beschäftigt.

Außerdem nimmt das Tieringer Ortsjubiläum sie in Beschlag – immerhin hat sie fast 50 der 750 Tieringer Jahre aus nächster Nähe miterlebt. Momentan bearbeitet sie Videoaufzeichnungen aus den 1980er und 90er Jahren für eine Präsentation im Rahmen der Jubiläumsfeier.

Und sie sie sichtet Bildbände, auch solche von Freundinnen und ihren Familien. Keine Frage: Klara Stingel werden die Ideen und die Arbeit so bald nicht ausgehen.